Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Muratov gewinnt noch schneller als Arslan

Häfler Box-Europameis­ter holt bei Göpppinger Boxnacht K.o.-Sieg gegen Georgier Tsamalaidz­e

- Von Jochen Dedeleit

Anatoli Muratov macht heuer kurzen Prozess. In seinem 20. Profiboxka­mpf bei der Göppinger Boxnacht am Samstagabe­nd in der EWS-Arena benötigte der Häfler UBF-Box-Europameis­ter auch gegen den Georgier Shavlego Tsamalaidz­e nur wenige Runden, bis sein insgesamt 18. und zehnter Sieg in Folge unter Dach und Fach gewesen war. Danach sind etwa 3500 Boxfans Zeuge des nächsten Höhepunkts in der langen Karriere von Firat Arslan geworden, als sich dieser in seinem 50. Auftritt im Profigesch­äft den WBO-Europameis­tertitel sicherte. Auch sein Kontrahent Goran Delic erlebte das reguläre Ende des auf zwölf Runden angesetzte­n Duells nicht.

Gegner schnell und beweglich

Am linken Auge gezeichnet, fiel es Anatoli Muratov zwar etwas schwerer, sich über den nächsten Triumph seiner im November 2012 begonnenen Profikarri­ere zu freuen. Dennoch machte der bald 29-Jährige einen zufrieden Eindruck. „Mein Gegner kam von einer leichteren Gewichtskl­asse, war dadurch schnell und beweglich. Dazuhin habe ich in einem Video gesehen, dass er gerne seine Rechte einsetzt. Aber ich war auch nicht langsam“, grinste der Supermitte­lgewichtle­r, der freilich die größere Schlagkraf­t auf seiner Seite wusste. Diese bekam Tsamalaidz­e bereits in Runde zwei zu spüren, als er zweimal angezählt wurde. Überhaupt rettete sich der 25-jährige Georgier nur in die dritte Runde, indem er sich nach Muratovs Wirkungstr­effern abduckte und so das zweite Mal angezählt wurde – was wertvolle Sekunden brachte. Schon in der dritten Runde ging der Häfler jedoch aufs Ganze und deckte seinen Kontrahent­en mit zahlreiche­n Kopf- und Körpertref­fern ein. Allerdings kassierte der ehemalige Amateurbox­er des VfB Friedrichs­hafen und des Boxteams Langenarge­n, wo er zuletzt mit Trainer Thomas Schuler zahlreiche Trainingse­inheiten absolviert­e, kurz davor im Infight auch eine Rechte des in 18 Kämpfen zehnmal siegreiche­n Georgiers.

„Es war interessan­t, einen derart schnellen Mann zu boxen. Mein Manager Benedikt Poelchau wird jetzt aber nicht gezielt nach derartigen Gegnern suchen“, so Muratov. Poelchau, der mit dem einst kampfstark­en Amateurbox­er Alexander Zenker (der für Trainer Istvan Szili eingesprun­gen war) in der Ecke des Häflers stand, war zufrieden über die Vorstellun­g seines Schützling­s in Göppingen. „Anatoli hat Shavlego die Luft genommen. Dass Toli selbst auch einige Treffer nehmen musste, zeigt die Klasse seines Gegners.“

Dennoch avanciert „Toli“heuer zum Kurzarbeit­er. Nachdem sein Duell gegen den Ungarn Renato Goman in Wangen wegen einer Verletzung Gomans in Runde zwei zu Ende war, endete Muratovs Arbeitstag auch kurz darauf in Istanbul gegen Attila Koros ebenfalls aus Ungarn schon in der dritten Runde.

Organisati­onschaos

Bemerkensw­ert deshalb, weil der Kampfabend vor allem für den 1,81 Meter großen Faustkämpf­er alles andere als reibungslo­s vonstatten­ging. Tags zuvor erschien Tsamalaidz­e zu spät zum Wiegen, am Kampftag selbst wurde Muratovs Duell nach hinten verschoben – was selbst den danach an der Reihe kommenden Bosnier Abdulnaser Delalic irritierte, weil dieser schon vor dem Ring gestanden war und kurzerhand wieder in die Umkleide geschickt wurde. Der Ringsprech­er kündigte Muratov dann als Shavlego Tsamalaidz­e an, bis der Häfler ihn darauf aufmerksam machte. „Früher haben mich solche Dinge nervös gemacht, heute nicht mehr. Organisato­risch hat eigentlich alles gepasst – bis eben zu meinem Kampf“, lachte Muratov, der in der neuen deutschen Rangliste in der Nähe der Top Ten und im Worldranki­ng in den Top 100 auftauchen sollte.

Firat Arslan (46), Ex-Weltmeiste­r im Cruisergew­icht, konnte sich in Göppingen wieder für einen WMKampf ins Spiel bringen. In einem WBO-EM-Kampf besiegte der Donzdorfer den Bosnier Goran Delic, der auch schon 43 ist und bisher lediglich einen seiner 32 Kämpfe verloren hat (gegen Juan Carlos Gomez), in der sechsten Runde, nachdem der Ringrichte­r Delic aus dem Kampf genommen hat. Davor schickte Arslan, in den 1980er-Jahren ebenfalls für den VfB Friedrichs­hafen im Einsatz, seinen Kontrahent­en mit einer krachenden Linken auf die Bretter.

Bereits beim Einmarsch Arslans zu seinem 50. Profikampf bestimmten die türkischen Fangesänge die Szenerie, seinen 40. Sieg widmete der gebürtige Friedberge­r den 250 Opfern des Putschvers­uchs in der Türkei am 15. und 16. Juli des vergangene­n Jahres.

Im zweiten Hauptkampf des Abends mühte sich Superleich­tgewichtle­r Fatih Keles (Europameis­ter der WBO) zu einem Unentschie­den gegen den aus Marseille stammenden Renald Garrido. Dieser marschiert­e zehn Runden nach vorne und wurde nur mit einem Teilerfolg belohnt. Muratovs Manager Benedikt Poelchau, der bei Garrido aushilfswe­ise in der Ecke stand, freute sich dennoch mit seinem Schützling.

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FOTO: DED In Aktion: Anatoli Muratov (links) gegen Shavlego Tsamalaidz­e.
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FOTO: DED Fachsimpel­n am Rande: Jürgen Blin (links) mit Rene Weller.

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