Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Impfung für Kinder rückt näher
Biontech beantragt EU-Zulassung – Spahn hofft auf Immunisierung vor dem neuen Schuljahr
MAINZ/BERLIN/STUTTGART (dpa) Es gibt Hoffnung für Schüler und deren Eltern auf eine schrittweise Rückkehr zur Normalität: Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren können möglicherweise bereits vor dem neuen Schuljahr gegen Corona geimpft werden. Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und sein USPartner Pfizer wollen in Kürze die Zulassung ihres Vakzins für Kinder von 12 bis 15 Jahren in der EU beantragen, wie eine Biontech-Sprecherin am Donnerstag sagte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ging davon aus, dass im Falle einer Zulassung Kinder dieser Altersgruppe eine erste Immunisierung spätestens in den Sommerferien bekommen könnten. „Stand heute, wenn nichts Ungewöhnliches passiert“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag. „Ein
Impfstoff für Kinder und Jugendliche wäre ein entscheidender Fortschritt auf dem Weg raus aus der Pandemie“, sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den kleinsten und jungen Menschen in unserem Land möglichst rasch wieder ihre Freiheiten und ein unbeschwertes Leben zurückzugeben.“
„Wir haben die Studiendaten für die 12- bis 15-Jährigen in den USA für die bedingte Zulassung eingereicht, in Europa sind wir in den letzten Zügen vor der Einreichung“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin dem „Spiegel“. Laut des Nachrichtenmagazins werde der Zulassungsantrag kommenden Mittwoch bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA gestellt. Im günstigsten Fall könne die Zulassung Anfang bis Mitte Juni erfolgen. Bislang gibt es in Deutschland keinen Impfstoff für Kinder unter 16 Jahren.
Impfungen für die Jüngsten in der Bevölkerung erscheinen inzwischen dringender als am Anfang der Pandemie – damals galten Kinder eher nicht als Treiber. Doch ihre Rolle hat sich nach Einschätzung des RobertKoch-Instituts (RKI) in Deutschland unter anderem durch die Dominanz der ansteckenderen Virusvariante B.1.1.7 geändert. Bei Kindern nähmen die Infektionszahlen deutlich zu, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Donnerstag. „Kinder tragen auf jeden Fall zum Infektionsgeschehen bei“, heißt es im RKI-Lagebericht.
Unterdessen hat Südwest-Gesundheitsminister Manne Lucha den Bund aufgefordert, Baden-Württemberg im Mai und Juni generell mehr
Impfstoff zur Verfügung zu stellen, um die Kampagne zu beschleunigen. Das Land habe gezeigt, „dass wir ohne Weiteres – sofern nur mehr Impfstoff zur Verfügung steht – mehr als 300 000 Impfungen die Woche schaffen“, schrieb der Grünen-Politiker an Bundesgesundheitsminister Spahn. Man könne in den Impfzentren mehr verimpfen als die bisher für BadenWürttemberg angekündigten Lieferungen von maximal rund 338 000 Impfdosen pro Woche. Auch forderte er mehr Impfstoff für niedergelassene Ärzte und Betriebsärzte.
Zudem teilte Lucha mit, dass Beschäftigte der sogenannten kritischen Infrastruktur wie etwa aus dem Lebensmittelhandel oder der Energieversorgung im Südwesten voraussichtlich von Mitte Mai an impfberechtigt sind.