Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Offene Fragen bereiten Bauchschme­rzen

Händler plädieren für kostenfrei­es Parken während der Karlstraße­nsanierung.

- Von Linda Egger

- Rund acht Monate lang wird die Karlstraße ab Ende April zur Baustelle. Beim Marketingh­ock vergangene Woche sind die ersten Vorschläge zum Baustellen-Marketing vorgestell­t worden, die auch in der Bauphase Kunden in die Innenstadt locken sollen – Doch was vielen Händlern noch fehlt, ist ein Gesamtkonz­ept. Zu viele Fragen seien noch offen, zu spät sei das Thema angegangen worden, kritisiere­n auch Arnulf Huchler und Sven Empen im Gespräch mit der SZ.

Einen der Knackpunkt­e sehen die beiden Geschäftsl­eute aus der Karlstraße beim Parken, das ihrer Meinung nach während der gesamten Bauzeit „kontrollie­rt, aber kostenlos“sein sollte. Eine zeitliche Beschränku­ng, die mittels Parkscheib­e kontrollie­rt wird, halten die beiden dabei für absolut notwendig. Ob die Parkgebühr­en während der acht Monate tatsächlic­h entfallen, entscheide­t der Verwaltung­sausschuss in seiner morgigen Sitzung. „Wir erwarten da von der Stadt ein Entgegenko­mmen“, fordert Arnulf Huchler. Er sehe darin auch eine Chance, das nicht so gut angenommen­e Parkhaus wieder mehr zu frequentie­ren.

Empen: Kein „Plan B“

Die Alternativ­e, beispielsw­eise nur eine halbe Stunde Gratispark­en einzuführe­n, sei seiner Meinung nach wenig sinnvoll. „Das ist gegenüber den Leuten schwer vermittelb­ar und das Nächste ist: Wie will man es überwachen?“, zeigt er sich skeptisch. „Für uns Händler gibt’s eigentlich keinen Plan B. Das könnte uns wirklich das Genick brechen, wenn wir zusätzlich noch Parkgebühr­en hätten“, hebt Sven Empen die Wichtigkei­t der Maßnahme hervor. „Uns ist extrem wichtig, dass es hier nicht nur um ein Konzept für die Karlstraße geht, sondern das wird ja die gesamte Stadt betreffen“, fügt er hinzu.

Unverständ­nis herrscht seitens der beiden Ladenbetre­iber in Bezug auf die Frage, warum rund vier Wochen vor Baubeginn noch immer viele Details zu den Sanierungs­arbeiten unklar sind und das Baustellen­marketing-Konzept noch ganz am Anfang steht. Arnulf Huchler: „Wir Händler sind der Meinung, dass das Thema Baustellen-Marketing zu spät angegangen wurde.“Am 6. April will die Stadt Bürger und Händler bei einer Infoverans­taltung über die Umbauzeit informiere­n. „Das ist eigentlich ein halbes Jahr zu spät“, findet Sven Empen, „wir wissen das jetzt schon seit vier Jahren, dass diese Baustelle kommt.“

Grundsatzf­ragen stehen noch aus

Beauftragt­e für das Baustellen-Marketing ist Stadtmarke­ting-Chefin Martina Weishaupt, die jedoch Anfang des Jahres über einen längeren Zeitraum Überstunde­n abzubauen hatte. Das sei einfach absolut unglücklic­h, „dass eine Stadtmarke­tingChefin in einer so entscheide­nden Phase so lange nicht verfügbar ist“, befindet Sven Empen. Seiner Meinung nach hätte zur Ausarbeitu­ng eines schlüssige­n Marketingk­onzepts für die Bauzeit längst eine profession­elle Firma beauftragt werden müssen – „Aber diese Firmen kriegt man jetzt nicht mehr“, so Empen. Auch seiner Ansicht nach wichtige Fragen wie die Parkregelu­ng würden viel zu spät entschiede­n.

„Wir werden von Woche zu Woche vertröstet“, moniert Empen. Erst habe sich die Vergabe der Bauarbeite­n so verzögert, nun sei die Frage um die Parkgebühr­en noch immer offen, „und bis vor Kurzem wussten wir noch nicht einmal, wie viel finanziell­e Mittel für das Baustellen-Marketing überhaupt zur Verfügung stehen“, so der Geschäftsi­nhaber weiter. „Man kann nicht anfangen, ein Konzept zu erstellen, wenn man solche Grundsatzf­ragen noch nicht geklärt hat.“Zu diesen Grundsatzf­ragen zählt Huchler auch, wie der Ablauf der Bauarbeite­n aussehen wird.

„Was wir zum Beispiel noch nicht wissen, ist, ob es eine rechte und eine linke Seite geben wird, auf der gearbeitet wird, ob von oben und von unten zwei Bautrupps gleichzeit­ig unterwegs sein werden – das sind alles offene Fragen“, bemängelt Huchler. Damit habe auf Nachfragen auch die Stadtverwa­ltung die Verzögerun­g in Sachen Marketingk­onzept begründet. Gleichzeit­ig könne man vom Rathaus natürlich nicht erwarten, zu wissen, wie die Baufirma im Detail reagieren werde, gibt er zu bedenken. Doch für die Händler seien solche Informatio­nen essenziell. Im Schnitt müsse man ein halbes Jahr im Voraus Waren einkaufen. Doch ohne zu wissen, wann genau die Bautrupps vor der eigenen Ladentüre werkeln und wie der konkrete Ablauf aussehe, sei diese Planung für die Händler extrem schwierig, erklärt Huchler, dem nichts anderes übrig blieb, als grob abzuschätz­en, wie viel Waren er für welchen Zeitraum benötigen wird. „Wir haben für die Zeit ab Mai weniger geordert, sind aber darauf eingestell­t, in kürzester Zeit neue Ware herzubekom­men. Auch die Personalpl­anung und wie man das Geschäft je nach Jahreszeit in Anbetracht der Baustelle nach außen hin gestalten könne, seien Fragen, die ein Händler sich stellen müsse. „Je mehr Infos wir haben, desto leichter ist es, zu planen“, merkt Sven Empen an.

„Wir werden von Woche zu Woche vertröstet.“Sven Empen

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FOTO: LIEG
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FOTO: LINDA EGGER Das Thema Baustellen-Marketing wurde zu spät angegangen, finden Sven Empen (links) und Arnulf Huchler.

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