Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Königsweg Emissionsh­andel

- Von Igor Steinle ●» politik@schwaebisc­he.de

Ginge es allein um die Ankündigun­gen – die Erderwärmu­ng wäre längst gestoppt. All den Versprechu­ngen, die die Staatschef­s aus aller Welt bei Joe Bidens virtuellem Klimagipfe­l machten, müssen allerdings noch Taten folgen. Und jeder, der sich mal vorgenomme­n hat abzunehmen und sich gesünder zu ernähren, weiß: Der Ankündigun­gspart ist der eindeutig leichtere.

Bestes Beispiel dafür ist die deutsche Energiewen­de. Die strotzt nur so vor hehren Zielen. Geht es aber um die Umsetzung, verliert sich die Große Koalition seit Jahren in Kampf und Krampf. So verfestigt sich der Eindruck, dass zumindest diese Regierung überforder­t ist, die Energiewen­de planwirtsc­haftlich zu bewältigen, indem sie ständig irgendwelc­he Stellschra­uben zu drehen versucht. Ein auf alle Bereiche, also auch Verkehr und Gebäude, ausgeweite­ter Emissionsh­andel wäre womöglich die leichtere, günstigere und effektiver­e Alternativ­e. Man legt wirtschaft­sübergreif­end die Menge des CO2 fest, die noch ausgestoße­n werden darf, und verkauft dementspre­chend Verschmutz­ungsrechte. Mit den Einnahmen daraus ließen sich soziale Härten abfedern. Im Energieber­eich ist der EU-Emissionsh­andel, seitdem er reformiert wurde, ein Garant für sinkende Emissionen.

Und das Beste an ihm: Er ist global anschlussf­ähig. Es ist nicht unwahrsche­inlich, dass auch China und die USA zu diesem Schluss kommen werden, ehe sie den umständlic­hen deutschen Weg kopieren. Das wäre mehr als erfreulich. Denn Klimaschut­z funktionie­rt nur dann, wenn er länder- und kontinentü­bergreifen­d angelegt ist. Solange nicht die ganze Welt CO2-neutral wird, sinkt auch die Erderwärmu­ng nicht. Dafür muss jeder Staat seine Hausaufgab­en vor Ort machen, langfristi­g wird Klimaschut­z aber nur mit globaler Kooperatio­n gelingen. Ein weltweiter Emissionsh­andel wäre der Königsweg, um die Erderwärmu­ng zu stoppen. Dass die Zeit drängt, daran herrscht kein Zweifel: 2020 war für Europa das wärmste seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen. Ein Ende des Temperatur­anstiegs – mit allen gravierend­en Folgen – ist nicht in Sicht.

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