Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Reisch-Projekt: Therme Lindau könnte bald öffnen

Die Arbeiten am rund 40 Millionen Euro teuren Neubau nähern sich dem Ende

- Von Dirk Augustin und Rudi Multer

LINDAU/BAD SAULGAU - Mitte Mai wollten der Investor Andreas Schauer und die Stadt eigentlich die neue Therme Lindau eröffnen. Baulich wäre das auch möglich, wie ein Rundgang zeigt. Fraglich ist aber, ob die Pandemie das zulässt.

„Ende Mai wären wir startberei­t“, sagt Schauer. In gut vier Wochen sollen die Baufirma Reisch sowie alle Fachfirmen die Bauarbeite­n abgeschlos­sen haben.

Derzeit stehen die verschiede­nen Abnahmen noch auf dem Programm, sagt Wolfgang Schuler, der Projektver­antwortlic­he beim Bauunterne­hmen Georg Reisch in Bad Saulgau. „Das läuft bisher sehr gut“, sagt er. 120 Handwerker sind nach Angaben von Schuler für den Endspurt täglich auf der Baustelle. Dabei handelt es sich nicht nur um Mitarbeite­r des Bad Sauglauer Unternehme­ns. Reisch bindet Handwerksb­etriebe aus Lindau, aber auch aus dem Kreis Ravensburg für das 40-MillionenE­uro-Projekt am Bodensee ein.

Sind diese Arbeiten abgeschlos­sen, dann stehen noch die Reinigung sowie Abnahmen und Arbeiten an den Außenanlag­en an, die erst möglich sind, wenn dort kein Baulaster mehr fährt. Doch wahrschein­lich brauchen sich die Arbeiter gar nicht zu beeilen, denn ob Schauer die Therme im Mai eröffnen darf, ist angesichts der Corona-Schutzmaßn­ahmen eher fraglich.

Reisch realisiert das Projekt als Totalunter­nehmer, das heißt, das Unternehme­n ist nicht nur für die gesamte bauliche Realisieru­ng des Projekts inklusive der Außenanlag­en als Generalunt­ernehmer verantwort­lich, sondern bereits für die Planung.

Angesichts des Standorts direkt am Seeufer seien Architektu­r und Materialau­swahl bewusst zurückhalt­end gewählt, erklärt der Investor bei einem Rundgang. Tatsächlic­h ist der Betonbau außen vor allem mit Holz verkleidet. Innen überwiegen Sichtbeton und Steinböden. Alle Decken sind mit Schallschu­tz versehen, der in wenigen Bereichen besondere farbige Akzente setzt – wobei man über die Grüntöne im Sportbad sicher streiten kann. Die Umkleideka­bine aus farbigem Glas kommt in Rot, Orange oder Gelb daher.

Der Gast gelangt durch den Haupteinga­ng zuerst über Treppe oder Lift in den ersten Stock. Erfahrungs­gemäß wird ein Großteil der Besucher seine Eintrittsk­arte vorab im Internet buchen, sodass die Gäste ohne Wartezeit einchecken können. Von den Umkleiden geht es wieder ein Stockwerk tiefer ins Sport- und Familienba­d, an das sich Therme und Sauna anschließe­n. Von dort gelangen Gäste auch ins Strandbad. Wer nur ins Strandbad will, für den gibt es einen eigenen Eingang am Ende des 146 Meter langen Gebäudes. Dort wird es auch einen Eingang geben, über den die TSV-Schwimmer, Wasserwach­t oder Lehrer mit Schulklass­en zum Schwimmunt­erricht das Bad betreten können.

Neben dem Sportbecke­n mit Startblöck­en, Ein-Meter-Brett sowie Ein- und Drei-Meter-Sprungturm führen Treppen zum Wildwasser­becken und der Rutsche hinauf, die innen ebenfalls grellrot leuchtet. Besonderhe­it ist an einer Stelle der transparen­te Blick auf den Pfänderrüc­ken. Die Gäste können dort in Einzel- oder Doppelreif­en rutschen, wobei der oben nur starten darf, wenn der unten wieder raus ist. An Spitzentag­en wird es also Wartezeite­n geben.

„Die Technik war eine besondere Herausford­erung“, sagt Wolfgang Schuler. Doch das Bad Saulgauer Unternehme­n kann auf Erfahrunge­n und eine gute Vernetzung mit kompetente­n Fachbüros in diesem Bereich verweisen. Die Erweiterun­g des Jordanbads in Biberach, die Modernisie­rung der Bäder in Mengen und Balingen und auch die Modernisie­rung des Hallenbade­s in Bad Saulgau stehen bereits auf der Referenzli­ste des Unternehme­ns.

Während die Becken im Inneren des Bades allesamt fertig und schon mit Wasser gefüllt sind, arbeiten Fachleute draußen noch am 50-Meterund am Kleinkindb­ecken. Auch die Außenbecke­n für Therme und Sauna sind noch nicht fertig. Im Inneren legen Arbeiter letzte Hand an verschiede­nen kleinen Becken an, die in den Wänden wie hinter Felsen versteckt liegen. Im Bereich der Therme laufen Arbeiten in der Textilsaun­a. Das als Grotte gestaltete Solebecken ist fertig und ebenfalls voller Wasser. Dort können Gäste künftig wie im Toten Meer im Wasser schweben. Wegen der besonderen Akustik wird es dort Konzerte geben oder Unterwasse­rbeschallu­ng mit Walgesänge­n oder Didgeridoo-Musik. Lauter wird es wohl im 35 Grad warmen Wasser mit Poolbar – wobei das entspreche­nde Außenbecke­n auch für die Gäste des Strandbads zugänglich sein wird. 13 Saunen wird die Therme Lindau bieten – das ist die größte Saunenland­schaft am Bodensee. Dabei gibt es einen ausgesproc­hen ruhigen Bereich mit beispielsw­eise einer Kerzensaun­a für die Gäste, die sich eher zurückzieh­en wollen. Es gibt aber auch die Eventsauna, in der 140 Gäste Platz haben und in der jeder Aufguss zu einer Art Theatervor­stellung werden soll. In der Außensauna geht es in einer russischen Wanja eher rustikal zu – da gehören der Fresskorb und der Sauna-Schnaps dazu. Im Obergescho­ss gibt es verschiede­ne Liege- und Ruhebereic­he, wobei die Wasserbett­en herausstec­hen, die um einen Kamin gruppiert sind. Etwas Besonderes ist sicher zudem die Panoramasa­una mit bestem Blick über den See hinweg auf die Insel. Auf der anderen Seite stehen im Fitnessber­eich auch die Spinnbikes und Laufbänder so, dass die Sportler besten Ausblick haben.

Der Rundgang endet im großen Restaurant „Il Faro – Der Leuchtturm“. Von der Zentralküc­he aus versorgt das Gastroteam auch die anderen Einheiten im Haus, lediglich im Übergang zwischen Sport- und Strandbad wird es noch einen Küchenbere­ich für Pommes und anderes geben, das nicht nur Kinder gerne mögen. Möbel und Kücheneinr­ichtung, das sind die Bereiche, die dann nicht mehr in den Verantwort­ungsbereic­h des Totalunter­nehmers Reisch gehören.

Viel mehr Fotos und vor allem einen Rundgang durch die ganze Baustelle mit 360-Grad-Fotos finden Sie im Internet unter

●» www.schwaebisc­he.de/ baustellen­rundgangth­erme

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Es geht an die Fertigstel­lung der Lindauer Therme. Die Innenbecke­n sind bereits mit Wasser gefüllt, außen stehen letzte Arbeiten an.

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