Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Krötenwanderung: Vorsicht mit dem Auto
Tiere sterben auch durch Strömungsdruck, der von den Autos ausgeht
SIGMARINGEN (sz) - Durch den Temperaturanstieg in den letzten Tagen werden jetzt vermehrt Kröten und auch Frösche aus ihrer Winterstarre geweckt und beginnen ihre Wanderung zu den Laichplätzen. Den Winter verbringen die Erdkröten an frostfreien Orten wie Komposthaufen, Laubhaufen, Baumwurzeln oder feuchte Erdlöcher, wo sie in eine Winterstarre verfallen, heißt es in einer Pressemeldung des Nabu. Wenn dann die Temperatur wieder ansteigt und es nachts noch regnet, beginnen die Tiere oft massenhaft mit der Wanderung zu dem Gewässer, in dem sie auch geschlüpft sind.
So wandern alljährlich Hunderte von Erdköten vom Wildpark Josefslust zum Baggersee am Krauchenwieser Park, um dort abzulaichen. Dabei müssen sie die Straße nach Ablach überqueren. Durch die noch niedrigen Temperaturen sind die Tiere noch sehr unbeweglich und es dauert relativ lange, bis sie an die andere Straßenseite gelangen. Dadurch werden viele Opfer des Autoverkehrs.
Helfer Karl F. Gauggel hat am Morgen des 27. März dort 53 überfahrene Kröten gezählt. Die Zahl wird in den nächsten Tagen, wenn die Krötenwanderung richtig in Gang kommt, noch zunehmen. Die Tiere sterben nicht nur dadurch, dass sie unter die Räder gelangen, wie Alfred Bauernfeind vom Nabu Sigmaringen erläutert, sondern auch durch den Strömungsdruck der Autos. Vor dem Auto baut sich ein Überdruck auf und unter dem Auto dagegen entsteht ein Unterdruck. Fährt das Auto über die Kröte hinweg, so ist das Tier dieser Druckverteilung ausgesetzt. Der Druck wächst mit der Fahrgeschwindigkeit an. Schon bei Überfahrtempo von 50 Stundenkilometer haben die Kröten kaum eine Überlebenschance. Bei Tempo 30 jedenfalls würden viele der Tiere überleben. Es sollten deshalb die an dieser Straße aufgestellten Tempo-50-Schilder durch Tempo-30-Schilder ausgetauscht werden.
Der Nabu weist darauf hin, dass vor allem in regnerischen Morgen-, Abend- und Nachtstunden und bei milderen Temperaturen die Autofahrer besonders aufmerksam sein und die Tempolimits einhalten sollten. Wenn die Geschwindigkeitsbegrenzung von vielen Autofahrer nicht beachtet wird, müsste die Straße während der Amphibienwanderung gesperrt werden. Dauerhafte Hilfe würden langfristig fest installierte Zäune und Amphibientunnel bieten.