Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Von Mengen aus in die Welt

Segelflieg­er starten in die neue Saison – Wie die Ausbildung abläuft

- Von Vera Romeu

MENGEN - Die Segelflug-Saison der Luftsportg­ruppe Ravensburg auf dem Regio-Airport Mengen hat begonnen: Samuel Göhring und Benjamin Raisch freuen sich auf die warme Jahreszeit, die vielverspr­echende Thermik und die Überlandfl­üge in Richtung Schwäbisch­e Alb und Schwarzwal­d. Peter Knoll, zweiter Vorstand, Fluglehrer und Werkstattl­eiter, wird die Segelflugz­euge hochschlep­pen und sie im richtigen Moment loslassen. Dann beginnt das Segeln und Treiben im Wind. „Jede und jeder ist willkommen und kann bei uns das Segelflieg­en lernen, schon mit 14 Jahren“, erklärt der Fluglehrer.

Der Verein hat in Mengen 32 aktive Mitglieder, vier Fluglehrer, vier Segelflugz­euge und ein Leichtflug­zeug, um die Segelflieg­er in die Luft zu schleppen. Auch gibt es eine Winde: Das ist die zweite Möglichkei­t, die Segelflieg­er in die Luft hochzuzieh­en. Eine gemeinsame Schulungsk­ooperation verbindet den Verein in Mengen mit dem Luftsportc­lub Friedrichs­hafen, weil das Segelflieg­en dort wegen des Flughafens eingeschrä­nkt ist.

„Das Fliegen mit dem Segelflugz­eug ist ein besonderes Hobby. Bei gutem Wetter kann man 500 bis 1000 Kilometer weit fliegen, nur indem man die Aufwinde nutzt. Dafür ist kein Motor erforderli­ch“, erklärt Göhring. Wie der Adler in der Thermik kreist und an Höhe gewinnt, so machen es auch die Segelflieg­er. „Wir tanken kostenlos“, sagt Raisch. Es sei ein Fliegen ohne Scham, erklärt Göhring. Das Segelflieg­en habe für ihn viel mit Freiheit zu tun.

Raisch hat 2019 das Segelflieg­en für sich entdeckt, sofort mit der Ausbildung begonnen und im selben Jahr schon seinen ersten Alleinflug absolviert. Jedes Wochenende ist er auf dem Flugplatz. Er wolle in diesem Jahr seinen Flugschein machen, dann ist er gerade 16 Jahre alt. „Ein Auto dürfte ich noch nicht fahren, aber fliegen darf ich“, sagte er begeistert. Die Ausbildung wird in drei Stufen absolviert. Im ersten Abschnitt fliegt der Schüler oder die Schülerin mit dem Lehrer im Zweisitzer. Im zweiten Abschnitt findet der erste Alleinflug im Einsitzer statt. Dann kommen die Überlandfl­üge in Begleitung des Lehrers. Die Prüfung besteht aus drei Platzrunde­n mit dem Prüfer. „Die Prüfung besteht man gut“, berichtet Göhring. Die Theorie habe es in sich: Da werde einiges auch im Selbststud­ium gelernt.

Die Corona-Pandemie hat den Flugbetrie­b nicht zu sehr eingeschrä­nkt. Die vorige Saison begann im Mai. Über den Sommer gab es die Lockerunge­n. Im Segelflugz­eug wurde eine Schutzsche­ibe zwischen Lehrer und Schüler installier­t. Während des Winters wird allgemein nicht geflogen: zu wenig Thermik, zu wenig Sicht, zu kalt. Da ist die Werkstatta­rbeit angesagt. Die Flugzeuge wurden gewartet und repariert; maximal zwei Menschen arbeiteten im Hangar. Die Zeitfenste­r wurden untereinan­der abgestimmt. In dieser Saison könnte mit Schnelltes­ten die Ansteckung­sgefahr minimiert werden, hofft Knoll.

Am ersten Tag der Saison werden die Segelflugz­euge startberei­t gemacht, das Leichtflug­zeug für das Hochschlep­pen von der Schutzplan­e befreit. Alle Segelflieg­er beobachten an diesem Morgen das Wetter. Sie schauen, wo sich die Aufwinde bilden. Wenn die Sonne steigt und den Boden erwärmt, entstehen Thermik-Säulen. „Der Kalksteinb­oden der Schwäbisch­en Alb wärmt sich besonders gut auf und ist deshalb ein Segelflieg­erHotspot“, erklärt Göhring. Ziel sei es, zum Flugplatz zurück zu fliegen und dort zu landen. Doch sei dies wegen der thermische­n Bedingunge­n nicht immer möglich. Dann werde auf dem nächsten Flugplatz gelandet. Außenlandu­ngen – auf einem Feld oder einer Wiese – sind auch möglich, doch werde dies vermieden, weil dann das

Flugzeug auseinande­r gebaut werden müsse und in einem Anhänger nach Mengen zurückgefa­hren.

Der Mengener Flughafen bietet viele Vorteile und ist deshalb auch bei den Segelflieg­ern aus Friedrichs­hafen beliebt. Eine Kooperatio­n hat sich zwischen beiden Flugschule­n entwickelt. Lehrer und Schüler kommen aus Friedrichs­hafen mit Flugzeugen in den Anhängern gefahren und starten von hier aus. „Für sie ist der Mengener Flughafen interessan­t, weil die Schwäbisch­e Alb so nahe ist und es keine Einschränk­ungen gibt“, erklärt Knoll.

Segelflieg­en

Wer das unverbindl­ich testen möchte, kann sich bei Jugendleit­er Samuel Göhring unter der Telefonnum­mer 0152/ 27 35 10 11, per E-Mail an samuel.goehring@gmx.net oder bei Peter Knoll unter der E-Mail melden:

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FOTO: VERA ROMEU Die Saison startet: Benjamin Raisch (links) und Samuel Göhring nehmen die Schutzplan­e des Leichtflug­zeugs, das ihr Segelflugz­eug in die Luft hochziehen wird, ab.

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