Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Hopfennarr im Rheinland
Mit Maske und Häs hat Manfred Holz vor Jahren Tettnang verlassen – Nun ist er Botschafter des Karnevals
- „Hopfennarr wird Botschafter des Karnevals“– das titelte vor wenigen Tagen die Neuss-Grevenbroicher Zeitung. Wie passen die Figur der schwäbisch-allemannischen Fasnet und der rheinländische Karneval zusammen?
Die Antwort ist einfach: Hinter dem „Hopfennarr“steckt Manfred Holz, ein gebürtiger Tettnanger. Als junger Mann hat er die Stadt verlassen, ist als Entwicklungshelfer nach Südamerika gegangen, hat anschließend in Köln studiert und ist im Rheinland hängengeblieben. Er baute sich ein neues Zuhause auf – immer dabei Häs und Maske, die Holz bei seinem Umzug mitnimmt. Neben Arbeit und Familie engagierte sich Holz für den fairen Handel, gründete 1990 die „Neusser Eine-Welt-Initiative“(Newi), ein gemeinnütziger Zusammenschluss mehrerer Institutionen, dem er viele Jahre vorsitzt. Auch ist er Vorstandsmitglied der Entwicklungsorganisation „Transfair – Verein zur Förderung des fairen Handels mit der ,Dritten Welt“. In seiner Position als damaliges Vorstandsmitglied hat Holz im Mai 2011 der Stadt Tettnang, als erster Stadt in Oberschwaben, das Fairtrade-Siegel zuerkannt.
Zum Karneval kam Holz auf Umwegen: Bei einem Treffen vor rund zwanzig Jahren habe der Geschäftsführer aller Neusser Karnevalisten zu ihm gesagt, dass Holz wie seine Frau spreche. Er wisse nicht, wie seine Frau spreche, habe Holz ihm damals geantwortet. „Sie kam aus Isny“, sagt Holz und lacht. „Das Gespräch verlagerte sich auf Tettnang.“Es sei um den Umzug gegangen, dann um den Hopfennarr. Schließlich landete Holz im Karneval. Doch noch immer schwärmt Holz von der Schönheit seiner Maske – auch wenn er Häs und Maske nur selten tragen kann.
Nur wenige Wochen nach der Übergabe des Fairtrade-Siegels an die Stadt Tettnang wird Holz 2011 Deutschlands Fairtrade-Ehrenbotschafter. „Es war mir immer ein Anliegen, dass der faire Handel nicht nur in die Stuben der Bürger reinkommt“, sagt er. Er reist durch Deutschland, zeichnet aus, vergibt Siegel und er kämpft für den fairen Handel – auch mit den Karnevalisten. Das Ziel: fairen Handel in die verschiedenen Bereiche zu bringen. Der Anlass: in diesem Fall eben Karneval. „Es gab lange Diskussionen mit den Karnevalisten, dass sie faire Produkte im Zug werfen.“
„Faires“Wurfmaterial
Seit knapp zehn Jahren seien die zehn Prozent des Wurfmaterials im Neusser Karneval „fair“. Im vergangenen Jahr habe es den „Fairtrade Prunkwagen“gegeben, der bei mehreren Umzügen in Neuss, Mönchengladbach und Düsseldorf unterwegs war. Das Wurfmaterial – „Kamelle, Schockis und Rosen“– war aus fairem Handel. Dass bald bundesweit solch Wurfmaterial eingesetzt wird, ist Holz’ Anliegen als „Botschafter des Neusser Karnevals“.
Mit seiner Berufung hat der Karnevalsausschuss ihm die Möglichkeit gegeben, bundesweit dafür zu werben. Seit Jahren sei die Berufung eines Botschafters in der Satzung verankert, teilt der Präsident des Ausschusses, Jakob Beyen, auf Anfrage mit. Erstmals sei diese Berufung ausgesprochen worden. Der Ausschuss habe sich bewusst für Holz, den Hopfennarr, entschieden. Er sei „eine eigene Institution, eine Persönlichkeit, die tief in Neuss verwurzelt ist“.
„Wichtig – und das sollte mit Herzblut geschehen – ist die positive Werbung für den Neusser Karneval.“Hierfür gebe es keinen Besseren als Manfred Holz. Und der ist trotz vieler Jahre im Rheinland auch irgendwo Tettnanger Hopfennarr geblieben: Eine Laudatio zu einer Auszeichnungsfeier im Neusser Rathaus, in der er die Partnerschaft von „Newi“und Karnevalsgruppen lobt, hat er beendet mit den Worten: „Macht also fleißig mit, ihr fairen Jecken immerzu: Mit dreifach „Ons Nüss Helau & „Montfort Jehu!“