Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gesetze und Kontrolleure
D reimal haben mich diese Woche schon Kontrolleure heimgesucht“, zürnte ein befreundeter Obstbauer. Jedes Mal sei ein halber Tag futsch und das in der Erntezeit. Und alles, was mit EU-Gesetzen zusammenhinge, sagte er weiter, würde bei uns in Deutschland besonders akribisch und von mehreren Institutionen geprüft. Besonders ärgern würde es ihn jedoch, dass es Kontrolleure gäbe, die offensichtlich von der Praxis keine Ahnung hätten. „Wahrscheinlich haben die sich noch nie mit auch nur einem Krümelchen Erde die Finger schmutzig gemacht“, sagte er. Aber nicht nur in der Landwirtschaft, auch in anderen Berufssparten wird geklagt über ausufernde Bürokratie und Verordnungen, häufig von reinen Theoretikern erdacht, die bei manchem Praktiker blanke Verzweiflung auslösen. Regeln und Gesetze gibt es seit Menschengedenken. Selbst im Paradies, wo sich der liebe Gott liebenswürdigerweise nur auf eine einzige Vorschrift beschränkte. Und schon damit gab es Probleme! Später wurden die Regeln immerhin auf zehn erhöht! Die ersten hat man ja noch in Stein gemeißelt, jetzt kommen die Gesetze, Verordnungen und Richtlinien auf Unmengen von Papier daher. Und ihre Zahl hat sich seither vertausendfacht! Den Schlusssatz, mit dem sich der Obstbauer verabschiedete, nachdem er seinen Frust abgeladen hatte, gebe ich hiermit unkommentiert weiter: In Brüssel werden die Gesetze gemacht, in Frankreich werden diese gelesen, in Italien wird überlegt wie man sie umgehen kann, in Deutschland jedoch werden sie genauestens befolgt und mindestens 3mal kontrolliert.