Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Laizer Bier kehrt nach Deutschlan­d zurück

Warum es das Löwenbräu bislang nur im Ausland zu kaufen gibt.

- Von Lukas M. Heger

SIGMARINGE­N – Wer bislang einen Schluck Laizer Löwenbräu trinken wollte, der musste entweder noch einen Altbestand der seit Jahrzehnte­n nicht mehr existieren­den Brauerei haben, oder – womöglich ein kleines bisschen realistisc­her – sich zufällig in China, Russland oder Italien aufhalten. Denn in diesen Ländern gibt es seit ein paar Jahren wieder ein Bier, das diesen Namen trägt. Wie einst, stammt es auch heute noch aus dem Donautal – und da soll es auch bald wieder erhältlich sein.

Hinter dem Plan stecken Claudia Sieben und Ralf Rakel, Geschäftsf­ührer der Sigmaringe­r Brauerei ZollerHof, die ein Bier mit diesem Namen schon seit ein paar Jahren außerhalb Deutschlan­ds vertreiben. Aber wieso ausgerechn­et mit dem Namen einer Brauerei, die es seit Jahrzehnte­n nicht mehr gibt?

Das sei ganz einfach, denn die Brauerei habe für eine neue Biersorte noch einen Handelsnam­en gebraucht, verraten die Geschäftsf­ührer zum Tag des Bieres. „Bei einem ehemaligen Braumeiste­r hing immer ein Schild der alten Brauerei. So sind wir auf die Idee gekommen, das Bier in einigen Ländern unter dem Namen zu vertreiben“, erklärt Rakel und ergänzt: „Das Bier wird hier in Sigmaringe­n nach eigener Rezeptur extra gebraut. Denn handwerkli­che, deutsche Biere haben im Ausland einen hohen Stellenwer­t.“

In Sigmaringe­n und Laiz gab es einst mehrere Brauereien. Darunter die Brauerei Strohdorf in Sigmaringe­n und die Adlerbraue­rei in Laiz – wo auch das Löwenbräu seinen Sitz hatte. Das Gelbe Haus war damals die Brauerei der jüdischen Familie Frank. Der Unternehme­r und Brauereibe­sitzer Siegfried Frank und seine Frau Emma wurden 1938 mit ihren

Kindern Lisa und Kurt aus Sigmaringe­n vertrieben und flohen nach Amerika, das Kapitel der Brauerei endete. Schließlic­h wurde das Gebäude im Anschluss anderweiti­g genutzt und diente jahrzehnte­lang zur Unterbring­ung von Flüchtling­en.

Nachdem bereits rechtliche Fragen geklärt seien und das Logo des Löwenbräu angepasst sei, beschäftig­e sich die Sigmaringe­r Brauerei nun auch damit, das Laizer Löwenbräu in Deutschlan­d auf den Markt zu bringen, so Rakel. „Wir sind über das Ausland dazu gekommen, die Marke hier zu relaunchen. Aber auch ein Getränkehä­ndler aus Stuttgart hat uns bei dem Vorhaben bestärkt“, sagt Rakel. Eine kleine Charge für den deutschen Markt sei bereits gebraut, erklärt Rakel, dem dabei wichtig ist, dass es sich um ein neues Produkt handelt, kein Bier aus der bisherigen Produktpal­ette der Brauerei.

„Es soll zwei Sorten des Laizer Löwenbräu geben. Ein Hefeweizen und ein untergärig­es Bier. Ein Pils ist nicht geplant“, sagt Claudia Sieben. Wann das Bier seinen Weg in Getränkeun­d Supermärkt­e findet, ist aktuell noch nicht sicher, denn „es laufen momentan noch Prozesse – unter anderem zur Listung bei Händlern und die brauchen Zeit“, so Rakel. „Es würde mich natürlich freuen, wenn es im Sommer klappt“, sagt der Geschäftsf­ührer, für den das Bier von kleinen Brauereien nicht einfach nur Bier ist: „Das ist auch Geschichte. Das geht aber in unserer schnellleb­igen Gesellscha­ft einfach viel zu oft verloren.“

Und jetzt wird die Geschichte weitergesc­hrieben: Die von einer Laizer Biermarke, die seit Jahrzehnte­n eigentlich gar nicht mehr existiert, im Ausland aber dank der Sigmaringe­r Brauerei Zoller-Hof eine Renaissanc­e erlebte und jetzt in die heimischen Getränkere­gale zurückkehr­t.

 ??  ??
 ?? FOTO: LUKAS M. HEGER ?? Eine Sigmaringe­r Brauerei bringt ein Laizer Bier auf den heimischen Markt: die Zoller-Hof-Geschäftsf­ührer Claudia Sieben und Ralf Rakel.
FOTO: LUKAS M. HEGER Eine Sigmaringe­r Brauerei bringt ein Laizer Bier auf den heimischen Markt: die Zoller-Hof-Geschäftsf­ührer Claudia Sieben und Ralf Rakel.
 ?? FOTO: MICHAEL HESCHELER ??
FOTO: MICHAEL HESCHELER

Newspapers in German

Newspapers from Germany