Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sie stemmen bis zu 950 Impfungen am Tag
Diese Freiwilligen sind im Impfzentrum in Hohentengen im Einsatz
HOHENTENGEN - Professionell, gut eingespielt und gut gelaunt. So beschreiben die sieben Gesprächspartner der „Schwäbischen Zeitung“das Team, mit dem sie seit Anfang des Jahres im Kreisimpfzentrum in Hohentengen zusammenarbeiten. An guten Tagen schaffen sie bis zu 950 Impfungen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie.
Rund 150 Ärzte und viermal soviel anderes medizinisches Personal hatte sich Ende vergangenen Jahres auf den Aufruf des Landkreises gemeldet. Zum Stammteam gehören aktuell zehn Ärzte und knapp 60 andere Mitarbeiter. „Es war schnell klar, dass wir nicht alle Interessenten berücksichtigen können“, sagt Professor Franz Konrad, der medizinische Leiter. „Das hätte die Dienstplanerstellung sehr erschwert und wir hätten nicht so schnell Routine und Effizienz erreicht.“Bis auf das Wochenende würden deshalb hauptsächlich Kräfte eingeteilt, die Vollzeit zur Verfügung stünden. Im Falle der Ärzte laut Konrad junge Kollegen, die gerade ihren Facharzt gemacht hätten oder demnächst eine neue Stelle antreten. Die 130 Euro Aufwandsentschädigung, die die Ärzte in BadenWürttemberg für eine Stunde im Impfzentrum
CORONA UND DER IMPFSTOFF erhalten, sei derzeit ihre einzige Einnahmequelle.
Stefanie Seifert arbeitet eigentlich hauptberuflich als Rettungssanitäterin bei den Maltesern in Sigmaringen. Weil sie sich für die Arbeit im Impfzentrum interessiert habe, sei sie von ihrem Arbeitgeber solange ausgeliehen worden. „So habe ich mal eine kleine Auszeit vom Rettungsdienst und bekomme Einblicke in die Impfabläufe, die mich schon sehr interessieren“, sagt die 27-Jährige. Sie gehört zu einem mobilen Impfteam, das Pflegeheime, Krankenhäuser und Wohnheime für Menschen mit Behinderungen angefahren und Bewohner und Mitarbeiter vor Ort geimpft hat. Neben einer Sanitäterkollegin sind noch ein Arzt und ein medizinisch-technischer Assistent dabei. „Es ist spannend, welch unterschiedliche Meinungen die Menschen zum Impfen haben“, sagt Seifert. „Manche hatten großen Redebedarf.“
Für ihre Arbeit im Rettungsdienst will sie diese Erfahrung mitnehmen. „Ich möchte künftig mehr Gespräche mit den Patienten führen, um ihnen Abläufe zu erklären und Sicherheit zu geben“, sagt sie. „Im Einsatz muss vieles schnell gehen, da kommt die Kommunikation manchmal zu kurz.“
Für die Organisation im Impfzentrum erhalten die Beteiligten von den Impflingen meist positive Rückmeldungen. „Beschimpfungen und böse Mails nach der Impfung sind Einzelfälle“, sagt Willi Römpp, der sich um die Verwaltung kümmert. Das Anmeldeverfahren sei vom Bund zentral vorgegeben, darauf habe man keinen Einfluss.