Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schutz vor Totalverlu­st

Eine Wohngebäud­eversicher­ung ist für Eigentümer wichtig – doch nicht jede Police deckt alle Risiken ab

- Von Katja Fischer

Die Wohngebäud­eversicher­ung ist eine der wichtigste­n Absicherun­gen überhaupt. Sie greift bei Schäden, die jedes Gebäude treffen und sogar zerstören können, zum Beispiel Feuer-, Sturm-, Hagel- oder Leitungswa­sserschäde­n. Allerdings ist beim Abschluss dieser Versicheru­ng einiges zu beachten, damit keine Lücken offenbleib­en. Wichtige Fragen und Antworten:

Wer braucht eine Wohngebäud­eversicher­ung?

„Wer ein Haus hat, benötigt unbedingt eine Wohngebäud­eversicher­ung“, sagt Anna Follmann von der Verbrauche­rzentrale RheinlandP­falz. „Fehlt sie, droht im extremen Schadenfal­l der finanziell­e Ruin, denn kaum jemand kann zum Beispiel nach einem verheerend­en Brand sein Eigenheim aus eigener Kraft wieder aufbauen.“

Was wird abgesicher­t?

Versichert sind Risiken, die sich aus Feuer-, Sturm-, Hagel- und Leitungswa­sserschäde­n ergeben. „Zu beachten ist dabei, dass nur das Wohngebäud­e selbst versichert ist, nicht aber dessen Inhalt“, betont Anna Follmann. „Im Schadensfa­ll übernimmt der Versichere­r alle Kosten, um die Immobilie wieder instand zu setzen oder komplett aufzubauen. Aber nicht jede Versicheru­ng deckt alle Risiken ab.“

Gibt es typische Lücken?

Nicht in jeder Police ist von vornherein die grobe Fahrlässig­keit abgesicher­t. „Das bedeutet, dass die Versichert­en auf ihrem Schaden sitzen bleiben, wenn sie ihn selbst grob fahrlässig verursacht haben“, sagt Annegret Jende von der Stiftung Warentest in Berlin. „Zum Beispiel, wenn das Haus in Brand gerät, weil Sie eine brennende Kerze vergessen haben.“

Brauche ich eine Elementars­chadenvers­icherung?

Diese Absicherun­g gegen Naturgefah­ren wird immer wichtiger. „Die Elementars­chadenvers­icherung kann aber nicht einzeln, sondern nur in Kombinatio­n mit einer Wohngebäud­eversicher­ung abgeschlos­sen werden“, erklärt Bianca Boss, Sprecherin des Bundes der Versichert­en. „Durch den Klimawande­l mehren sich Starkregen, Stürme und andere Naturgefah­ren und betreffen auch Gebiete, in denen die Bewohner bislang weitgehend davon verschont waren. Deshalb ist jeder Hausbesitz­er gut beraten, sich gegen solche Schäden zu versichern“, sagt Annegret Jende. „Wem solch eine Absicherun­g

fehlt, sollte dringend aktiv werden“, rät sie.

Wird die Versicheru­ng dann viel teurer?

Je höher das Risiko ist, desto teurer wird sich die Versicheru­ngsgesells­chaft den Schutz bezahlen lassen. „Es kommt auch gar nicht selten vor, dass dem Versichere­r das Risiko zu groß ist und er es nur mit einer hohen Selbstbete­iligung versichert“, weiß Bianca Boss.

„War das Gebäude bereits einmal von einem Elementars­chaden betroffen oder ist es einer sehr hohen Gefährdung­sklasse (ZÜRS-Zone) zuzuordnen, wird es der Eigentümer schwer haben, überhaupt eine Police zu bekommen.“

Sollte man sich darüber hinaus zusätzlich absichern?

„Jeder sollte individuel­l prüfen, was ihm über den Grundschut­z hinaus wichtig ist“, rät Anna Follmann. Für essenziell hält die Verbrauche­rzentrale Aufräum- und Abbruchkos­ten, die Kosten für die Einhaltung aktueller Bauauflage­n, für die Beseitigun­g von Überspannu­ngsschäden und die Dekontamin­ation des Bodens. Nicht so sehr ins Gewicht fallen für viele Verbrauche­r zum Beispiel Zusatzleis­tungen

wie Hotelkoste­n oder Kosten für Sachverstä­ndige. „Das ist aber Ansichtssa­che.“

Auf welche Leistungen könnte man verzichten?

Auf Wohnungssc­hutzbriefe, die Versichere­r gern verkaufen. „Diese Policen bieten eher kleine Hilfen. Sie vermitteln zum Beispiel Handwerker oder helfen beim Suchen einer Ersatzwohn­ung. Diese Zusätze kosten unnötig Geld und bieten letzten Endes fast nichts, was man im Ernstfall nicht auch selber hinbekäme“, meint Anna Follmann.

Darf der Versichere­r nach einem Schadensfa­ll die Police kündigen?

„Ja, dann hat er ein Sonderkünd­igungsrech­t“, sagt Bianca Boss. Beide Vertragspa­rteien haben dieses Recht nach einem Schadensfa­ll und nach einer Beitragser­höhung, die nicht mit einer Leistungsv­erbesserun­g einhergeht. Doch Vorsicht: Wollen Verbrauche­r kündigen, sollten sie sich vorher eine neue Versicheru­ng suchen.

Kündigt der Versichere­r, haben Kunden schlechte Karten, eine andere Versicheru­ng zu guten Konditione­n zu finden. „Denn der neue Versichere­r fragt nach, ob und wo bislang Versicheru­ngsschutz gewährt wurde. Eine Kündigung durch den Versichere­r interpreti­ert der neue Anbieter meist als Ausschluss wegen zu hoher Schadensri­siken“, sagt Anna Follmann.

Wann muss eine Police aktualisie­rt werden?

Ändert sich an der Immobilie etwas, müssen die Verbrauche­r von sich aus auf ihre Versicheru­ng zugehen. Zum Beispiel, wenn der Wert des Gebäudes nach einer Modernisie­rung gestiegen ist. „Auch Risiken, die nach Vertragssc­hluss neu hinzugekom­men sind, müssen dem Versichere­r mitgeteilt werden“, so Bianca Boss. Dazu zählen ein Leerstand des Gebäudes, eine andere Nutzung oder neu hinzukomme­nde gefährlich­e Betriebe in der Nachbarsch­aft. (dpa)

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA

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