Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fußballer nehmen Kunstrasenplatz ins Visier
Die großen Sportvereine der Gemeinde sind sich einig: Bedarf ist vorhanden – Frage von Standort und Finanzierung
MECKENBEUREN - Willi Rudhart weiß, was hinter der Pflege eines Sportplatzes steckt. Jüngst hat der Mann aus Kehlen daher in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats nachgehakt, ob nicht ein Kunstrasenplatz in der Gemeinde denkbar sei. Die SZ hat den Ball aufgenommen und bei den drei Vorsitzenden und beim Bürgermeister angefragt.
„Das Thema Kunstrasen- bzw. Allwetterplatz beschäftigt uns schon seit dem Jahr 2006“, blickt Andreas Ritter für den VfL Brochenzell zurück und sagt: „Als wir unser Kleinspielfeld 2011 realisierten, wollten wir auch dieses als Allwetter-Spielfeld gestalten, da es auch als Bolzplatz von Jugendlichen der Gemeinde genutzt wird. Dies scheiterte jedoch am notwendigen Geld.“
Neben den je eigenen Überlegungen gibt es aber auch eine breite Phalanx der drei Vereine. „Die Vorstände der Meckenbeurer Sportvereine haben sich schon des Öfteren bezüglich eines zentralen Kunstrasen-Spielfeldes zusammengesetzt, Planentwürfe begutachtet und diese mit verschiedenen Gemeinderäten besprochen“, blickt Ritter zurück und weiß natürlich ums Kernproblem: „die Finanzierung eines solchen Spielfeldes.“
Grundsätzlich seien sich alle drei Sportvereine einig, so Andi Ritter, „dass ein Kunstrasenplatz als Großspielfeld unsere bestehenden Rasenplätze im Winter erheblich entlasten würde, und somit weniger Geld in jährliche Instandhaltungsmaßnahmen investiert werden müsste.
Sorgen, was Einteilung und Nutzung unter den drei Vereinen betrifft, macht er sich keine. „Vollkommen problemlos, da wir auch bei den Hallenbelegungen und aktuell beim Wegfall der Meckenbeurer Turnhalle zusammen gesessen sind und für jeden Sportverein gute Lösungen für alle geschaffen haben“, vertraut Ritter aufs sportlich faire Verhältnis untereinander.
Wie es auch die Vertreter von TSV Meckenbeuren und SV Kehlen tun. „Dass eine Bedarfssituation besteht, ist unbestritten“, bestätigt SVK-Pressesprecher Josef Kesenheimer – wohlwissend, dass es in diesem Frühjahr bislang noch glimpflich abgegangen ist, da es aufgrund der trockenen Witterung so gut wie keine Spielausfälle gab. Josef Kesenheimer kann sich vorstellen, zu den Sportvereinen hinzu auch die Schule (n) mit ins Boot zu holen, da auch für sie ein Allwetterplatz durchaus von Vorteil wäre.
„Andere Gemeinden sind weiter“
Was den aktuellen Stand betrifft: Die Sportler wüssten natürlich um die finanzielle Ausstattung und um die Prioritätenliste der Gemeinde, aber dennoch gelte anzumerken – „andere Gemeinden sind da weiter.“Als Beispiel nennt Josef Kesenheimer die Sportanlage in Uttenweiler, auf der Landesligist SV Kehlen vor Kurzem antrat (1:1) und über die Plätze staunte. Das 3600 Einwohner große Uttenweiler gehört – am Bussen gelegen – zum Kreis Biberach.
„Ein Kunstrasenplatz ist – mehr denn je – ein absolutes Muss“, bekräftigt denn auch Peter Kowalski für den TSV Meckenbeuren. Er denkt dabei als Spartenleiter Fußball auch an die Jugendlichen, deren Bereitschaft, sich längerfristig an einen Verein zu binden, ein solches Spielfeld erfordere.
Peter Kowalski erinnert sich noch gut ans Jahr 2009, als bereits einmal ein Vorstoß von den drei Vereinen unternommen wurde – als Standort war damals das Gemeindegrundstück hinter und neben dem Kinderhaus in Buch im Gespräch.
Die jetzige Debatte will der TSVFußballchef aber – im ersten Schritt – unabhängig vom Standort sehen. Beeindruckt zeigt sich Kowalski von einem „Vorzeigeprojekt“, dem „ToppSpielfeld“der TuS Immenstaad. Und dies auch von der Kostenseite: Nicht nur, dass die Folgekosten durch geringeren Aufwand bei Pflege und Instandsetzung niedriger ausfallen. Auch bei der Erstinvestition ist sich Peter Kowalski sicher, nicht in den oft genannten Dimensionen „Dreiviertelbis eine Million“landen zu müssen. Mit Zuschüssen (etwa vom Württembergischen Landessportbund) und unter Nutzung von Gegebenem hält er auch eine Größenordnung im Bereich 250 000 bis 400 000 Euro für möglich.
Dass bislang noch kein Posten dazu in der mittelfristigen strategischen Finanzplanung enthalten ist, darauf weist Bürgermeister Andreas Schmid hin. Frühestens bei der Aufstellung des Haushalts 2018 könne darüber und über mittelfristige Priorisierungen gesprochen werden, bei denen ganz vorne die neue Halle und dahinter die Feuerwehr stehe.
„Die Sinnhaftigkeit eines Kunstrasenplatzes ist unstrittig“– generell nennt Schmid das Anliegen einen „richtigen Wunsch“, weist aber zugleich darauf hin, dass für ihn dahinter „eine vernetzte Nutzung“stehen müsse, die die drei Sportvereine ebenso einschließt wie die Schule.
Was wiederum jenes Grundstück ins Spiel bringt, das in Buch neben dem Kinderhaus und im Anschluss an die Sporthalle bislang grüne Wiese ist.