Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schüler erleben den Werdegang ihres Vesperbret­tles

Schulgemei­nschaft Argental – Grundschul­e Obereisenb­ach hat am Aktionstag „Lust auf Holz“

-

(dom) - Das Tollste kommt zum Schluss des Schuljahre­s: Im Projekt „Lust auf Holz“dürfen alle Grundschül­er aus Obereisenb­ach die Entstehung eines Vesperbret­tles zurückverf­olgen bis zum ehemaligen imposanten Baumstamm im Wald.

Es ist Donnerstag, 9 Uhr. Heute klingelt nicht die Schulglock­e, um die 2. Stunde anzukündig­en. Heute sind die Schüler im Tannauer Wald, der das Forsthaus einsäumt. Mit Helm auf dem Kopf stehen sie im Kreis rund um Förster Roland Teufel und Roland Hagg, dem Forstwirts­chaftsmeis­ter. Eine 25 Meter hohe Fichte ist auf der rauen Rinde miteinem roten Kreuz markiert. Der Waldarbeit­er setzt sich den Helm auf den Kopf, klappt Sicht- und Ohrenschut­z herunter und wirft seine Motorsäge an. Vor den Augen der Kinder sägt er zuerst einen Keil Holz heraus, treibt dann seitlich einen Kunststoff­keil hinein und sägt den Stamm unten nochmals ein. Dieser bewegt sich, ganz langsam, das Holz ächzt, der Baum streift einen anderen. Dann fällt er krachend auf den Waldboden. Die Kinder stehen mit ihren Betreuern längst in sicherer Entfernung. Ihr Staunen ist groß. Der Baumriese liegt am Boden, genau da, wo der Waldarbeit­er es vorausgesa­gt hatte.

Hier beginnt die Geschichte eines ganz alltäglich­en Vesperbret­tles. Mit einer Baumfällak­tion. Laut Plan marschiere­n an diesem „Aktionstag“die Kinder nun auf dem Radweg in Richtung Laimnau weiter. Bei den ersten Häusern biegen sie links ab. Ihr Ziel ist das Sägewerk Hertnagel. Vor der großen Halle liegt Holz, überall, in vielen Varianten. Neben Brettersta­peln tummeln sich braune Rindenberg­e, da drüben liegt ein Riesenhauf­en frisches Sägemehl. Am liebsten möchte man hineinfass­en. Da beginnen große Maschinen zu laufen, ein schwerer Stamm wird wie durch Spielerei gedreht und weiter geschoben. Das hätte der sein können, der grade noch im Wald vor ihren Füßen lag. Die kleinen Zuschauer staunen. Vor ihren Augen wird der rohe Stamm nach und nach verarbeite­t. Laut ist , und es gibt viel zu gucken. Halbe Stämme schieben sich ins Gatter hinein, weiße schöne Dachsparre­n oder Bretter gleiten hinten wieder raus. „Wir verwerten alles,“sagt Alois Hertnagel. „Auch den Abfall, der seitlich wegfällt.“Dass er das Sägeblatt nach vier Arbeitsstu­nden schon wieder schleifen muss, errät nach Abfragen keiner der Schüler. Es geht eine Treppe höher. Dort tost es noch lauter. Die Kinder halten sich die Ohren zu. Ihre Augen schauen den Funken nach, die nach allen Seiten tänzeln: Die Schleifmas­chine macht ihre Arbeit. Nun bekommt jeder ein frisch gesägtes Vesperbret­t und verstaut es schnell im Rucksack. Zurück im Forsthaus stellen sich die Kinder an vorbereite­te Tische, um ihr Brettle endlich selbst zu bearbeiten. Sie schleifen die Kanten ganz fein, feilen Mulden in den Rand und verzieren die Oberseite mit Brandmaler­ei. Jeder so, wie er will. Der Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt. Vorsicht ist geboten, doch nichts ist passiert. Zum Glück. Alle fädeln noch geschwind einen Lederbände­l durch das Loch, das sie selbst mit Hilfe eines Handbohrer­s reingebohr­t haben. Geschafft! Die Kinder sind glücklich. Jetzt wissen sie, in welchen Schritten ihr Schmuckstü­ck entstanden ist, und alle sind mächtig stolz darauf.

 ?? FOTO: DORIS MAIER ?? Der Baumriese ist bezwungen. Gerade ist er vor den Augen der Erstklässl­er von Forstwirts­chaftsmeis­ter Roland Hagg im Beisein von Förster Roland Teufel und betreuende­n Eltern gefällt worden.
FOTO: DORIS MAIER Der Baumriese ist bezwungen. Gerade ist er vor den Augen der Erstklässl­er von Forstwirts­chaftsmeis­ter Roland Hagg im Beisein von Förster Roland Teufel und betreuende­n Eltern gefällt worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany