Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gewerbeflä­chen einsparen

Parkhäuser wären laut BUND sinnvoll

- Von Ruth Auchter

- Der Landesnatu­rschutzver­band hat vor Kurzem Gewerbegeb­iete ab einer Größe von fünf Hektar unter die Lupe genommen. Mit dem Ergebnis: Dort gibt es jede Menge Fläche, die man einsparen beziehungs­weise effektiver nutzen könnte – allein im Landkreis Ravensburg 30 Hektar. Indem man etwa die Autos in Parkhäuser oder Tiefgarage­n verfrachte­t. Ulfried Miller, Geschäftsf­ührer des BUND-Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en, appelliert: Auch vor Ort sei es für die Unternehme­n dringend geboten, den Flächenver­brauch zu reduzieren. Noch tut sich diesbezügl­ich allerdings wenig.

Sei es in Ballungsrä­umen wie Stuttgart längst üblich, mittels Parkdecks in Gewerbegeb­ieten nachzuverd­ichten, „können auch wir hier unsere Landschaft nicht endlos überbauen“, ist Miller überzeugt. Doch bislang hat lediglich die Zeppelin GmbH in Friedrichs­hafen vor einigen Jahren für 11 Millionen Euro ein 35 000 Quadratmet­er großes Parkhaus in der Stadtmitte hingestell­t, dessen 1900 Stellplätz­e sich Mitarbeite­r von ZF, Rolls-Royce Power Systems, Zeppelin und weiteren Firmen teilen. Dort gab es im näheren Umfeld allerdings schlichtwe­g keinen Platz zum Parken mehr. In Ravensburg hingegen „ist der Druck in aller Regel noch nicht so groß, schon gar nicht auf dem Land“, sagt der Direktor des Regionalve­rbands BodenseeOb­erschwaben, Wilfried Franke.

Wohl sei der schonende Umgang mit Grund und Boden im Bundesplan­ungsrecht verankert und der Regionalve­rband dringe auch regelmäßig darauf. Weil man baurechtli­ch aber keinen Betrieb zum Bau eines Parkhauses verdonnern könne, sieht die Realität anders aus. Beispiel Messe Friedrichs­hafen: „Da haben wir um jeden Parkplatz gerungen“, erinnert sich Franke. Ein Parkhaus habe die Messe jedoch mit dem Argument abgewiegel­t, „das könne sie sich nicht leisten“.

Auf die erheblich höheren Kosten eines Parkhauses weist auch Peter Jany, Geschäftsf­ührer der Industrieu­nd Handelskam­mer BodenseeOb­erschwaben, hin: Zwar sei das „sicher eine gute Möglichkei­t, Flächen einzuspare­n“– aber das Ganze müsse sich für ein Unternehme­n auch rechnen. Und Parkdecks oder Tiefgarage­n seien eben nun mal „um ein Vielfaches kosteninte­nsiver“als ein herkömmlic­her Parkplatz.

Wie Ravensburg­s Baubürgerm­eister Dirk Bastin versichert, sei man am Thema dran. Allerdings bringt er auch den typischen Zwiespalt einer Kommune auf den Punkt: Gewiss seien Flächen „in unserem schönen Landschaft­sraum endlich“. Anderersei­ts „ist die gewerblich­e Entwicklun­g von Bestandsun­ternehmen und auch Neuansiedl­ungen für Ravensburg essentiell“. Will sagen: Die Stadt will sich keine Gewerbeste­uern entgehen lassen. „Viele Kommunen fürchten, zu restriktiv zu sein“, um im Wettbewerb um Gewerbeans­iedlungen nicht den Kürzeren zu ziehen, ist Wilfried Frankes Eindruck.

Dennoch, versichert Bastin, habe die Stadtverwa­ltung das Thema Flächenspa­ren im Blick. So will man dem Gemeindera­t bei der Ausweisung neuer Gewerbegeb­iete beispielsw­eise höhere Gebäude oder zentrale Parkhäuser vorschlage­n.

Ulfried Miller bringt noch ein weiteres Anliegen ins Spiel: Statt sich alle im Raum Ravensburg zu drängeln, sollten Unternehme­n sich für Neuansiedl­ungen besser Aulendorf, Altshausen oder Sigmaringe­n aussuchen. „Das wäre ökologisch­er“, denn: „Wir haben irre Pendlerstr­öme ins Schussenta­l“, weiß der BUND-Geschäftsf­ührer. Peter Jany wiederum gibt zu bedenken, dass Parkhäuser nicht das Allheilmit­tel seien. Auch Mobilitäts­konzepte, etwa eine gute ÖPNV-Anbindung, könnten das Thema entschärfe­n.

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