Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Corona-Ausbruch bei Helios-Preisser
Das Infektionsgeschehen in Gammertingen spitzt sich weiter zu.
GAMMERTINGEN - Die Corona-Ausbrüche in Gammertingen spitzen sich weiter zu: Am Donnerstag meldete das Sigmaringer Landratsamt sieben zusätzliche Coronavirus-Infizierte, sodass sich deren Zahl auf 83 erhöht. Zu den Kontaktpersonen in Quarantäne zählt auch Bürgermeister Holger Jerg. Beim Handmesstechnik-Hersteller Helios-Preisser fällt ein Viertel der Belegschaft aus.
Seit Ausbruch der Pandemie vor gut einem Jahr verzeichnet Gammertingen nun die höchste Zahl an Coronavirus-Infizierten im Stadtgebiet. Zurückführen lässt sich der rapide Anstieg der Zahlen vor allem auf zwei größere Ausbrüche: einen im familiären Bereich und einen weiteren in einem Gammertinger Betrieb.
Wie Geschäftsführer Siegfried Lorch am Donnerstag auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte, handelt es sich dabei um das Handmesstechnik-Unternehmen Helios-Preisser. Für dieses kommen die Corona-Infektionen zur Unzeit: Hinter den Kulissen wird aktuell über den Abbau von mehr als 80 Arbeitsplätzen verhandelt, den die in
Göttingen beheimatete Muttergesellschaft durchsetzen will.
Am Montag vergangener Woche sei der erste Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden, sagt Siegfried Lorch. Glück im Unglück: Weil sich eine Testpflicht für Unternehmen andeutete, hatte der Geschäftsführer bereits genügend Schnelltests für die gesamte Belegschaft bestellt. Noch am Montag wurden auch alle weiteren Angestellten getestet. „Dadurch haben wir vier weitere positive Fälle entdeckt“, sagt Lorch, der die betroffenen Mitarbeiter umgehend nach Hause schickte. Die vier positiven Schnelltests seien mittlerweile durch die genaueren PCR-Tests bestätigt worden.
Später kamen weitere positive Fälle hinzu, sodass die Geschäftsführung aktuell auf gut zehn Mitarbeiter verzichten muss, die sich mit dem Virus infiziert haben. „Weil sich Kontaktpersonen in Quarantäne begeben mussten, fallen insgesamt etwa 30 Angestellte aus“, sagt Siegfried Lorch. Dadurch verzögere sich die Produktion, Kundentermine könnten nicht eingehalten werden. Aber: „Ich habe mit den Kunden telefoniert und bin überall auf Verständnis für unsere Situation gestoßen.“Mit den ersten Quarantäne-Rückkehrern rechnet Lorch für Anfang nächster Woche. Die Schnelltests haben sich im Betrieb mittlerweile etabliert: Immer montags und mittwochs werden nun sämtliche Mitarbeiter getestet. Laut Gesundheitsamt habe der Betrieb alles richtig gemacht, so Lorch.
In Quarantäne befindet sich seit Sonntag auch Bürgermeister Holger Jerg. Nach einer Besprechung am Mittwoch vergangener Woche mit mehreren Teilnehmern im Rathaus war er darüber informiert worden, dass sich einer von ihnen mit dem Coronavirus infiziert hatte. „Wir haben uns extra im großen Schlosssaal getroffen – mit Lüften, Masken und ausreichend Abstand“, sagt Jerg. Dennoch habe das Gesundheitsamt ihn und die weiteren Gesprächsteilnehmer in Quarantäne geschickt.
Dort müssen sie vorerst auch bleiben – obwohl sämtliche PCR-Tests negativ ausfielen. Für den Bürgermeister ist es das erste Mal, dass er sich in Quarantäne begeben musste. Er arbeitet nun von zu Hause aus. „Das funktioniert auch einigermaßen problemlos“, sagt Jerg. „Abgesehen zum Beispiel vom Transport von
Unterlagen, die es nicht in digitaler Form gibt.“Dennoch freue er sich auf den Tag, an dem er wieder ins Büro gehen darf. Das sei vermutlich am Freitag nächster Woche der Fall.
Während die Schnelltests von Schülern bereits angelaufen sind, werden in Gammertingen nun auch die Kindergartenkinder getestet. Am Donnerstag gab es „Lollitests“für die knapp 150 Mädchen und Jungen des Familienzentrums St. Martin und des Kindergartens St. Michael. „Alle sind negativ ausgefallen“, berichtete Ordnungsamtsleiter Dominik Früh am Nachmittag. „Damit können wir weitere Infektionen erst einmal ausschließen und den Betrieb der Einrichtungen aufrechterhalten.“
Anders sieht es im Kindergarten im Ortsteil Feldhausen aus, wo zwei Erzieherinnen positiv auf das Coronavirus getestet worden waren: 30 Mädchen und Jungen befinden sich in Quarantäne, die Einrichtung bleibt vorerst geschlossen. Fünf weitere Kinder, die nicht in Quarantäne mussten, werden zu Hause betreut. „Bedarf für eine Notbetreuung gibt es offenbar nicht“, sagt Dominik Früh. Vermutlich am 3. Mai könne der Kindergarten wieder öffnen.