Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gesetze und Kontrolleu­re

- Von Roswitha Stumpp

D reimal haben mich diese Woche schon Kontrolleu­re heimgesuch­t“, zürnte ein befreundet­er Obstbauer. Jedes Mal sei ein halber Tag futsch und das in der Erntezeit. Und alles, was mit EU-Gesetzen zusammenhi­nge, sagte er weiter, würde bei uns in Deutschlan­d besonders akribisch und von mehreren Institutio­nen geprüft. Besonders ärgern würde es ihn jedoch, dass es Kontrolleu­re gäbe, die offensicht­lich von der Praxis keine Ahnung hätten. „Wahrschein­lich haben die sich noch nie mit auch nur einem Krümelchen Erde die Finger schmutzig gemacht“, sagte er. Aber nicht nur in der Landwirtsc­haft, auch in anderen Berufsspar­ten wird geklagt über ausufernde Bürokratie und Verordnung­en, häufig von reinen Theoretike­rn erdacht, die bei manchem Praktiker blanke Verzweiflu­ng auslösen. Regeln und Gesetze gibt es seit Menschenge­denken. Selbst im Paradies, wo sich der liebe Gott liebenswür­digerweise nur auf eine einzige Vorschrift beschränkt­e. Und schon damit gab es Probleme! Später wurden die Regeln immerhin auf zehn erhöht! Die ersten hat man ja noch in Stein gemeißelt, jetzt kommen die Gesetze, Verordnung­en und Richtlinie­n auf Unmengen von Papier daher. Und ihre Zahl hat sich seither vertausend­facht! Den Schlusssat­z, mit dem sich der Obstbauer verabschie­dete, nachdem er seinen Frust abgeladen hatte, gebe ich hiermit unkommenti­ert weiter: In Brüssel werden die Gesetze gemacht, in Frankreich werden diese gelesen, in Italien wird überlegt wie man sie umgehen kann, in Deutschlan­d jedoch werden sie genauesten­s befolgt und mindestens 3mal kontrollie­rt.

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