Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kandidaten stellen sich auf großer Bühne
Bürgermeisterwahlkampf in Eriskirch – SZ-Podiumsdiskussion in der Wilhelm-Schussen-Halle mit 450 Besuchern
ERISKIRCH - Wer soll’s in den kommenden acht Jahren im Eriskircher Rathaus richten? Arman Aigner? Mirko Meinel? Oder Thilo Reiss? Darüber entscheiden die Eriskircher am Sonntag, 9. April, bei der Bürgermeisterwahl. Mehr als 450 Besucher sind am Montag in die WilhelmSchussen-Halle gekommen, um die drei Kandidaten näher kennenzulernen. Nicht nur das ModeratorenDuo – SZ-Lokalchef Martin Hennings und seine Stellvertreterin Tanja Poimer – fühlte den Bewerbern auf den Zahn. Auch das Publikum nutzte die Gelegenheit, um viele Fragen zu stellen. Die Themen im Überblick:
Kinderbetreuung
Glückliches Eriskirch. Die Geburtenrate ist überdurchschnittlich hoch – aber dieser Umstand bringt auch gewisse Herausforderungen mit sich, denn wie können die Kinder betreut werden? Die Kandidaten vertreten in dieser Frage unterschiedliche Positionen: Mirko Meinel spricht sich dafür aus, den Kindergarten Mariabrunn auszubauen. Thilo Reiss erkennt „keinen Optimalzustand“, will aber erst weitere Untersuchungsergebnisse abwarten, bevor er sich festlegt. Arman Aigner will auch Tagesmütter ins Betreuungskonzept einbinden.
Wohnraum
Sowohl Thilo Reiss als auch Arman Aigner setzen auf maßvolle innerörtliche Nachverdichtung. Der dörfliche Charakter müsse erhalten bleiben, die neue Bebauung sich in die Umgebung einfügen. Mirko Meinel möchte die Kreisbaugenossenschaft ins Boot holen, um Wohnraum in Eriskirch zu schaffen. Die Wohnungen sollten nach einem Sozialplan vergeben werden, findet der 34-Jährige. „Wer sich in die Gemeinschaft einbringt, soll bevorzugt werden.“ Tettnanger Wald Dieses Thema hat derzeit das größte Aufregerpotenzial. Zum einen beabsichtigt das Landratsamt, das Landschaftsschutzgebiet „Tettnanger Wald“von 700 auf 2000 Hektar zu vergrößern. Betroffen sind auch Landwirte, weil Äcker am Waldrand in das erweiterte Gebiet fallen. Zum anderen gibt es den Wunsch von drei Unternehmen nach besseren Kiesabbaumöglichkeiten im Tettnanger Wald. „Die Grundstücke der Landwirte dürfen auf keinen Fall an Wert verlieren“, findet Arman Aigner. So sieht’s auch Thilo Reiss. Er befürchtet, dass die Bauern in einem erweiterten Schutzgebiet „der Willkür des Landratsamtes ausgeliefert“sein könnten und beispielsweise beim Fruchtwechsel eingeschränkt seien. Mirko Meinel beklagt „Profitgier“. Er erkennt den Grund des Artenrückgangs im Kiesabbau und will verhindern, „dass wir unsere Seele verkaufen“. In finanzieller Hinsicht ist Eriskirch bekanntermaßen gut gepolstert. Für was würden die drei Kandidaten Geld ausgeben? „Der Haushalt steht hervorragend da. Doch die Luft wird dünner“, sagt Thilo Reiss. Seine Konsequenz: „Ich halte mich mit Wahlversprechen zurück.“Arman Aigner will eine Prioritätenliste erstellen. Hier soll aufgeführt werden, was die Gemeinde braucht. „Das ist transparent“, betont Aigner. Mirko Meinel kündigt an, dass er vollstes Vertrauen zu seinem Kämmerer Anton Ganser haben würde. „Ich bilde mir nicht ein, es besser zu können als er.“
Lastwagenverkehr in Schlatt
Ein Mann aus dem Publikum beklagte den Lastwagenverkehr in Schlatt, seit ein Möbeldiscounter ein Lager im Gewerbegebiet Aspen/Lehen errichtet hat. Mirko Meinel und Thilo Reiss zeigen sich skeptisch, ob eine Zufahrt vom Wasserturm zum Möbellager realisierbar ist – schließlich müsste eine Schneise in den geschützten Wald gehauen werden. Arman Aigner hält dieses Vorhaben nicht für aussichtslos. Er sagt, dass es Pläne für eine Straße gebe, deshalb würde er auf die Behörden zugehen.
Schnelles Internet
Arman Aigner fordert nicht nur Asphaltstraßen, sondern auch einen Daten-Highway. „Am Glasfaserausbau führt kein Weg vorbei“, betont der 45-Jährige. Thilo Reiss hat keine Hoffnung, dass ein Anbieter Glasfaser in die Außenorte legt. Genau wie Mirko Meinel plädiert er für Funklösungen.