Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Hagel bleibt für Landwirte das größte Problem
Nur wenige Bauern im Landkreis erwägen neue Versicherung gegen Klimaschäden – Das liegt auch an den Kosten
SIGMARINGEN - Immer mehr Landwirte beantragen Zuschüsse für Versicherungen gegen Klimaschäden beim Land, sogenannte Ertragsausfallversicherungen. Darüber informierte das Landwirtschaftsministerium die „Stuttgarter Nachrichten“. Auch im Kreis Sigmaringen kommt die noch recht neue Versicherung für einige Landwirte in Frage, andere halten sie noch nicht für nötig.
Dass es diesen Trend gibt, bestätigt Dirk Lambertz, Versicherungsmakler der LBV-Unternehmensberatungsdienste aus Bad Waldsee, der auch die Landwirte im Kreis Sigmaringen berät. Grundbaustein der Versicherung ist der Hagelschutz, erklärt er. Diese Versicherung gebe es schon lange, viele Landwirte auch im Kreis haben sie. Die Versicherung könne nun seit einigen Jahren erweitert werden, einmal um Früh- und Spätfrost, Sturm und Starkregen genauso wie Trockenheit und Dürre. Diese Zusätze bezuschusst das Land in den Jahren 2020 bis 2022, und zwar mit 50 Prozent der Beitragszahlungen.
Wie hoch die Beiträge sind, hänge zum einen damit zusammen, um welches Erzeugnis es sich handele, sagt Lambertz: „Weintrauben zu versichern kostet zum Beispiel mehr als Getreide.“Zum anderen spiele auch eine Rolle, wie häufig Schäden in der Region eintreten. Hinzu kommt, für wie viel Geld ein Landwirt seine Produkte vermarktet – je teurer, desto höher die Versicherungssumme, die er wählt.
Im Kreis Sigmaringen spielt laut Lambertz vor allem der Baustein Spätfrost, Starkregen und Sturm eine Rolle. Dürre gebe es in ganz BadenWürttemberg kaum, trotz trockener Sommer in 2019 und 2020. Das könnte sich allerdings ändern, befürchtet Niklas Kreeb, Kreisgeschäftsführer des Kreisbauernverbands BiberachSigmaringen: „Das Thema Elemente und Wetterereignisse wächst und wird künftig eine größere Rolle spielen.“Oberschwaben gehe es derzeit in dieser Hinsicht noch gut, abgesehen vom Hagel, aber er bemerke immer wieder regionale Wetterereignisse und in Folge auch Ertragsausfälle bei den Landwirten.
Einer von ihnen ist Karl Endriß, stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbands und Landwirt in Gammertingen-Bronnen, der Acker, Grünland und Rinder hat: „Der Klimawandel ist unbestreitbar, das merken auch wir Landwirte.“Trockene Jahre seien zwar spürbar, aber seit etwa zwei Jahren sei der Spätfrost ein größeres Problem. Diesen habe es zwar immer schon gegeben, aber nicht in der Form. „Im Februar war es warm, dann wieder kalt, das zerstört die Pflanzen“, sagt er. Der Verlust lag daher schon bei 1500 Euro. „Das gehört zum Berufsrisiko, ist aber natürlich ärgerlich“, fügt er an. Er liebäugelt trotzdem nicht damit, diese Schäden zu versichern, sondern denke eher über den Baustein Trockenheit und Dürre nach. „Das Risiko, im Grünland dadurch größere Schäden davonzutragen, ist einfach höher als durch Frost“, erklärt er. Entschieden sei noch nichts.
Manfred Missel, Landwirt aus Laiz, lehnt eine solche Versicherung für sich ab. Die Basisversicherung, die vor Hagelschäden schützt, habe er schon lange, wie sehr viele Landwirte im Kreis Sigmaringen auch, aber selbst da habe er über die Jahre so viel reingezahlt, wie er rausbekommen hat, sagt er: „Es ist teuer.“Trotzdem hält er diese Versicherung für sinnvoll, da der Schaden auch mal sehr hoch ausfallen kann: „Wenn es mal 100 000 Euro Schaden sind, bricht einem das sonst das Genick.“
Dürre wiederum hält er im Raum Sigmaringen für unwahrscheinlich. „Der Lehm- und Tonboden speichert viel Wasser, deshalb macht es noch nichts, wenn es mal etwas trockener ist“, sagt er. Auch Hochwasser sei weniger ein Problem. „Durch die Geländestrukturen betrifft uns das kaum“, sagt er. Seine Sorge: Eine Versicherung könnte „schweineteuer“sein und sich somit nicht rentieren. Deshalb wolle er erst einmal abwarten – wie viele andere Landwirte im Kreis offenbar auch.