Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sprühendes Virtuosentum
Spannende Dialoge von Violine und Klavier beim 7. Langenargener Schlosskonzert
- Mit großem Stolz hat Peter Vogel vor Beginn des 7. Langenargener Schlosskonzerts verkündet, dass die Solistin des Abends, die 25-jährige rumänische Geigerin Ioana Cristina Goicea, vor vier Wochen in Neuseeland den mit 25 000 Euro dotierten ersten Preis im Internationalen Michael Hill Violinwettbewerb gewonnen hat. In der japanischen Pianistin Natsumi Ohno hatte die Überfliegerin, die schon beim Internationalen Violinfestival in Lindau mit ungewöhnlichem Klang und besonderer Bühnenpräsenz aufgefallen war, eine ebenso sensible wie vitale Begleiterin.
Wunderbare Wärme entströmte der Geige im Largo von Mozarts Violinsonate LANGENARGEN B-Dur KV 454, die zu seinen letzten Sonaten zählt, zeitgleich mit der Oper „Don Giovanni“entstanden. Aus tiefer Stille entstand der Ton, ehe in fein abgestimmter Zwiesprache von Geige und Klavier ein plötzliches Erwachen zu sprühender Lebenslust führte. Liedhaft setzte das Andante ein, erhob sich, vom Klavier auf sanften Wogen getragen, zur klar strömenden Melodie wie eine zärtliche Liebeserklärung. Neckisch und hell funkelnd ging die Sonate zu Ende.
Geheimnisvoll und schicksalhaft
Vorbei war Mozarts Leichtigkeit, als Franz Schuberts spannungsgeladenes „Rondeau brillant“op. 70 für Violine und Klavier folgte. Mit klagendem Ton stimmte die Violine einen geheimnisvollen Nachtgesang an, schicksalhaft spielte das Klavier. Kontrastreich führte das Rondo erst zu Triumph und zuletzt zu einem virtuosen tänzerischen Finale.
Ein virtuoses Kontrastprogramm bot danach Eugène Ysaÿes Bearbeitung von Camille SaintSaëns’ „Caprice en forme de Valse“op. 52/6. Verhalten setzte ein anmutiger Walzer ein, rasante Tempowechsel, virtuose Episoden wurden zum rabiaten Teufelsspiel, bei dem einem vom Hören wie vom Sehen schwindlig werden konnte. Wie atmosphärisch begann dagegen Claude Debussys Violinsonate g-Moll, bei der die Geigerin wieder mit wunderbarem Klang betörte. Tief tauchten die Spielerinnen ein in die irreale Welt Debussys, in spukhaftes Gaukelspiel von Naturgeistern. Geheimnisvoll schillerte das Intermezzo, betörend flirrte das Finale, führte in rätselhafte Tiefen, lockte wieder ins Licht.
Mit Maurice Ravels furioser Konzert-Rhapsodie „Tzigane“für Violine und Klavier folgte ein wahnwitziges Virtuosenstück, das, ob gestrichen oder gezupft, alle nur erdenklichen ungarischen Zigeunerfeuer lodern ließ. In schwindelerregendem Wettlauf kosteten beide Instrumente die jähen Wechsel zwischen melancholisch und wütend, keck und kapriziös, mutwillig und wild aus.
Lächelnd entließ die Geigerin die Zuhörer mit Debussys „Bon Soir“als Zugabe, einem kostbaren GuteNacht-Stück voll wunderbarer Ruhe.