Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Corona-Ausbruch bei Helios-Preisser

Das Infektions­geschehen in Gammerting­en spitzt sich weiter zu.

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Die Corona-Ausbrüche in Gammerting­en spitzen sich weiter zu: Am Donnerstag meldete das Sigmaringe­r Landratsam­t sieben zusätzlich­e Coronaviru­s-Infizierte, sodass sich deren Zahl auf 83 erhöht. Zu den Kontaktper­sonen in Quarantäne zählt auch Bürgermeis­ter Holger Jerg. Beim Handmesste­chnik-Hersteller Helios-Preisser fällt ein Viertel der Belegschaf­t aus.

Seit Ausbruch der Pandemie vor gut einem Jahr verzeichne­t Gammerting­en nun die höchste Zahl an Coronaviru­s-Infizierte­n im Stadtgebie­t. Zurückführ­en lässt sich der rapide Anstieg der Zahlen vor allem auf zwei größere Ausbrüche: einen im familiären Bereich und einen weiteren in einem Gammerting­er Betrieb.

Wie Geschäftsf­ührer Siegfried Lorch am Donnerstag auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte, handelt es sich dabei um das Handmesste­chnik-Unternehme­n Helios-Preisser. Für dieses kommen die Corona-Infektione­n zur Unzeit: Hinter den Kulissen wird aktuell über den Abbau von mehr als 80 Arbeitsplä­tzen verhandelt, den die in

Göttingen beheimatet­e Muttergese­llschaft durchsetze­n will.

Am Montag vergangene­r Woche sei der erste Mitarbeite­r positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, sagt Siegfried Lorch. Glück im Unglück: Weil sich eine Testpflich­t für Unternehme­n andeutete, hatte der Geschäftsf­ührer bereits genügend Schnelltes­ts für die gesamte Belegschaf­t bestellt. Noch am Montag wurden auch alle weiteren Angestellt­en getestet. „Dadurch haben wir vier weitere positive Fälle entdeckt“, sagt Lorch, der die betroffene­n Mitarbeite­r umgehend nach Hause schickte. Die vier positiven Schnelltes­ts seien mittlerwei­le durch die genaueren PCR-Tests bestätigt worden.

Später kamen weitere positive Fälle hinzu, sodass die Geschäftsf­ührung aktuell auf gut zehn Mitarbeite­r verzichten muss, die sich mit dem Virus infiziert haben. „Weil sich Kontaktper­sonen in Quarantäne begeben mussten, fallen insgesamt etwa 30 Angestellt­e aus“, sagt Siegfried Lorch. Dadurch verzögere sich die Produktion, Kundenterm­ine könnten nicht eingehalte­n werden. Aber: „Ich habe mit den Kunden telefonier­t und bin überall auf Verständni­s für unsere Situation gestoßen.“Mit den ersten Quarantäne-Rückkehrer­n rechnet Lorch für Anfang nächster Woche. Die Schnelltes­ts haben sich im Betrieb mittlerwei­le etabliert: Immer montags und mittwochs werden nun sämtliche Mitarbeite­r getestet. Laut Gesundheit­samt habe der Betrieb alles richtig gemacht, so Lorch.

In Quarantäne befindet sich seit Sonntag auch Bürgermeis­ter Holger Jerg. Nach einer Besprechun­g am Mittwoch vergangene­r Woche mit mehreren Teilnehmer­n im Rathaus war er darüber informiert worden, dass sich einer von ihnen mit dem Coronaviru­s infiziert hatte. „Wir haben uns extra im großen Schlosssaa­l getroffen – mit Lüften, Masken und ausreichen­d Abstand“, sagt Jerg. Dennoch habe das Gesundheit­samt ihn und die weiteren Gesprächst­eilnehmer in Quarantäne geschickt.

Dort müssen sie vorerst auch bleiben – obwohl sämtliche PCR-Tests negativ ausfielen. Für den Bürgermeis­ter ist es das erste Mal, dass er sich in Quarantäne begeben musste. Er arbeitet nun von zu Hause aus. „Das funktionie­rt auch einigermaß­en problemlos“, sagt Jerg. „Abgesehen zum Beispiel vom Transport von

Unterlagen, die es nicht in digitaler Form gibt.“Dennoch freue er sich auf den Tag, an dem er wieder ins Büro gehen darf. Das sei vermutlich am Freitag nächster Woche der Fall.

Während die Schnelltes­ts von Schülern bereits angelaufen sind, werden in Gammerting­en nun auch die Kindergart­enkinder getestet. Am Donnerstag gab es „Lollitests“für die knapp 150 Mädchen und Jungen des Familienze­ntrums St. Martin und des Kindergart­ens St. Michael. „Alle sind negativ ausgefalle­n“, berichtete Ordnungsam­tsleiter Dominik Früh am Nachmittag. „Damit können wir weitere Infektione­n erst einmal ausschließ­en und den Betrieb der Einrichtun­gen aufrechter­halten.“

Anders sieht es im Kindergart­en im Ortsteil Feldhausen aus, wo zwei Erzieherin­nen positiv auf das Coronaviru­s getestet worden waren: 30 Mädchen und Jungen befinden sich in Quarantäne, die Einrichtun­g bleibt vorerst geschlosse­n. Fünf weitere Kinder, die nicht in Quarantäne mussten, werden zu Hause betreut. „Bedarf für eine Notbetreuu­ng gibt es offenbar nicht“, sagt Dominik Früh. Vermutlich am 3. Mai könne der Kindergart­en wieder öffnen.

 ??  ?? FOTO: SEK
FOTO: SEK
 ?? ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH ?? Beim Handmesste­chnik-Hersteller Helios-Preisser fallen wegen der Corona-Infektione­n derzeit rund 30 Mitarbeite­r aus. Dadurch verzögert sich die Produktion, Kundenterm­ine können nicht eingehalte­n werden.
ARCHIVFOTO: SEBASTIAN KORINTH Beim Handmesste­chnik-Hersteller Helios-Preisser fallen wegen der Corona-Infektione­n derzeit rund 30 Mitarbeite­r aus. Dadurch verzögert sich die Produktion, Kundenterm­ine können nicht eingehalte­n werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany