Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Deutschlandplan 2025
Kanzlerin Angela Merkel und Bayerns Ministerpräsident Seehofer im Bierzelt
(dpa) - Beim Einmarsch ins Truderinger Festzelt überlässt Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) seinem Gast das Händeschütteln. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kämpft sich durch die Reihen, nimmt den Applaus der CSUBasis entgegen, prostet nach ihrer Rede begeistert in die Menge und lässt sich bei Salutschüssen und Blasmusik feiern. Am Schluss stehen die beiden Parteichefs vor 2500 Zuschauern einträchtig auf der Bühne.
Erst drei Monate ist es her, dass CDU und CSU einen Versöhnungsgipfel brauchten, um ihre Differenzen in der Flüchtlingspolitik zu überwinden. Beim Wahlkampfauftritt im Bierzelt in München ist die Mission vier Monate vor der Bundestagswahl nun klar: Einigkeit demonstrieren. Merkel lobt Seehofers Regierungsarbeit. „Schaut nach Bayern“, das habe sie CDU-Wahlkämpfern empfohlen. Seehofer will zum zurückliegenden Flüchtlingskrach mit Merkel eigentlich gar nichts sagen. Er halte sich an den Rat einer engen Mitarbeiterin, einer Juristin: „Wer sich verteidigt, klagt MÜNCHEN sich an.“Später schiebt er nach: „Die Bayern sind prinzipiell ein friedfertiges Volk. Der bayerische Löwe braucht nur regelmäßig Futter.“Er spielt auf die Reform des Länderfinanzausgleichs an, von der Bayern eine Milliarden-Entlastung erwartet. Sollte die Union die Wahl gewinnen, wird er von Merkel eine gehörige Portion „Futter“verlangen. Denn ein Jahr später steht die bayerische Landtagswahl an. Seehofer kündigt einen „Deutschlandplan 2025“an, „in dem allen Menschen Sicherheit und Wohlstand zugesichert werden“.
Merkel macht aber nicht nur locker auf Wahlkampf. Die vergangenen Tage – vor allem der G7-Gipfel – lassen sie offenbar nicht los. Und so nutzt sie ihre Rede angesichts der schweren Krise des G7-Bündnisses und tiefgreifender Differenzen mit den USA zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für Europa.