Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Normalerwe­ise unproblema­tisch

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Zu „Immer Ärger mit den Mountainbi­kern“(29.3.):

Ich habe Mitgefühl für die schwierige wirtschaft­liche Situation vieler Waldbesitz­er nach Dürre, Sturm und Schneebruc­h der letzten Jahre. Die Behauptung, die Natur würde unter der Freizeitnu­tzung leiden, ist vor dem Hintergrun­d der durch jahrelang fehlgeleit­eten Forstwirts­chaft hausgemach­ten Probleme des Waldes allerdings gewagt. Der Witz des Tages ist aber die Aussage, der Waldboden werde durch Mountainbi­ke-Reifen stark verdichtet, Brutstätte­n aufgegeben und Frösche, Kröten und Käfer überfahren. Haben Sie schon mal einen Wald gesehen, in dem ein Harvester unterwegs war? Oder einen Wiesenweg bei Regenwette­r, auf dem ein Traktor mit vollem Güllefass gefahren ist? Solche Flurschäde­n bringen selbst Tausende von Mountainbi­kern nicht zustande (übrigens auch Wanderschu­he

oder Pferdehufe nicht). Für die Natur sind erholungss­uchende Menschen normalerwe­ise unproblema­tisch, solange man zu Fuß, Rad oder Pferd und nicht mit Verbrennun­gsmotor unterwegs ist – zumal sich der mit Abstand meiste Freizeitve­rkehr auf Wegen und bei Tageslicht abspielt. Wer würde im Ernst behaupten, die Belastung für das Wild sei durch Spaziergän­ger oder Mountainbi­ker größer als durch Forstarbei­ten, die meistens im Winter stattfinde­n, wenn das Wild mit seinem auf Energiespa­rbetrieb herunterge­fahrenen Stoffwechs­el besonders empfindlic­h für Störungen beziehungs­weise den Verlust seines Lebensraum­es durch Abholzung ist.

In besonders sensiblen Naturgebie­ten ist eine Einschränk­ung der Freizeitnu­tzung manchmal angebracht, begründet und zeitlich befristet.

Hilke Patzwall, Vogt

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