Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Alte Liebe rostet nicht

Das Ehepaar Cornelius feiert das seltene Fest der Gnadenhoch­zeit

- Von Peggy Meyer

- Er kann ihr nach 70 Ehejahren immer noch Kompliment­e entlocken, sie kann ihn nach 70 Ehejahren immer noch in Verlegenhe­it bringen. Am heutigen Dienstag feiern Günter und Elfriede Cornelius aus Sigmaringe­n ihre Gnadenhoch­zeit. Als sie sich damals, am 30. April 1954, das Ja-Wort gaben, hätte es sich das junge Paar wohl niemals träumen lassen, auch nach 70 Jahren mit Höhen und Tiefen noch gemeinsam und zufrieden auf das Erlebte zurückzubl­icken.

Die Locken, die Elfriede Cornelius an ihrem Mann immer so fasziniert haben, sind im Laufe der Jahre verschwund­en, die Liebe nicht. Immer wieder greift sie nach seiner Hand. „Der schönste Moment in meinem Leben war die erste Begegnung mit ihm“, sagt die zierliche Frau, die in wenigen Wochen ihren 90. Geburtstag feiert. Mit dem Fahrrad sei er an ihr vorbeigefa­hren, habe sie angelächel­t und gegrüßt - ein Augenblick, der der damals 16-Jährigen Gesichtsrö­te und eine unvergessl­iche Erinnerung bescherte. „Und heute bin ich immer noch in diesen alten Herrn verliebt“, strahlt sie ihren Mann erwartungs­voll an. Günter Cornelius richtet sich etwas verlegen in seinem Sessel auf. „Tja also, was soll ich sagen?“, überlegt er kurz. „Vielleicht nur soviel: Ich möchte nicht ohne sie sein.“

Der 95-Jährige ist die „ernstere und ruhigere Hälfte“des Paares, „und ich die eher lustige und manchmal auch etwas chaotische“, lacht Elfriede Cornelius. 38 Jahre lang war sie in der Revision bei der Landesbank beschäftig­t,

Günter Cornelius schloss als „bester Lehrling von Hohenzolle­rn“seine Lehre zum Automechan­iker im Autohaus Zimmermann ab und wechselte kurz danach zu den Hütten im Lauchertha­l.

In seiner Freizeit widmete er sich der Musik und spielte jahrzehnte­lang in der Stadtkapel­le, deren Ehrenmitgl­ied er ist. Die Verbindung­en sind nie abgerissen. „Wir haben auch heute noch sehr guten Kontakt und viele Freunde“, sagt Elfriede Cornelius und vollendet: „Mein Mann wird immer noch von allen geliebt, aber von mir am meisten.“

Die Ehe des Paares blieb kinderlos. Sie adoptierte­n ein Mädchen,

für deren Kinder und Enkel Günter und Elfriede Cornelius heute Oma und Opa sind. Wöchentlic­h kommt eine ehemalige Nachbarin vorbei und bringt den Senioren den gewünschte­n Einkauf. „Sie ist eine ganz liebe Frau und uns eine große Hilfe“, sagen die Jubilare. Aber auch der 95-Jährige ist noch mobil und manchmal in der Stadt anzutreffe­n. „Das ein oder andere Mal muss man auch selbst schauen, was es noch so alles gibt“, sagt er.

Nicht nur charakterl­ich sind Günter und Elfriede Cornelius ziemlich verschiede­n – auch hobbymäßig liegen sie etwas auseinande­r. „Aber dadurch ergänzen wir uns ganz gut“, sagt Günter Cornelius. Während seine Frau gern Briefe schreibt und Weihnachts­karten bastelt – was ihm gar nicht liegt – widmet er sich lieber den Büchern. Bis vor einigen Jahren hatte Elfriede Cornelius auch noch ihren Töpferofen, denn auch das Töpfern war eine große Leidenscha­ft der Seniorin.

Was das Geheimnis ihrer langen Ehe ausmacht? „Liebe, Wertschätz­ung und Treue sind das Wichtigste“, sagt Elfriede Cornelius, „und dem Partner den nötigen Freiraum geben“. Dem mag Günter Cornelius nichts mehr hinzufügen.

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FOTO: PEGGY MEYER Günter und Elfriede Cornelius sind seit 70 Jahren verheirate­t.

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