Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein Stein schreibt Geschichte
Vier besondere Steine markieren die Grenze zwischen Bingen und Scheer
BINGEN (anl) - Der Gemeindeverbindungsweg von Hitzkofen nach Heudorf führt an grünen Ackerflächen vorbei und direkt über die vormals preußische Grenze ins ehemalige Königreich Württemberg. Das belegen nicht nur alte Karten, sondern auch vier Steine aus dem 19. Jahrhundert.
Drei von ihnen mussten den alten Standorten aufgrund der Flurbereinigung in Bingen-Hitzkofen weichen, wie Projektingenieur Dietmar Hermanutz sagt. Im vergangenen Jahr sind durch die Neueinteilung der Flächen die Steine auf einem Stück gelandet, dass landwirtschaftlich genutzt wird. Nun suchten Hermanutz und sein Team nach einer Lösung. Klar war, dass die Grenzsteine erhalten werden sollen. Die Kosten für diese Arbeit trägt die Gemeinschaft selbst. Die Verantwortlichen informierten bereits im vergangenen Jahr darüber, dass im Frühjahr 2021 ein neuer Platz gesucht und die Steine ausgegraben werden.
Was zunächst einfach klingt, ist für die Teilnehmergemeinschaft, die für die Flurbereinigung zuständig ist, kein leichtes Unterfangen. Zunächst mussten neue Standorte gefunden werden, die den selben Zweck erfüllen: Die Grenze zwischen Preußen und Württemberg aufzeigen. Dann galt es, die Steine millimetergenau einzusetzen. Hierfür haben die Mitglieder der Teilnehmergemeinschaft nicht nur modernste Messgeräte genutzt, sondern auch die Klassiker. Mit Spaten, Zollstock, Maßband, Eisenstangen und Holzmarkierungen wird der Grenzstein genau ausgerichtet, um Hitzkofen und Heudorf kartografisch zu trennen.
Einer von ihnen trägt die Initialen KP (Königreich Preußen) und KW (Königreich Württemberg). Dieser Grenzstein wurde am Donnerstagvormittag im Beisein der Bürgermeister Jochen Fetzer (Bingen) und Lothar Fischer (Scheer) eingesetzt. „Damit bleibt ein Stück Geschichte für die Nachwelt erhalten“, lobte Fetzer die Arbeit der Gemeinschaft. Hermanutz bekräftigte, dass es zwar ein Aufwand sei, „dieser ist aber gerechtfertigt“.
Und nun hat einer von ihnen in der Nähe des historischen Denkmals einen neuen Standort gefunden.