Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wie ein Minister und ein Monsignore ein Gesetz auf den Weg brachten

Klaus Kinkel (FDP) und Norbert Huber entwickelt­en in der Region die Idee des Bundesbetr­euungsgese­tzes

- Von Günter Peitz

- Was haben verwandtsc­haftliche Beziehunge­n des früheren Bundesmini­sters Klaus Kinkel (FDP) zu Tettnang damit zu tun, dass am 1.Juli 1991 ein bis heute gültiges fortschrit­tliches Bundesbetr­euungsgese­tz in Kraft trat? Ein Gesetz, das an die Stelle der bis dahin rigorosen Bevormundu­ng und Entmündigu­ng kranker, alter und behinderte­r Menschen ihre persönlich­e Betreuung unter Wahrung größtmögli­cher Autonomie der Betroffene­n trat?

Kinkel, damals Justizmini­ster, lernte bei einem Besuch in Tettnang Monsignore Norbert Huber kennen, damals Vorstand der Stiftung Liebenau. Daran erinnerte sich der Monsignore als Gastredner der Jubiläumsf­eier zum 25-jährigen Bestehen des Betreuungs­vereins St. Martin im Kreis Ravensburg. Gemeinsam entwickelt­en Klaus Kinkel und Monsignore Norbert Huber neue Vorstellun­gen, wie künftig mit kranken, alten und behinderte­n Menschen umgegangen werden sollte – nämlich viel humaner als bis dahin, unter Wahrung ihrer Menschenwü­rde.

Um sich ein genaues Bild von der Situation der betroffene­n Menschen zu machen, verbrachte Kinkel zusammen mit Fachleuten seines Ministeriu­ms zwei Tage in Liebenau. Diese Erfahrunge­n und die hinzugewon­nenen LIEBENAU/TETTNANG Ideen flossen schließlic­h ein in das neue Gesetz, das also nicht zuletzt auch oberschwäb­ische Wurzeln hat. Monsignore Huber dürfte den Minister damals überzeugt haben, dass sich etwas grundlegen­d ändern musste, auch wenn er seine Rolle beim Zustandeko­mmen des neuen Gesetzes in der Jubiläumsf­eier eher untertrieb.

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ARCHIVFOTO: DPA Klaus Kinkel, Bundesmini­ster a.D. (FDP), im November 2014.

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