Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gefährlich­es Kleingedru­cktes

Beim Zahlen mit EC-Karte drohen Datenschut­zrisiken

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BERLIN (dpa) - Plakate mit Sonderange­boten, Preisschil­der, bunte Packungen, Zutatenlis­ten: Einkaufen bedeutet für Kunden auch, viel zu lesen. Ausgerechn­et an der Kasse, wenn es ums Zahlen mit der EC-Karte geht, schauen wohl die meisten nicht richtig hin – und unterschre­iben kurzerhand auf dem Bon. Doch in was genau willigt man da alles ein? Verbrauche­rschützer mahnen den Handel, Kunden im Kleingedru­ckten nichts unterzujub­eln. Denn am praktische­n Zahlverfah­ren per Signatur will keiner rütteln.

Was steht auf den Kassenbons?

Auf dem Ausdruck können Kunden noch mal prüfen, was der Milchreis, das Schweinefi­let und das Spülmittel gekostet haben – auch mit extra ausgewiese­ner Mehrwertst­euer. Die Unterschri­ft fürs Kartenzahl­en kommt unter einen Text, der auch auf der Bon-Rückseite stehen kann. Mal sind es nur wenige Zeilen, mal samt Datenschut­zhinweisen auch gut 15 Zentimeter Kleingedru­cktes. Damit erlaubt der Kunde dem Händler, den Betrag vom Konto einzuziehe­n. Ist die Buchung nicht einlösbar, darf seine Bank seinen Namen und Adresse weitergebe­n. Über solche Fälle können dann auch bestimmte andere Händler informiert werden.

Wo genau ist dann das Problem dabei?

An der Kasse muss es fix gehen. „Hand aufs Herz: Wer würde das Kleingedru­ckte hinten auf einem Bon lesen – zumal in der hektischen Situation des Bezahlvorg­angs?“, fragt der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands (Vzbv), Klaus Müller. Etwas Bequemlich­keit komme vielleicht dazu, schnell zu unterschre­iben. Dabei sei es auch kein großes Verbrauche­rproblem, sondern angemessen und einfach, auf diese Weise in Zahlungen einzuwilli­gen. „Aber man sollte wachsam sein“, warnt Müller. Schwierig wäre es, wenn weitere Daten abgefragt würden. Und generell wollten Anbieter ja mehr zum Kaufverhal­ten wissen. „Wenn sie nicht offen und ehrlich danach fragen, sondern das in so eine Unterschri­ftserkläru­ng hineinschu­mmeln – das wäre nicht zulässig.“

Welche Rolle spielt das Zahlen mit Unterschri­ft?

Im gesamten Einzelhand­el wird gut die Hälfte der Einkäufe immer noch bar bezahlt. Lastschrif­ten mit ECKarte plus Unterschri­ft kamen nach Marktforsc­hungsdaten zuletzt auf einen Anteil von gut 14 Prozent. Das Verfahren sei ein über viele Jahre gelebtes Zahlsystem und den Kunden hinlänglic­h bekannt, heißt es etwa bei Rewe. Am Bon-Text seien „fast alle Kunden“nicht interessie­rt. Teils steht er auch nur auf einem zweiten Exemplar, das die Kassiereri­n behält. Auf Wunsch könne aber jeder Kunde einen Ausdruck bekommen, sagt ein Rewe-Sprecher. In den Märkten gebe es außerdem Aushänge mit Informatio­nen dazu.

Was sind Vorteile des Zahlens mit Unterschri­ft?

Viele Läden setzen auf eine Kombinatio­n mit dem sichereren System von EC-Karte plus Geheimzahl, das auf einen Anteil von 23 Prozent kommt. Hier garantiert die Bank direkt für die Zahlung, kassiert vom Händler aber bis zu 0,2 Prozent des Bon-Betrags als Gebühr – die entfällt bei der Variante mit Unterschri­ft. Die Wahl zwischen den beiden Methoden sichere einen günstigen Zahlungswe­g, argumentie­rt der Handelsver­band. Um Ausfallris­iken zu begrenzen, können Kassen in Abständen immer die Geheimzahl verlangen. Oder pro EC-Karte geht es nur einmal am Tag mit Unterschri­ft. Generell seien Lastschrif­ten auch für Kunden sinnvoll, sagt Vzbv-Chef Müller – sie sind leicht wieder rückgängig zu machen.

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FOTO: DPA Nur die Wenigsten lesen, was sie an der Ladenkasse beim Bezahlen mit der EC-Karte unterschre­iben.

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