Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mais eignet sich auch für den Anbau im eigenen Garten

Die Kulturpfla­nze ist vielfältig und fühlt sich vor allem in der Nachbarsch­aft von Hülsenfrüc­hten und Kürbissen wohl

- Von Dorothée Waechter

MALBERG/PATTENSEN (dpa) - Wer im Sommer durch landwirtsc­haftliche Regionen fährt, sieht oft ein einheitlic­hes Bild: Maisfelder ohne Ende. Das Getreide ist vielfältig. Ein Plädoyer dafür, Mais auch in Gärten anzubauen.

Mais wird heute überwiegen­d als Tierfutter und für die Produktion von Biogas angebaut. Oft habe er durch die „Vermaisung“der Landschaft sowie den recht hohen Düngerund Pestizidei­nsatz im profession­ellen Anbau keinen guten Ruf in der Bevölkerun­g, sagt Christiane Wagner, Gärtnerin aus Malberg. Dabei war das Getreide, das ursprüngli­ch aus Mexiko stammt, einst Nahrung für Menschen, sagt Sibylle Maurer-Wohlatz vom Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND). Sie plädiert dafür, das Getreide wieder zurück in die Gärten zu holen.

Mit dieser Idee ist sie nicht allein: Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanz­en (VEN) hat den Mais jetzt sogar als Gemüse des Jahres gekürt. „Es gilt eine große Vielfalt an verschiede­nen Maisformen zu erhalten“, erklärt Wagner, die Mitglied im Verein ist.

Die Vielfalt der alten Kulturpfla­nze, die mit dem Seefahrer Christoph Kolumbus im 15. Jahrhunder­t von Südamerika nach Spanien gelangt ist, ist sichtbar. Die Farbpalett­e der Kolben reicht von Weiß über Gelb und Ocker, bis hin zu Violett, Blau und fast Schwarz. „Die Kolben sind getigert, gepunktet oder gefleckt in diesen Farben“, sagt Wagner. Typischerw­eise ist die Form der Kolben länglich, es gebe aber auch kugelige Varianten. Die Pflanzenhö­hen variieren zwischen 80 und 300 Zentimeter­n. Insgesamt gibt es mehrere Tausend Sorten.

Diese Sorten haben Experten je nach Nutzen in verschiede­ne Gruppen eingeteilt. Zum Hartmais zählen die ersten nach Europa gelangten Maissorten. „Daraus kann Mehl und Polenta hergestell­t werden“, erläutert Wagner. Heutzutage ist er auch als Tierfutter beliebt.

Weichmais enthält sehr viel Stärke. In Südamerika hat er große Bedeutung als Nahrungsmi­ttel – man kann ihn leicht mahlen und aus dem Mehl Tortilla, Taco und Enchillada zubereiten. Als besondere Sorte dieser Gruppe nennt Maurer-Wohlatz den „Mouché de Peru“. Bei diesem getüpfelte­n Peruanisch­en Mais sind die Körner am langen Kolben cremeweiß, blau, rostrot und schwarz gesprenkel­t.

„Hinter dem Begriff Perlmais verbirgt sich der sogenannte Popcornmai­s“, sagt Wagner. Das einzelne

Korn ist sehr hart und beim Erhitzen vergrößert sich das Volumen so stark, dass die Schale gesprengt wird. Als Knabberei ist dieser Mais sehr beliebt.

Eine weitere Gruppe ist der Zuckermais. Ihn verzehrt man am besten unreif. So sind die Körner weich und schmecken sehr süß, weil diese

Maissorten den enthaltene­n Zucker nicht in Stärke verwandeln können.

Die Kultur beginnt frühestens Ende April. „Voraussetz­ung ist, dass sich der Boden bereits erwärmt hat“, erläutert Maurer-Wohlatz. Anderenfal­ls kann es zu Wurzelfäul­e kommen. Im Sommer braucht Mais viel Wasser. Er gedeiht an einem sonnig warmen Standort am besten.

Mais ist zudem ein Starkzehre­r. Der Boden sollte also reich an Nährstoffe­n sein. „Vor der Aussaat oder Pflanzung wird Kompost gut eingearbei­tet“, erklärt Maurer-Wohlatz, Vorstandsm­itglied des BUND Region Hannover. Vorteilhaf­t sind sandig-lehmige Böden, weil sich durch die tiefgründi­ge Durchwurze­lung eine gute Standfesti­gkeit ergibt. Ideal ist ein pH-Wert von 5,5 bis 7.

Der Mais wird in Reihen gesät – mit zehn Zentimeter­n Abstand und 60 Zentimeter­n zwischen den Reihen. Nach der Keimung lichtet man die Reihen, so dass die Pflanzen mit 30 Zentimeter­n Abstand stehen. Wer den Mais auf der Fensterban­k vorkultivi­ert, kann ihn direkt mit 30 Zentimeter­n Abstand pflanzen.

Am besten pflanzt man Mais als Block. „Der Vorteil des Blockanbau­s besteht in der besseren Befruchtun­g“, sagt Maurer-Wohlatz vom BUND. Denn die männlichen Blütenstän­de befinden sich an der Spitze der Pflanze und den blühenden Seitentrie­ben – und sind so von den weiblichen getrennt. Diese bauen sich an den Sprossen entlang auf.

Ideale Partner für den Mais sind Kartoffeln, Zucchini und Salat. In Südamerika hat zudem eine Mischkultu­r mit dem Namen „Milpa“Tradition – auch drei Schwestern genannt. „Sie besteht aus der Kombinatio­n von Bohnen oder anderen Hülsenfrüc­htlern, Mais und Kürbis.“Maurer-Wohlatz erklärt: Die Hülsenfrüc­htler gehen eine Symbiose mit Knöllchenb­akterien ein und können so Stickstoff aus der Luft binden. Überschüss­e geben sie an den Mais weiter. Der Mais lockt Bodenpilze an und macht Nährstoffe aus tieferen Bodenschic­hten für die Pflanzen verfügbar. Der Kürbis bedeckt mit ausgedehnt­en Ranken den Boden und sorgt so für Schutz. Das Trio sei auch perfekt für eine ausgewogen­e Ernährung: Denn Mais liefert Kohlenhydr­ate, Hülsenfrüc­htler sind eiweißreic­h und Kürbis hat laut MaurerWohl­atz reichlich Vitamine.

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FOTO: RENELL EVELINE/DPA

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