Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Schüssel zum Glück
In regelmäßigen Abständen kommt es vor, dass der Mensch irrt – sowohl im Allgemeinen, als auch besonders im Besonderen. Ein solch besonderer Fall trat neulich in den USA auf, genauer gesagt in Connecticut. Bei einem dort stattfindenden Flohmarkt erwarb ein Herr eine kleine blau-weiße Schüssel, aus der Asiaten gerne ihre Nudelsuppe zu löffeln pflegen. Für umgerechnet gut 30 Euro wechselte dieses Schüsselchen also den Besitzer. Und ein wenig später noch mal. Bei einer Auktion in New York. Jetzt allerdings für etwa 650 000 Euro.
Denn die unscheinbar scheinende Schüssel erwies sich als Exemplar aus dem 15. Jahrhundert, natürlich Ming-Dynastie. Eigentlich berühmt für blau-weiße Vasen, aus denen nur selten Nudelsuppe geschlürft wird. Der Irrtum des Flohmarkthändlers um die Suppenschüssel offenbart exemplarisch, wie sich Unkenntnis in historischen Porzellanangelegenheiten auswirken kann. Der Verkäufer soll dem Vernehmen nach im Nachhinein recht unzufrieden gewesen sein mit dem erzielten Flohmarktpreis. Die deutsche Sprache kennt schöne Formulierungen für derartige Situationen der Reue, etwa: „Ich könnte mich ohrfeigen!“Oder den spontanen Impuls, sich selbst ins Gesäß beißen zu wollen, wenn man nur könnte.
Für uns kann dieser Vorfall nur eines bedeuten: konsequent alles zu kaufen, was auch nur entfernt blauweiß aussieht. Denn von der Sorte Suppenschüssel gebe es laut Experten weltweit im Moment nur sechs weitere. Und wo sonst, wenn nicht auf irgendwelchen Flohmärkten, sollten all die anderen sein? (nyf)