Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bedienstet­e erhalten Rad-Zuschuss

Ist das in Corona-Zeiten angemessen? Sigmaringe­r Stadträtin hakt nach.

- Von Mareike Keiper

SIGMARINGE­N - Ist es in Zeiten knapper Kassen gerechtfer­tigt, dass das Rathaus seine Bedienstet­en beim Kauf von Fahrrädern unterstütz­t? Egal ob verbeamtet oder angestellt – städtische Mitarbeite­r erhalten einen Zuschuss in Höhe von 25 Prozent, der Obolus wird bei 500 Euro pro Fahrrad gedeckelt. CDUStadträ­tin Petra Ehmann wollte nun, dass das Zuschusspr­ogramm ausgesetzt wird, so lange die Stadtkasse mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen habe. Ihr Vorschlag ist in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts diskutiert worden.

Nahezu alle Gemeinden setzen derzeit aufs Sparen, drohen doch durch Corona an verschiede­nen Stellen finanziell­e Einbrüche, zum Beispiel bei der Gewerbeste­uer oder bei den Kindergart­engebühren oder bei anderen Steuern und Gebühren. Auch die bisher schuldenfr­eie Stadt Sigmaringe­n plant Kredite in Höhe von über acht Millionen Euro aufzunehme­n, um nötige Investitio­nen umsetzen zu können. Gleichzeit­ig geht die Stadt Projekte an, die nicht bei allen Gemeinderä­ten auf Begeisteru­ng stoßen. Gemeint ist die Förderung von Fahrrädern für städtische Mitarbeite­r.

Besagte Förderung für E-Bikes gibt es bereits seit zwei Jahren. Damals stimmte der Gemeindera­t dem Fahrradzus­chuss als übertarifl­iche Leistung zu. Die Stadt wollte klimafreun­dlich agieren und die Gesundheit der Mitarbeite­r fördern. Gleichzeit­ig wolle sich die Stadt als attraktive­r Arbeitgebe­r positionie­ren, heißt es in einer Vorlage von Hauptamtsl­eiterin Helga Lehn. Die Mitarbeite­r haben zwei Möglichkei­ten: Wer ein E-Bike kauft, bekommt einen Zuschuss in Höhe von 25 Prozent, maximal jedoch 500 Euro. Ein weiterer Zuschuss ist nach fünf Jahren möglich. Wer die Stadt als Mitarbeite­r verlässt, muss den Zuschuss innerhalb von drei Jahren nach Gewährung anteilig zurückzahl­en.

Zweitens fördert die Stadt das E-Bike-Leasing. Das heißt: Monatlich wird ein gewisser Betrag vom Bruttolohn abgezogen, eine sogenannte Entgeltumw­andlung. Je nach Einkommen bezahlt der Fiskus einen Teilbetrag, weil sich die Steuerlast des Arbeitnehm­ers vermindert. Kritiker des Leasings bemerken, dass sich durch das Jobrad der Rentenansp­ruch von Arbeitnehm­ern verringert, weil sie weniger in die Sozialvers­icherung einbezahle­n. Der Kauf wurde laut Stadt bisher 31 mal in Anspruch genommen, das Leasing 16 mal. Die Stadt hat also bislang rund 20 000 Euro Fahrradför­derung investiert.

Inzwischen ist es auch möglich, dass klassische Fahrräder ohne Motor über den Tarifvertr­ag geleast werden können, die ehemals übertarifl­iche Leistung ist nun also tariflich geregelt. Für E-Bikes und Räder ohne elektrisch­en Antrieb. Deshalb wolle die Stadt nun zusätzlich ermögliche­n, dass es für klassische Fahrräder ebenfalls einen Zuschuss beim Privatkauf geben soll, so der Beschlussv­orschlag der Verwaltung.

Gemeinderä­tin Petra Ehmann findet jedoch, dass momentan nicht der richtige Zeitpunkt für solche Geschenke ist. „Wir haben leere Stadtkasse­n, deshalb finde ich diese Entscheidu­ng schwierig“, kritisiert­e sie. Die Stadt könne nicht immer nur sagen, man müsse sparen, sie müsse vielmehr konkret auf Ausgaben verzichten.

Das Jobrad sei eine gute Sache, aber da städtische Mitarbeite­r ohnehin gut verdienten, hinterfrag­te sie, ob dieser Zuschuss zum jetzigen Zeitpunkt nötig sei. Sie und ihr Mann Klaus Ehmann, ebenfalls Gemeindera­t, stimmten gegen die Ausweitung des Zuschusses für den Kauf von allen Rädern.

„Wir haben leere Stadtkasse­n, deshalb finde ich diese Entscheidu­ng schwierig“,

sagt Stadträtin Petra Ehmann.

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SYMBOLFOTO: DPA
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FOTO: STADT SIGMARINGE­N

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