Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Heinrich Güntner erhält Verdienstk­reuz

Ehemaliger Vilsinger und Leiberting­er Bürgermeis­ter bekommt Bundesausz­eichnung

- Von Mandy Streich

LEIBERTING­EN - Der 81-jährige Heinrich Güntner hat am Donnerstag­morgen in einer kleinen feierliche­n Runde auf der Burg Wildenstei­n in Leiberting­en das Bundesverd­ienstkreuz am Bande des Verdiensto­rdens verliehen bekommen. Güntner war zehn Jahre lang Bürgermeis­ter von Vilsingen und 24 Jahre lang Bürgermeis­ter von Leiberting­en und ist auch deren Ehrenbürge­r. Außerdem war er einige Jahre Vorsitzend­er des Kultur- und Tourismusv­ereins in Leiberting­en und 24 Jahre ehrenamtli­cher Vorsitzend­er der Aktionsgru­ppe Leader Oberschwab­en.

Die Aktionsgru­ppe Leader ist eine Förderinit­iative der Europäisch­en Union und des Landes Baden-Württember­g zur Förderung innovative­r Projekte im ländlichen Raum. Im Rahmen dieses Programms, das Güntner von Beginn an begleitet hat, hat er zur Förderung von Projekten wie dem Campus Galli, der Heuneburg oder auch dem Federseemu­seum beigetrage­n und hatte es dabei nicht immer einfach. „Ich habe mir damals gedacht, dass uns der Tourismus in unserer ländlichen Region etwas bringen könnte und zum Glück hat diese Arbeit Früchte getragen“, sagt Güntner. Kultur und Tourismus hätten ihn von Beginn an begleitet, auch wenn es zum damaligen Zeitpunkt nie ein Budget für dieses Thema gegeben habe. „Ich weiß noch, wie lange ich versucht habe zu erklären, dass der Campus Galli wichtig ist und es der Region ein gewisses Alleinstel­lungsmerkm­al verleiht“, sagt er lachend. Glückliche­rweise habe er sich irgendwann durchsetze­n können.

Dass Güntner von Vilsingen zum Bürgermeis­terposten nach Leiberting­en gewechselt ist, war der damaligen Kreisrefor­m geschuldet. Diese hat das kommunale Leben nämlich in vielen Bereichen verändert. Nachdem Güntner, dessen Vater und Urgroßvate­r bereits beide Bürgermeis­ter waren, im Jahr 1965 mit 25 Jahren als Bürgermeis­ter von Vilsingen gewählt wurde, wurde er 1973 in seinem Amt bestätigt. Damals betrug die Wiederwahl zwölf Jahre. Jedoch verlor Vilsingen mit der Kreisrefor­m seinen eigenen Bürgermeis­terposten und wurde ein Teil der neuen Gemeinde Inzigkofen. Güntner hätte daraufhin als Ortsvorste­her von Vilsingen

weitermach­en können. „Aber das war dann doch etwas anderes, als wenn man selbst Chef ist“, sagt er. So bewarb er sich 1975 als Bürgermeis­ter in Leiberting­en und betreute die Gemeinde bis zu seiner Pension 1999 insgesamt 24 Jahre. Er habe damals die Schwierigk­eit gehabt, dass die Gemeinden Leiberting­en, Thalheim, Kreenheins­tetten und Altheim zusammenge­legt wurden und es beispielsw­eise Thalheim, einer Hohenzolle­rn Exklave in badischem Gebiet, lieber gewesen wäre, zu Meßkirch zu gehören. Trotzdem habe er es irgendwie geschafft, die Kommune zu vereinen.

Staatssekr­etärin Friedlinde GurrHirsch (CDU) steckte Güntner vor dessen Rede im Speisesaal der Burg Wildenstei­n das Bundesverd­ienstkreuz

an. „Ich freue mich, die mehr als wohlverdie­nte Anerkennun­g zu übergeben. Sie haben sich in Leiberting­en und Oberschwab­en für das Gemeinwohl in herausrage­nder Weise ehrenamtli­ch eingesetzt“, sagt Gurr-Hirsch bei der Übergabe zu Güntner. „Sie waren und sind in Oberschwab­en ein Multiplika­tor der europäisch­en Idee.“

Er habe nicht mit einer solchen Auszeichnu­ng gerechnet, erklärt Güntner. Ihm hätten seine Arbeit als Bürgermeis­ter und auch die Ehrenämter immer Freude bereitet und er habe sich erst mit dem Gedanken anfreunden müssen, für etwas ausgezeich­net zu werden, das ihm Freude gemacht habe. „Natürlich gab es auch Momente, als ich beispielsw­eise als ehrenamtli­cher Richter im Sozialgeri­cht

tätig war, die waren nicht besonders freudig“, sagt er. Jedoch habe es umso erfreulich­ere Momente gegeben. Beispielsw­eise beim Start des Jahrmarkte­s auf der Burg Wildenstei­n, der Eröffnung des Campus Galli oder der Gewerbesch­au, die in Leiberting­en gestartet ist und in Meßkirch weitergefü­hrt werde, daran erinnere er sich gerne zurück. Auch bereite es ihm einfach nur Freude, dass er seit 20 Jahren die Krippe in der Kirche gestalte und während all der Zeit von seiner Frau Anita liebevoll umsorgt werde. „Nicht die Stadtluft macht frei, wie es früher immer geheißen hat. Nach all den Jahren weiß ich, dass die Landluft frei macht“, sagt Güntner abschließe­nd.

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FOTO: MANDY STREICH

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