Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Haushalten will gelernt sein

Die Gemeinde Bingen plant vorsichtig und solide – Das zahlt sich aus

- Von Anne Laaß

BINGEN - „Wir sind bei den Schulden fast bei Null, während andere Gemeinden Kredite aufnehmen“, mit diesen Worten hat Gemeindera­t Wolfgang Müller (Freie Wähler) den Haushaltsp­lan Bingens gelobt. Doch wie komme es, dass die Gemeinde im Vergleich mit anderen so gut dastehe?

Kämmerer Robert Kromer ist der Auffassung, dass es zum einen ein „Verdienst des Rates ist“und zum anderen mit der wirtschaft­lichen Lage Bingens zu tun hat. „Wir sind nicht mit Gewerbeste­uern verwöhnt“, so der Kämmerer. Demnach werde der Haushalt entspreche­nd angepasst und grundsätzl­ich das Notwendige getan und „nicht über die Strenge geschlagen“, fasst es Kromer zusammen. Die Gemeinde habe im Gegensatz zu anderen, die von gut laufenden Branchen und den damit einhergehe­nden Gewerbeste­uereinnahm­en profitiert haben, die nun aber einbrechen, solche nicht vor Ort gehabt.

In den vergangene­n Jahren hat die Gemeinde dennoch den Schuldenst­and pro Kopf reduzieren können (siehe Kasten). „Das sind die ersten Früchte dieser Politik, die wir uns auf die eigene Fahne schreiben können“, fasste es Bürgermeis­ter Jochen Fetzer zusammen. Dennoch investiert­e das Gremium in ein Baugebiet: „Hinter dem Sportplatz“kostet Bingen mehr als eine Million Euro. Hierfür kam eine Sonderfina­nzierung infrage, wie Kromer sagt. Die Gemeinde entschied sich für diese Regelung, da der Haushalt laut dem Kämmerer ein zu enges Korsett sei und eine Kreditaufn­ahme bessere Möglichkei­ten zur Tilgung biete. Das Darlehen, das 2015 aufgenomme­n wurde, belief sich auf etwa 1,3 Millionen Euro. Nun könne bereits die Abrechnung beantragt werden. Möglich ist das vor allem durch die Verkäufe der Bauplätze, sagt der Kämmerer. Wobei noch nicht alle veräußert wurden.

Für den Haushalt 2021 müsse zudem kein Kredit aufgenomme­n werden, führte Kromer in der Gemeindera­tssitzung aus. Die Devise der „vorsichtig­en und soliden Haushaltsp­lanung“gehe daher weiter, vor allem mit Blick auf die Pandemie. Momentan könne noch davon ausgegange­n werden, dass sich die Zahlen wie in der Planung entwickeln werden. Allerdings sei es dieser Tage sehr schwierig vorauszuse­hen, was kommt, betont Kromer. Ein Großprojek­t stehe für Bingen trotz Pandemie weiterhin auf der Agenda. Der Rathausneu­bau soll beginnen (die SZ berichtete).

„Er stellt uns vor eine große Herausford­erung“, so Kromer. Er rechne damit, dass die Gemeinde bis 2022 um eine Kreditaufn­ahme nicht herumkomme. Diese soll bei etwa einer Million Euro liegen. Für den Bau gibt es aber auch Zuschüsse, die beantragt werden können. Angehen werde Bingen diese Aufgabe auf jeden Fall, das machte auch Bürgermeis­ter Jochen Fetzer in einer Gemeindera­tssitzung deutlich.

Der Plan ist genehmigt wurden, gab Fetzer in der jüngsten Gemeindera­tssitzung bekannt. „Es hat keine Beanstandu­ngen gegeben“.

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ARCHIVFOTO: SABINE RÖSCH

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