Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nach Betrug: Gasthof Bären steht zum Verkauf
Investor türmt nach wenigen Monaten – Wie sich eine Sigmaringer Maklerin für das Gebäude einsetzt
SIGMARINGEN - Es schien alles unter Dach und Fach: 2018 hatte Kapitalanleger Andrzej Stanislaw Chmielewski mit einem stillen Teilhaber das denkmalgeschützte Gasthaus Bären gekauft. Damals sah es danach aus, als wolle er investieren. Inzwischen haben sich alle Pläne zerschlagen – mehr noch: der Investor sei nach mehreren Monaten abgetaucht, wie die Sigmaringer Maklerin Nicole Friemauth berichtet. Sein Ausweis habe sich sogar als gefälscht herausgestellt, er habe mit einem Alias unterschrieben. Jetzt hat die Bank des Investors das Gebäude zum Verkauf gestellt, es ist online inseriert – sollte sich kein Käufer finden, könnte es zur Zwangsversteigerung kommen.
Derzeit hofft Friemauth aber, dass sich zuvor noch ein neuer Investor findet. Die Maklerin hatte damals die Bauherrenbegleitung übernommen, nachdem der Investor das Gebäude gekauft hatte. Im Raum stand damals die Idee, eine zweigeschossige Brauereigaststätte aus dem Bären zu machen. Sie sollte den Umbau und die Sanierung vor Ort begleiten, da der Investor angeblich in Berlin und Leipzig lebte, sagt sie.
Friemauth habe einen Vertrag mit dem Investor abgeschlossen, um den Umbau zu begleiten, erinnert sie sich, alles sei rechtlich abgesichert gewesen, sowohl durch die Bank als auch durch ein Gutachten. „Dann ist er Ende 2019 verschwunden“, sagt sie. Zu diesem Zeitpunkt stand der Investor laut Friemauth in der Auflassungsvormerkung im Grundbuch, das Gebäude war sozusagen reserviert, allerdings war er noch nicht Eigentümer. Geld sei bis dahin nur wenig geflossen, weder an sie noch an den Architekten. Zudem habe die Polizei damals gegen den Mann ermittelt, auch Friemauth sei befragt worden, sagt sie.
Da ihr etwas an dem Gebäude liege, habe sich die Maklerin weiter um das Gebäude gekümmert, trotz der Schulden, die der Investor inzwischen bei ihr hatte. Sie heizte es über den Winter und organisierte, wie zu Beginn vertraglich vereinbart, einen Pächter. Im Frühjahr 2020 zog daraufhin das indische Lokal Bombay Palace ein, der Pachtvertrag läuft über fünf Jahre.
Das Restaurant bleibt – was allerdings nicht bleiben soll, sind die leerstehenden Obergeschosse. Friemauth schweben Wohnungen oder Ferienwohnungen vor. Ihr sei wichtig, dass der künftige Eigentümer Geld in die Hand nimmt, um das Gebäude, das aus dem Jahr 1695 stammt, zu sanieren, und es nicht weiter verkommen lässt: „Der Bären soll wieder der Sigmaringer Geschichte zugeführt werden“, so ihr Wunsch. Dafür bedarf es aber einer Erneuerung – die oberen Räume, in denen früher Fremdenzimmer waren, erinnern an die 60er-Jahre. Doch dafür braucht es einen neuen Investor. Findet sich der nicht, droht die Zwangsversteigerung. Dem möchte Friemauth jetzt allerdings vorgreifen. „Ich habe als Maklerin viel mit Investoren zu tun und habe ihnen den Bären vorgestellt“, sagt Friemauth.
Friemauth weiß von mehreren Interessenten, darunter ein Unternehmen aus Sigmaringen. Mehr will sie dazu aber noch nicht sagen. Innerhalb der nächsten Wochen entscheide sich, wie es mit dem Bären weitergeht. Fest steht bisher bloß, dass das indische Restaurant im Erdgeschoss bleibt.
Nun hat die Bank des früheren Investors das Gebäude übernommen, es steht zum Verkauf für 500 000 Euro. „Das ist ein guter Kaufpreis“, so Friemauths Einschätzung, schließlich müsse einiges investiert werden. Die Maklerin wünscht sich, mit einem neuen Investor zu kooperieren und als Vermittlerin zwischen Investor und Stadt zu fungieren. Ob und wann daraus etwas wird, ist offen.
Gebäudeinnere
Wie das aussieht, sehen Sie online unter
schwäbische.de/baeren-sig