Schwäbische Zeitung (Tettnang)
29 Jahre lang die Schule in Buch mitgeprägt
Eine „Institution“als Schulsekretärin: Lydia Bucher sagt dem Bildungszentrum „Ade“
- Am Ende des Gesprächs fällt Lydia („Lylli“) Bucher dann doch noch etwas ein, das sie nicht vermissen wird. Um 7.00 Uhr am Arbeitsplatz im Schulsekretariat zu sein, darauf mag sie, die nicht zu den Frühaufstehern zählt, gerne verzichten. Ansonsten aber sagt sie in großer Verbundenheit: „Ich zähle nicht die Tage, bis ich gehe.“Und doch geht sie zum Schuljahresende – nach 29 Jahren weg vom Bildungszentrum Buch hin in einen neuen Lebensabschnitt.
Eine solchen hatte sie auch am 19. Oktober 1988 begonnen. „Können Sie morgen anfangen?“erinnert sich Lylli Bucher noch an den Anruf des damaligen Rektors Max Jung. Die gelernte Industrie-Kauffrau konnte direkt im Anschluss an ihre Elternzeit und nachdem sie die TheodorHeuss-Schule zuvor als Elternvertreterin kennengelernt hatte.
Nach drei Vormittagen Einarbeitungszeit begann eine Zeit (nochmals unterbrochen von der Geburt zweier Kinder), von der Lylli Bucher heute sagt: „Es war für mich wie sechs Richtige im Lotto.“Was sich vor allem auf die Möglichkeit bezog, mit ihrer Familie – insgesamt vier Kinder und drei Enkel – stets zu den gleichen Zeiten Ferien und Urlaub zu machen.
Dies in Zeiten schwerer Umbrüche auch innerhalb der Meckenbeurer Schullandschaft. Mehrfach veränderte sich das Profil in Buch – von der Hauptschule mit Werkrealschule über die reine Werkrealschule hin zum Bildungszentrum, unter dessen Dach heute dreierlei Prüfungen absolviert werden können. Jene für die Hauptschule, für die Werkrealschule und für die Realschule.
Verständlich also, wenn Lylli Bucher sagt: „Es ist alles viel mehr geworden - von allen Seiten her.“Das ist keine Klage, sondern eine Bestandsaufnahme. Aus der Schule mit 189 Jungen und Mädchen, in der sie noch an der Schreibmaschine begonnen hat, ist ein Bildungszentrum mit 470 Schülern geworden. Dass in den 90er Jahren auch der Umstieg auf den PC erfolgte, ist fast schon „Frühgeschichte“. Und doch sagt es viel über Lylli Bucher aus, dass sie – unterstützt von einem stets aufgeschlossenen Max Jung und der Gemeinde – sich hier nach schlaflosen Nächten festgebissen hat. Wie sie es auch nach 2010 beim Aufbau eines neuen Verwaltungssystems für die Realschule zusammen mit Rektorin Ulrike Wiedmann tat. Mit dem Neu- und Umbau begann eine stressige Zeit, in der sich bald zeigte: „Es ging im Schulsekretariat nicht mehr allein.“Was vor allem für die Stunden zwischen 7 und 12 Uhr gilt, wenn Eltern, Schüler, Lehrer, Fremdfirmen, Mensanutzer („Frau Bucher, meine Karte geht nicht“) und viele andere mehr im Minutentakt anklopfen und etwas wollen.
Dass dies auch die Fünft- bis Zehntklässler ohne Scheu tun, darf Lydia Bucher und ihre Kolleginnen Jessica Sert und Anne Marie Pohl durchaus mit Stolz erfüllen. „Die Kinder fühlen sich wohl – auch im Schulsekretariat“, ist ihre Beobachtung.
Sie selbst fühlt sich den Sommer über in ihrem Garten wohl – „Gießen ist fast so etwas wie Meditation“. Im Winter und Frühjahr hingegen steht das Theaterspiel ganz obenan – seit Jahren ist sie festes Mitglied in der Theatergruppe Kehlen.
Was hat sie geschätzt in den 29 Jahren? „Den Umgang mit den Leuten und die Vielfältigkeit der Aufgaben“kommt die Antwort ohne Zögern. Wie auch bei Max Jung, der zu Lylli Bucher befragt, sagt: „sehr gewissenhaft, sehr menschlich, engagiert“. Sie habe „die Schule 29 Jahre lang mitgeprägt“, ist sein Empfinden.
Zeit für neuen Lebensabschnitt
In eine ähnliche Kerbe schlägt Ulrike Wiedmann, die sagt: „Als ich am Bildungszentrum 2009/10 anfing, war Frau Bucher auch für das Sekretariat der Realschule zuständig. Ohne die enorme Erfahrung von Lydia Bucher bezüglich der wiederkehrenden Aufgaben im Verwaltungsbereich von Schulen wäre ein Start in meine neue Aufgabe als Schulleiterin erheblich schwieriger gewesen. Sie war für mich stets eine absolut verlässliche Partnerin, die mit Weitsicht und Menschlichkeit eine hervorragende Arbeit geleistet hat.“
„Es ist Zeit für einen neuen Lebensabschnitt“, sagt Lydia Bucher. Dass sie den Platz für eine jüngere Kollegin räumt, geschieht durchaus bewusst. So wie sie einst die Vorteile als junge Mutter – in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – genießen konnte, will sie dies auch ihrer Nachfolgerin ermöglichen. „Es war eine superschöne Zeit“, bilanziert die 58-Jährige - und schaut davon beflügelt nach vorne.