Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Wald steht im Fokus
Die Grünen debattiert über die Zukunft des Forsts
SIGMARINGEN (sz) - Im Rahmen einer digitalen Veranstaltung hat der Sigmaringer Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen am 30. März zum Gespräch geladen. Mit dabei waren laut Pressemeldung Bundestagskandidat Johannes F. Kretschmann und der forstpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Harald Ebner.
Gemeinsam mit dem Förster im Ruhestand, Jörg Scham, diskutierten die Teilnehmer detailreich über die Zukunft der Wälder in Baden-Württemberg. Interessanten Input lieferte zum Beispiel auch Raimund Friderichs, Leiter des fürstlichen Forstbetriebs, der dem Online-Format als Teilnehmer zugeschaltet war. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des grünen Kreisverbands, Klaus Harter, gab Scham, der selbst Forstwissenschaften an der Universität Freiburg studierte, zunächst eine Einführung in die Thematik des Waldes. Er betonte hierbei vor allem die wichtige Rolle, die der Wald nicht nur für die Flora und Fauna, sondern auch für die Gesellschaft spiele. Die vielfältige Aufgabe der Förster erstrecke sich vom Holzerwerb über das Wassermanagement bis hin zur Pflege von Erholungsplätzen, Wanderwegen und Bildungsangeboten bzw. der Waldpädagogik. Er hob hervor, wie wichtig eine wirtschaftliche Nutzung des Waldes auch im Hinblick auf den Klimaschutz sei, da Holz als sehr langlebiges Produkt zuerst zur CO2-Speicherung aus der Atmosphäre beitrage und schlussendlich vom Hackschnitzel in Energie umgewandelt werden könne.
Harald Ebner, der nicht nur Fraktionssprecher für Waldpolitik, sondern auch für Gentechnik und Bioökonomiepolitik ist, lenkte die Diskussion auf die aktuellen Probleme der heimischen Wälder und beschrieb diese auch mit Blick auf die globale Situation. So betonte er zum Beispiel, dass sich der Konflikt um Flächen weltweit zuspitze. Ebner nannte fünf Kernforderungen, die wichtig seien, um Waldökosysteme zu entlasten. Erstens müssten die Stickstoffdepositionen in der Luft reduziert und zweitens, die Bodenverdichtung als zunehmendes Problem gelöst werden. Des Weiteren nannte er das Wassermanagement als entscheidend und warnte in einem weiteren Punkt vor Austrocknung, die dem Boden seine organische Substanz nehme. Auch das Thema Jagd sprach er im Hinblick auf Bissschäden durch Rehe an sowie den Freizeitdruck, den beispielsweise Touristen auf den Wald ausübten. Hier vermischten sich positive mit negativen Aspekten, heißt es in der Mitteilung weiter.
Immer wieder stand in dem Gespräch das, auch unter grünen Politikerinnen und Politikern, umstrittene Thema der Waldstillegung zur Diskussion, häufig in Bezug auf den Nationalpark Schwarzwald. Raimund Friderichs betonte, dass es Nationalparks und Stilllegungsflächen brauche, kritisierte aber die ausgewählte Fläche im Schwarzwald als eine rein politische Entscheidung. Er wünsche sich künftig ein strategischeres Vorgehen. Die Flächen sollten dort stillgelegt werden, wo der Nutzen am größten sei und auch die Wissenschaft sollte immer in ein solches Vorgehen miteinbezogen werden. Johannes F. Kretschmann hielt dagegen und lobte den ersten Nationalpark Baden-Württembergs als ein Projekt, für das kommende Generationen sehr dankbar sein würden, informiert der Kreisverband in der Pressemitteilung.
In der Politik müsse man immer zu Kompromissen bereit sein und im Hinblick auf den Nationalpark überwiegen aus Sicht des Verbands die positiven Aspekte. Kurz vor Ende der Veranstaltung beantworteten die Referenten noch Fragen aus der Reihe der Zuhörerinnen und Zuhörer. „Der Wald ist mehr als ungesägte Bretter“beschloss Ebner den Abend.