Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Obsternte: Weniger schlimm als befürchtet
Osterfrost am Bodensee – Unterschiedlicher Schaden je nach Lage und Sorte
- Vier Wochen nach den verheerenden und für die Obstbauern so ernüchternden Frostnächten scheint die Stimmung in der Landwirtschaft wieder etwas besser zu werden. Zum einem deshalb, weil nach Worten von Kreisbauernchef Dieter Mainberger die Ernteausfälle je nach Lage „ziemlich unterschiedlich sind“. Zum anderen deshalb, weil jetzt das Gros der Obstbauern wisse, „woran man ist“und die Politik für den Fall des Falles finanzielle Unterstützung zugesagt habe. Unterm Strich: Hier und dort ist es weniger schlimm gekommen als ursprünglich befürchtet.
Nach den Frostnächten hatte Eugen Setz (Obst vom Bodensee) nach einer Krisensitzung mit Obstbauern noch von einem Ernteausfall von bis zu 80 Prozent gesprochen. Das treffe in Einzelfällen auch zu, erklärt Mainberger gegenüber der Schwäbischen Zeitung. Als Hoffnungsschimmer nennt der Kreisbauernchef aus Kressbronn aber die von der Politik in Aussicht gestellten Hilfen. Besonders in Fällen der Existenzgefährdung. „Schon im vergangenen Jahr hat es Betriebe gegeben, die von Hagel getroffen und von Frost geplagt wurden. Sind solche Betriebe auch dieses Jahr wieder besonders betroffen, kann’s schon existenzgefährdend werden.“Dann etwa, wenn der FRIEDRICHSHAFEN Ertrag nur noch zwischen fünf und zehn Prozent liege.
Und trotzdem, Mainberger spricht seinen Kollegen Mut zu: „Wegen eines Jahres Schaden die Flinte ins Korn zu werfen, ist zu schnell geschossen.“Der Bauernchef, und er muss es ja wissen, weiß jedenfalls von keinem Betrieb im Anbaugebiet am Bodensee, wo dies nach den happigen Minusgraden rund um Ostern geschehen ist.
Zugesagte Gelder der Politik sind nach Worten von Mainberger noch keine geflossen. Das wäre auch nicht realistisch, sagt der Kreisbauernchef. „Gelder werden erst dann kommen, wenn die konkrete Erntemenge einmal feststeht.“
Ins selbe Horn stößt auch Eugen Setz: „Das Ministerium will gesicherte Erkenntnis über den Behang. Der wird erst in ein paar Wochen sichtbar. Und da ist auch noch der Juni-Fall zu berücksichtigen.“Im Übrigen, „Geld fließt, wenn überhaupt, erst 2018 – wenn es im Haushalt auch eingestellt ist“.
Unterschiede nach Lage und Sorte
Sei es bei den Äpfeln, Birnen, Kirschen, Zwetschgen oder Erdbeeren: „Was geerntet wird, wird sich zeigen“, sagt Obstbauer Dieter Mainberger. Genaues könne niemand sagen, weil es „je nach Lage und Sorte große Unterschiede gibt“. Unterschiede deshalb, weil die verschiedenen Sorten, aber auch Kernobstarten mehr oder weniger frostresistent seien, die Minusgrade je nach Lage unterschiedlich waren, weil auch eine starke und schwächere Blüte den Unterschied mache. Mainberger: „Wo es eine starke Blüte gab, gibt’s Nachblüher. Dort ist eventuell die Chance auf einen doch noch ordentlichen Ertrag gegeben.“
Wie Dieter Mainberger spricht auch Eugen Setz von „einzelnen Lagen, die etwas verschont wurden“. Der Fachmann von der Marketinggesellschaft Obst vom Bodensee geht trotz der hier und da sichtbaren kleinen Erfolgserlebnisse bei den Bauern aber weiter davon aus, „dass wir hier am See einen Schaden von historischem Ausmaß haben“.