Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kliniken im Kreis Sigmaringen sind schon jetzt überlastet
Inzidenz steigt auf 240,7 – Landrätin spricht über drohende Ausgangsbeschränkung
SIGMARINGEN - Die Corona-Situation im Kreis Sigmaringen bleibt angespannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt, Stand Montag, bei 240,7. Die verschärften Regeln für Handelsgeschäfte, betroffene Kindergärten und Schulen traten am Montag in Kraft.
Die Situation an den Kliniken spitzt sich weiter zu. „Wir sind jetzt schon überlastet“, sagt Jan-Ove Faust, der Geschäftsführer der Kliniken. Innerhalb einer Woche habe sich die Zahl der Covid19-Patienten verdoppelt. Aktuell behandelt das Krankenhaus 22 Coronafälle, sechs Patienten sind auf Intensivstationen, sechs Patienten werden beatmet. Der Klinik-Geschäftsführer rechnet damit, dass die nächsten Tage und Wochen schlimmer werden als die Zeit um Weihnachten, da sich die hohen Fallzahlen erst mit einer Verzögerung von ein bis zwei Wochen im Krankenhaus niederschlagen.
Auf Nachfrage von SPD-Kreisrat Matthias Seitz in einer digitalen Sitzung, warum sich der Landkreis vergangene Woche gegen die Verhängung einer Ausgangssperre entschieden habe, sagte die Landrätin, dass dies mit hohen rechtlichen Hürden zu tun habe. „Eine Ausgangssperre ist die Ultima Ratio“, sagte Stefanie Bürkle, zuvor müssten alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Die Schließung von Kindergärten, die Einführung von Wechselunterricht an betroffenen Schulen und die Beschränkungen für den Einzelhandel seien Maßnahmen gewesen, die zuerst ergriffen werden mussten, so Bürkle. „Ich will nicht ausschließen, dass es zu gegebener Zeit soweit sein kann.“
Wie berichtet, hatte es einige Widersprüche gegen die vom Kreis verhängte Corona-Notbremse gegeben, die seit 20. März gültig ist. Unter anderem hatte ein Bad Saulgauer Elektronikmarkt widersprochen. Die Kreisverwaltung hatte darauf ihre Entscheidung nochmals erläutert. Aufschiebende Wirkung haben diese Widersprüche keine.
Eine gute Nachricht verkündete Dr. Susanne Haag-Milz, die Leiterin des Gesundheitsamts. Aktuell gebe es in den Pflegeheimen des Kreises keine Infizierten. „Das ist ein Erfolg des Impfens und des Testens.“
In der Kreistagssitzung wurde deutlich, dass im Kreisimpfzentrum nach wie vor nicht genügend Impfstoff verfügbar ist. Nach Angaben des Leiters Willi Römpp könnten täglich zwischen 900 und 1000 Impfungen erfolgen, zudem sei ein Impfbetrieb an sieben Tagen die Woche realistisch. Hochgerechnet auf die Woche sind aktuell nur rund 1700 Impfdosen verfügbar, was soviel heißt, dass bei Vollausschöpfung der Kapazitäten bereits am Dienstag alle für eine Woche verfügbaren Impfstoffe abgegeben sind. „Wann kommt welcher Impfstoff ? Es fehlt an Glaubwürdigkeit“, sagte Römpp und nannte Astra-Zeneca als Beispiel: Zwischenzeitlich bekomme das Kreisimpfzentrum weniger Dosen als von Biontech zugewiesen.