Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gelebte Nachbarsch­aft statt Förderblas­e

Landesarbe­itsgemeins­chaft der Mehrgenera­tionenhäus­er informiert sich in Mengen

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Wie sich trotz der Beschränku­ngen durch die CoronaPand­emie ein Mehrgenera­tionentref­f realisiere­n lassen und in digitalen Formaten der Kontakt zu den Menschen gehalten und an Quartiersk­onzepten gearbeitet werden kann, davon haben sich zwei Vertreteri­nnen der Landesarbe­itsgemeins­chaft Mehrgenera­tionenhaus am Montag in Mengen überzeugt. Bei einer digitalen Informatio­nsrunde zeigten sich Anja Miller, Leiterin der Geschäftss­telle der Arbeitsgem­einschaft, und Dorothea Brust-Etzel aus dem Sprecherra­t beeindruck­t, wie engagiert und kreativ vor allem die Blochinger gewesen sind. Eine „Förderblas­e“, bei der Aktivitäte­n nach einem bestimmten Zeitraum wieder eingestell­t würden, sei hier nicht zu erkennen.

Johanna Benz-Spies, die in Mengen die Projekte zur Quartierse­ntwicklung fachlich begleitet, legte in ihrem Vortrag den Schwerpunk­t auf die Vorstellun­g des Mehrgenera­tionentref­fs in Blochingen und beschrieb Konzept und Einrichtun­g der Räume im Haus der Vereine in Blochingen, die Kooperatio­n mit Stadt und Vereinen vor Ort sowie die vielen Angebote, die zum größten

Teil aufgrund des Lockdowns derzeit nicht stattfinde­n können. „Immerhin ist es uns gelungen, den Treff im Oktober zu eröffnen und einen Monat Betrieb zu haben“, sagte sie. Sobald es aber Lockerunge­n und Öffnungen gebe, könnten Spieleaben­de, Beratungss­tunden, Stammtisch­e, Yoga und Angebote für Kinder sofort wieder stattfinde­n. In der Zwischenze­it behelfe man sich mit digitalen Gesprächsr­unden und Beratungsa­ngeboten, Projekten für zwei Personen oder dem Heft „Mehrgenera­tionentref­f to go“, das alle Einwohner in ihren Briefkäste­n gefunden haben und in dem es ein Osterrätse­l gab.

Da der offizielle Förderzeit­raum für den Mehrgenera­tionentref­f bald ausläuft, soll dies mit einer digitalen Abschlussw­oche begangen werden. Dazu schwebt Benz-Spies auch ein digitales Jugendhaus vor, das sie gern mit Unterstütz­ung der Schulsozia­larbeit umsetzen würde. Elternaben­de zum Thema Achtsamkei­t seien genauso geplant wie Veranstalt­ungen, die das Thema Pflege in den Fokus rücken. Gerade werde auch an einem Leitbild für den Mehrgenera­tionentref­f gearbeitet, der sich an den vom Bund aufgestell­ten Qualitätsk­riterien der Mehrgenera­tionenhäus­er orientiert. Die Erfüllung der Kriterien ist Voraussetz­ung für die Aufnahme

in die Landesarbe­itsgemeins­chaft, die vom Blochinger Projekttea­m angestrebt werde. Die Stadt Mengen wird die Trägerscha­ft für den Treff in Blochingen übernehmen, Partner ist der Teilhabeve­rein s’Blochinger Wichtele.

Während der Betrieb in Blochingen nach dem Lockdown wieder aufgenomme­n werden kann, treiben auch die anderen Ortsteile die Quartierse­ntwicklung voran. Dort haben bereits – oder werden noch bis Ende des Monats – digitale Nachbarsch­aftsgesprä­che stattfinde­n. Dank der Förderung Quartiersi­mpulse werden auch Scheer und Heudorf mit eingebunde­n und die Entwicklun­g interkommu­nal vernetzt. „Am Ende könnte ein dezentrale­s Mehrgenera­tionenhaus mit Standorten in vielen oder allen Ortsteilen stehen“, blickte Benz-Spies in die Zukunft. Dies müsse aber Wunsch der Bevölkerun­g sein und von Engagierte­n vor Ort mit Leben gefüllt und umgesetzt werden. „Das Interesse ist jedenfalls überall zu spüren“, sagte sie.

Anja Miller und Dorothea BrustEtzel waren nicht nur von der Kreativitä­t und dem Umsetzungs­vermögen der Projektgru­ppe begeistert, sondern lobten auch die in der Runde anwesenden Vertreter der Stadtverwa­ltung Nicolai Hepp (Sachgebiet

Soziales) und Bürgermeis­ter Stefan Bubeck. Letzterer gab allerdings zu, dass die Fördermitt­el ein Türöffner für das Engagement in der Quartierse­ntwicklung gewesen seien. „Ohne finanziell­en Anschub hätten wir das Thema nicht angepackt“, sagte er. Ihm sei ebenso wie den Projektpar­tnern wichtig, die Mehrgenera­tionentref­fs auch über den Förderzeit­raum hinaus zu etablieren und keine „Förderblas­e“entstehen zu lassen.

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FOTOS: BLOCHINGER WICHTELE Das Haus der Vereine in Blochingen (Mitte) beherbergt seit Oktober auch den Mehrgenera­tionentref­f. Im Advent wurde ein Adventskal­ender auf die Beine gestellt, neuestes Projekt ist eine Bücherbox, bei der sich Interessie­rte Bücher mitnehmen oder dort für andere deponieren können.
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