Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bürgerstiftung will bekannter werden
Dieter Baur ist neuer Vorstandsvorsitzender – Über 200 000 Euro für Hilfen, Projekte und Stipendien in fünf Jahren
- Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung „Bürger für Tettnang“ist seit Anfang Juli Dieter Baur. Er übernimmt die Amtsgeschäfte von Josef Günthör, der diese Position seit der Gründung im Mai 2012 innehatte. Die Stiftung hilft unter anderem Tettnangern in Not mit finanzieller Soforthilfe. Zugleich unterstützt sie Projekte wie das Schulobstprogramm in Tettnang oder Initiativen wie das Bauwagenprojekt des Jugendhauses.
Bei der einmaligen Soforthilfe geht es um die Situationen, die das Leben schreibt. Immer wieder, so Baur, kämen Menschen unverschuldet in Not. Da sei, erinnert er sich, die Überführung eines Verstorbenen nach Tettnang gewesen – die Witwe habe sich dies damals nicht leisten können. Dort habe die Stiftung finanziell unterstützt. Es können aber auch ganz banale Dinge sein wie ein neuer Lattenrost. „Wir möchten Menschen einfach schnell und unbürokratisch helfen.“
Suche nach Betroffenen
Doch diese Menschen zu finden, ist manchmal sehr umständlich: Ämter und Organisationen dürfen die Schicksale aus Datenschutzgründen oft nicht weitermelden, sagt Dieter Baur. Und: „Manche, die wirklich etwas brauchen, melden sich nicht.“Das gelte, so Baur, unter anderem auch für ältere Menschen, die Hemmungen hätten, zu den Behörden zu gehen und um Hilfe zu bitten. Einen Grund sieht Baur darin, dass die Stiftung auch nach fünf Jahren noch nicht richtig in den Köpfen der Menschen verankert sei.
Dabei hat sie schon einiges bewegt. Beim Eigenprojekt „Stilles Ehrenamt“werden die Menschen ausgezeichnet, die hinter den Kulissen helfen, sich aber nicht in den Vordergrund drängen. Die Einbringung der Roland-Mehringer-Stiftung war 2013 mit der Verpflichtung verbunden, jährlich ein Stipendium für ein naturwissenschaftliches Studium an Nachwuchstalente zu vergeben, die Bafög-berechtigt sind.
Dafür wuchs das anfängliche Stiftungskapital von 220 000 Euro um Sacheinlagen in Form von Immobilien im Wert von zwei Millionen Euro. Neben Mitteln fürs Stipendium bleibt beim Erlös daraus noch Geld für gute Zwecke übrig. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung mittlerweile insgesamt über 200 000 Euro für Hilfen, Projekte und Stipendien ausgegeben oder zugesagt – 85 000 Euro davon sind bereits geflossen. Trotzdem: Auf Spenden ist die Stiftung auch weiterhin angewiesen.
Gegründet wurde die Stiftung von der Stadt Tettnang, der Stiftung Liebenau, der Firma Wenglor, der Sparkasse Bodensee, der Volksbank Tettnang, Dr. Eberhard Baur und etwa 150 Bürgern und Firmen. Weitere Vorstandsmitglieder sind, in verschiedenen Funktionen, Jürgen Sachsenmaier, Thomas Straub und Thomas Stauber.
Die Stiftung stehe dank der guten Arbeit von Josef Günthör auf einer guten Basis, sagt Dieter Baur. Sein Ziel als neuer Vorstandsvorsitzender sei, die Bürgerstiftung zusammen mit den Mitgliedern und anderen Vorständen in den nächsten Jahren bekannter zu machen. Denn: „Potenzielle Spender wissen teils nicht, dass es uns gibt. Und das gilt umgekehrt auch für mögliche Empfänger der Spenden.“
Das Geld komme zu hundert Prozent an. Bei der Frage nach den Verwaltungskosten zuckt Baur mit den Schultern: „Die meisten Helfer finanzieren Materialien wie Papier oder Briefumschläge oft sogar selbst und arbeiten darüber hinaus auch noch ehrenamtlich. Verwaltungskosten fallen dadurch nicht an.“