Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rosnaer Bürger diskutieren digital
Wenn aus Nachbarschaftsgesprächen ein Online-Stammtisch wird
- Der erste digitale Stammtisch ist gut angekommen. 14 Personen nahmen teil, sieben schickten die Formulare an die Ortsverwaltung, auf denen sie eingetragen hatten, was sie sich wünschen, was ihnen in Rosna gefällt, was ihnen fehlt und was sie schon immer sagen wollten. In der jüngsten Ortschaftsratssitzung fasste Ortsvorsteherin Cordula Frick die Ergebnisse zusammen. „Ein begeisterter Bürger lobte am nächsten Tag den Ortsgipfel“, berichtet sie der SZ. Der nächste digitale Stammtisch findet am Freitag, 14. Mai, statt.
Wegen der Corona-Pandemie haben sich die Rosnaer Bürger zu einem digitalen Stammtisch getroffen. Ursprünglich war ein analoges Nachbarschaftsgespräch geplant gewesen. Johanna Benz-Spies hatte es angeregt: Sie leitet ein Projekt, das von dem Verein „Allianz für Beteiligung“im Auftrag des Landesministeriums für Soziales und Integration gefördert wird. „Die Bevölkerung ist vielfältiger geworden. Mit den Nachbarschaftsgesprächen sollen die Menschen zusammenkommen, um über ihre Wünsche und Themen im Teilort zu sprechen“, erklärt BenzSpies. Wegen der Pandemie werden diese Gespräche nun als digitale Stammtische in allen Teilorten organisiert.
Im Gespräch mit der SZ berichtet Ortsvorsteherin Frick, dass sie zunächst ein wenig skeptisch gewesen sei, ob im Dorf ein digitaler Stammtisch angenommen werde, auch wegen der technischen Hürden. Doch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde technische Unterstützung angeboten und das habe sehr gut funktioniert. 14 Bürgerinnen und Bürger haben sich angemeldet; die Jüngste sei neun Jahre und die Älteste 83 Jahre alt gewesen. Die Angemeldeten bekamen im Vorfeld ein kleines Stammtisch-Paket vor die Tür gestellt mit einem Piccolo-Sekt, Gummibärchen, Notizblöckchen und einem Evaluierungsbogen.
Am digitalen Stammtisch nahm auch Nikolai Hepp von der Stadtverwaltung, der die Quartierprojekte begleitet, teil. Er stellte die Verbindung zwischen Stadt und Bürgern her. Zum Auftakt erklärte Cheyenne Benz die Regeln, wann man das Mikro ein- und ausschaltet, wie man das Wort ergreift. Ortsvorsteherin Frick begrüßte und Johanna Benz-Spies übernahm die Moderation. Zunächst stellte sie Fragen, damit sich die Teilnehmer vorstellen konnten. So wurde zum Beispiel deutlich, wer neu zugezogen und wer schon immer da ist. Dann ging es darum, was im Dorf gut ist, was besser werden könnte, was fehlt, was gewünscht wird. „Zum Beispiel wünschte jemand eine Büchertausch-Vitrine“, berichtet Ortsvorsteherin Frick. Vielleicht werde die Idee zur Umsetzung kommen: Dafür brauche es ein kleines Team, das sich überlegt, wo die Vitrine aufgestellt werden könnte, welcher Platz für das Verweilen einladend ist, wer sie anschließend betreuen werde. Die Themen, die beim Stammtisch besprochen wurden, entsprachen weitgehend den Themen, die auf den Formularen standen. (Siehe Kasten)
Der digitale Stammtisch sei eine sehr gelungene Veranstaltung gewesen, so das Fazit der Ortsvorsteherin. Es sei wichtig für die Ortschaftsräte und für sie, zu hören, wie die Stimmung im Dorf ist, was die Bürgerinnen und Bürger sich wünschen. Seit der Pandemie gebe es fast keine Veranstaltungen mehr. Eigentlich sei Rosna eine sehr lebendige Dorfgemeinschaft
mit Vereinen, die Veranstaltungen auf die Beine stellen. 2020 fiel das Maibaumstellen, das Sommerfest, das Christbaumstellen und die Fasnet aus. „Das sind die Veranstaltungen, wo das Dorf zusammenkommt. Und das fehlt jetzt“, sagt Ortsvorsteherin Frick.
Der digitale Stammtisch sei kein Ersatz für all das, was ausfalle, doch sei er eine gute Gelegenheit gewesen, mal etwas anderes als den Corona-Alltag zu haben. Johanna Benz-Spies habe vor allem die Neugierde, die Offenheit und die lockere fröhliche Stammtisch-Stimmung besonders gefallen.