Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der alte Schwede mit dem quirligen Kater

„Petterson und Findus“-Erfinder Sven Nordqvist wird 75

- Von Steffen Trumpf

STOCKHOLM (dpa) - Sven Nordqvist hat die Kindheit vieler Menschen schöner gemacht. Mit der Idee, einen alten Mann mit Hut, Bart und Herzenswär­me zusammen mit einem quirligen, sprechende­n Kater durch seine Bücher spazieren zu lassen, hat der Erfinder von „Pettersson und Findus“einen Dauerbrenn­er geschaffen. An diesem

Freitag wird der schwedisch­e Autor und Illustrato­r 75 Jahre alt.

Es ist beileibe nicht so, dass Nordqvists Heimatland Schweden mit zu wenig Weltklasse­literatur für Kinder gesegnet wäre. Astrid Lindgren erfand Pippi Langstrump­f, Selma Lagerlöf ließ Nils Holgersson mit den Wildgänsen durch die schwedisch­en Lüfte reisen. Dennoch hat es Nordqvist geschafft, Kinder seit den 1980er-Jahren mit einer neuen und ganz eigenen Buchreihe zu begeistern.

Pettersson und Findus sind ein Duo, das man nur schwer nicht mögen kann: da der erfinderis­che, etwas eigene, aber liebevolle Mann, dort die neugierige, kaum zu haltende Katze mit der grünen Trägerhose. Wie sich ihr großer Erfolg gerade unter deutschen Lesern erklären lässt? „Es scheint so, dass viele Deutsche Schweden, unsere schöne Natur und unsere roten Häuschen mögen“, sagt Nordqvist.

Im Gegensatz zu Findus hat Nordqvist nur ein- statt dreimal pro Jahr Geburtstag. Beim deutschen Friedrich Oetinger Verlag würdigt man, dass er sich trotz seiner nunmehr 75 Jahre noch immer ganz genau in die kindliche Seele hineinvers­etzen könne.

Nun spazieren Pettersson und Findus nicht bloß durch die deutsche Kinderbuch­welt: In mindestens 29 Sprachen sind ihre Abenteuer bislang übersetzt worden. Ganz besonders gerne liest man die Bücher jedoch in deutschen Kinderzimm­ern: 6,6 Millionen Exemplare wurden in der Bundesrepu­blik bisher verkauft.

Dabei hat es mit Nordqvists Karriere als Zeichner zunächst gar nicht geklappt. Geboren am 30. April 1946 im südschwedi­schen Helsingbor­g und aufgewachs­en in Halmstad gut 80 Kilometer weiter nördlich, wollte er stets Illustrato­r werden. An der Kunstschul­e wurde er jedoch abgelehnt. Stattdesse­n studierte er in Lund Architektu­r.

Der Traum vom Illustrier­en lebte jedoch weiter. Auf die Architektu­r folgte die Arbeit in einer kleinen Werbefirma, dann zeichnete er für Schulbüche­r und Romane, Plakate und Bilderbüch­er. 1983 gewann Nordqvist einen Kinderbuch-Wettbewerb, was letztlich den Weg für „Pettersson und Findus“bereitete: Ein Jahr später kam schließlic­h „Eine Geburtstag­storte für die Katze“(Original: Pannkakstå­rtan) heraus. Neben mehreren Büchern folgten darauf Hörspiele, Filme, Theaterstü­cke und vieles mehr.

Für sein Schaffen wurde Nordqvist seitdem mehrmals ausgezeich­net, darunter 1992 mit dem Deutschen Jugendlite­raturpreis für „Linsen, Lupen und magische Skope“und 2003 für sein Gesamtwerk mit dem Astrid-LindgrenPr­eis des schwedisch­en Verlags Rabén & Sjögren. Sein Bilderbuch „Wo ist meine Schwester?“brachte ihm 2007 auch den nach dem großen schwedisch­en Schriftste­ller August Strindberg benannten August-Preis ein.

Pettersson habe er viele Wesenszüge von sich selbst und dem verpasst, wie ein guter Vater oder Großvater seiner Meinung nach sein sollte, sagt Nordqvist. Und der kleine Kater? „Findus ist am meisten von meinem ältesten Sohn inspiriert, der klein war, als ich die ersten Bücher geschriebe­n habe.“Dieser und ein weiterer Sohn sind lang erwachsen, während Nordqvist mit seiner Frau heute in der schwedisch­en Hauptstadt Stockholm lebt. Dort zeichnet er nicht mehr so viel wie früher. „Die Lust am Zeichnen hat in den letzten Jahren abgenommen, deshalb habe ich im vergangene­n Jahr hauptsächl­ich wie ein Rentner gelebt.“Er hoffe aber, dass diese Lust zurückkomm­en werde. „Weil es immer noch am meisten Spaß macht, ein Projekt im Gange zu haben.“

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FOTO: MFA FILM
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