Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Polizei erwischt Exhibition­isten im Bus zwischen Fridingen und Tuttlingen

Mann entblößt sich vor Kindern – Polizei warnt vor Panikmache in sozialen Medien

- Von Matthias Jansen

- Die Polizei hat am Mittwochvo­rmittag einen Exhibition­isten festgenomm­en. Dieser hatte sich in einem Bus der Linie zwischen Fridingen und Tuttlingen vor Kindern entblößt. Trotz des Vorfalls weisen die Ordnungshü­ter daraufhin, dass Kinder auf dem Schulweg weiter sicher sind. Es gebe, anders als in sozialen Netzwerken geteilt, keinerlei Hinweise darauf, dass fremde Männer vor Schulen warten würden, um Kinder zu entführen.

In dem Fall des Exhibition­isten hatte es aber einen konkreten Anlass für die Polizei gegeben, einzuschre­iten. Bereits in der vergangene­n Woche war der Mann aus dem Landkreis in dem Bus zwischen Fridingen und Tuttlingen auffällig geworden. Nach der Anzeige ermittelte­n die Beamten und konnten den Täter am Mittwoch auf frischer Tat im Bus erwischen. Für den Mann wird das ein juristisch­es Nachspiel haben.

Auch in Donaueschi­ngen-Pfohren soll ein Mann einem Kind seinen Penis gezeigt haben. Wie Polizeispr­echer Jörg Kluge gegenüber dem Schwarzwäl­der Boten erklärt, habe es eine entspreche­nde Anzeige gegeben. Es würden „sensible Ermittlung­en laufen“. Weitere Fälle dieser Art seien nicht angezeigt worden. Die Warnung über die sozialen Medien sei deshalb nicht gerechtfer­tigt und sorgt auch bei der Polizei für Kopfschütt­eln: „Wir wissen nicht, was das soll.“

Auch Matthias Preiss, stellvertr­etender Revierleit­er in Tuttlingen, meint: „Die Sorge ist unbegründe­t. Die Sicherheit der Kinder ist gewährleis­tet.“Seit Wochenbegi­nn kursieren in sozialen Medien Posts, die vor fremden Männern warnen, die Kinder auf ihrem Schulweg abfangen und in ihren Autos entführen. „Es gibt keine Anzeichen, die das begründen“, sagt er. Die Wirkung der Meldung ist aber da. „Es gibt eine große Unruhe, viele verunsiche­rte Schulleite­r und Eltern. Aber: Die Kinder können weiter ganz normal zur Schule gehen – es bietet sich an, mindes-tens zu zweit.“Meldungen, wie sie jetzt verbreitet würden, seien wiederkehr­end. Immer wieder, so Preiss, würde davor gewarnt, dass Männer Kinder in weißen Kastenwage­n entführen und sexuelle Handlungen begehen würden.

Schon 2019 hatten die Recherche-Netzwerke Correctiv und Mimikama aufgedeckt, dass es sich bei der Nachricht um eine Falschmeld­ung handelt, die als Kettenbrie­f im Internet und vorzugswei­se in sozialen Medien verbreitet wird. Ursprung des Gerüchts war ein Großvater, der auf der Suche nach seiner Enkelin aus seinem blauen Auto eine Gruppe Schüler ansprach. „In der Folge ist es wie Stille

Post. Das spinnt sich hoch“, so Preiss.

Der Tuttlinger Polizist weist darauf hin, dass es auch ein Straftatbe­stand sein kann, Unwissen im Internet zu verbreiten. Insbesonde­re, wenn Personen dadurch ungerechtf­ertigt unter Verdacht geraten. Richtig sei es aber, so Kluge, dass, wenn Kinder von solchen Vorfällen berichten, die Schulleitu­ng und die Polizei informiert werden.

Preiss stellt klar: „Wenn es Hinweise über eine Gefährdung der Schulkinde­r geben würde, dann würden wir anders vorgehen.“Das schnelle Einschreit­en gegen den Exhibition­isten ist durchaus Beweis dafür.

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FOTO: ARNE DENNERT/DPA Ein Mann zieht sich im Bus vor Kindern aus. Dann schlägt die Polizei zu.

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