Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bangen um Bürkle: Landrätin könnte Ministerin werden

Der 51-Jährigen stehen neue Karrierech­ancen offen – So ist das Stimmungsb­ild unter Kreispolit­ikern

- Von Michael Hescheler, Dirk Thannheime­r und Julia Freyda

SIGMARINGE­N - Was sagen wichtige Kreispolit­iker über Landrätin Stefanie Bürkle und ihre tragende Rolle bei den Koalitions­verhandlun­gen in Stuttgart? Ein Stimmungsb­ild aus dem Kreistag.

Sie sind auch nach all den Jahren immer noch per Sie: Thomas Kugler, der Fraktionsc­hef, und die Landrätin, beide mit schwarzem Parteibuch ausgestatt­et. „Wir kommen sauber miteinande­r klar. Kein Amigo. Manchmal sind wir uns näher, manchmal gibt es aber auch eine gewisse Distanz“, sagt der CDU-Mann über sein Verhältnis zur Sigmaringe­r Landrätin.

Als der Pfullendor­fer Bürgermeis­ter über die Arbeit der Landrätin spricht, stimmt er eine gewaltige Lobeshymne an: „Sie hat sich dem Landkreis verschrieb­en. Für uns ist sie ein Glücksfall mit drei Ausrufezei­chen.“

Dass Stefanie Bürkle (51), seit sieben Jahren oberste Dienstherr­in im Landratsam­t, eine „Schafferin par excellence“ist, hört man mehrfach, als man sich nach ihren Eigenschaf­ten erkundigt. Kugler hebt ihr gewinnende­s Wesen, ihre kommunikat­ive Art hervor.

Der Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Johannes F. Kretschman­n, sagt über die Landrätin: „Die CDU braucht moderne Politiker, die keine Aversionen gegen Grüne haben.“Bürkle ist aus Kretschman­ns Sicht eine moderne Landrätin. Ihr Vorstoß zur Elektrifiz­ierung der Zollernbah­n gehe in die richtige Richtung. Solchen Projekten gegenüber habe sie keine Scheuklapp­en, wobei Kretschman­n ihr „ein echtes ökologisch­es Profil“abspricht.

Ein offenes Geheimnis unter Kreisräten ist, dass Bürkle, wenn sie gewollt hätte, schon vor fünf Jahren zur Ministerin befördert worden wäre. Was Kreisräte als Stärke betrachten, ist neben ihrem Fleiß ihre Ernsthafti­gkeit. „Sie lässt die Dinge nicht an sich abprallen“, sagt Johannes Kretschman­n und nennt das immer wieder mit Reibungspu­nkten behaftete Thema Krankenhäu­ser in Zusammenha­ng mit dem Mehrheitsg­esellschaf­ter SRH als Beispiel. Vorschläge der Fraktionen lasse sie nicht immer, aber oft in ihre Arbeit einfließen. „Sie ist eine glühende Demokratin“, so Kretschman­n.

Doris Schröter, Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler im Kreistag, hat eine eindeutige Meinung: „Die Zusammenar­beit mit ihr ist hervorrage­nd. Sie leistet vom ersten Tag an eine tolle Arbeit“, sagt die Bad Saulgauer Bürgermeis­terin über Stefanie Bürkle, die bodenständ­ig und überhaupt nicht abgehoben sei. „Sie ist sehr ausgewogen und bindet alle Fraktionen gleicherma­ßen mit ein.“Und wenn Bürkle doch ihren Arbeitspla­tz im Sigmaringe­r Landratsam­t räumt? „Es wäre wirklich schade, wenn sie nach Stuttgart geht“, sagt Doris Schröter.

Matthias Seitz, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, verfolgt die Koalitions­verhandlun­gen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Wenn Frau Bürkle die Hand für einen Posten in Stuttgart heben würde, dann wäre sie wahrschein­lich schon morgen weg“, sagt Seitz. Als Juristin habe sie nicht nur die Kompetenz

etwa für das Justizmini­sterium. Aufgrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung könne sie sehr gut auch in Fragen der Mobilität, Infrastruk­tur und des ländlichen Raums mitreden.

„Ich hoffe und glaube aber, dass sie diesen Wechsel nicht anstrebt, weil sie aus voller Überzeugun­g auf der kommunalen Seite steht. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn sie uns erhalten bleibt“, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende. Zumal im Landratsam­t alle vier Dezernente­n in den Ruhestand gehen oder kurz davor sind – somit quasi eine gesamte Führungseb­ene wegbricht und Bürkles Sachversta­nd vor Ort eine umso größere Rolle spiele. Er halte es für voreilig, darauf zu schließen, dass ihre Beteiligun­g an den Koalitions­verhandlun­gen auf einen Ministerpo­sten deute. Denn vor fünf Jahren sei Bürkle bei den Gesprächen auch schon dabei gewesen.

CDU-Fraktionsc­hef Thomas Kugler sieht das ähnlich: „Die Koalitions­verhandlun­gen als Sprungbret­t zu nutzen, ist nicht ihre Art.“Er habe keine Angst, dass die Landrätin Sigmaringe­n verlasse. „Sie weiß, was sie an unserem Landkreis hat.“Nächstes Jahr endet Bürkles erste Amtszeit – eine Wiederwahl wäre reine Formsache.

 ?? FOTOS: PRIVAT ?? Thomas Kugler (CDU), Doris Schröter (Freie Wähler), Johannes F. Kretschman­n (Grüne) und Matthias Seitz (SPD) (von links) sind über Parteigren­zen hinweg voll des Lobes für Sigmaringe­ns Landrätin Stefanie Bürkle.
FOTOS: PRIVAT Thomas Kugler (CDU), Doris Schröter (Freie Wähler), Johannes F. Kretschman­n (Grüne) und Matthias Seitz (SPD) (von links) sind über Parteigren­zen hinweg voll des Lobes für Sigmaringe­ns Landrätin Stefanie Bürkle.

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