Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Dirk Bastin soll Bürgermeister für Digitalisierung werden
Jahreshauptversammlung des Wirtschaftsforums pro Ravensburg in Weißenau - „Standortoskar“für Schwäbisch Media
- Baubürgermeister Dirk Bastin soll künftig auch Ravensburgs Bürgermeister für die Digitalisierung werden. Das will Oberbürgermeister Daniel Rapp dem Gemeinderat vorschlagen. Rapp reagiert damit auf Forderungen des Wirtschaftsforums pro Ravensburg (Wifo), wonach die Stadt einen digitalen Kümmerer brauche. Passend dazu machte der OB die Personalie bei der Hauptversammlung des Wifo im Großen Festsaal der Klosteranlage Weißenau öffentlich. Der begehrte „Standortoskar“ging in diesem Jahr an Schwäbisch Media.
330 Unternehmen vertritt das Wifo und versteht sich als die starke Stimme der Wirtschaft in der Stadt. Vorstandssprecher Florian Burk schrieb Verwaltung und Gemeinderat schon bei der Begrüßung die Hausaufgaben ins Stammbuch: Ravensburg brauche ausreichend Gewerbeflächen, bezahlbaren Wohnraum und gute Verkehrsanbindungen. Der Luftreinhalteplan sei wichtig, müsse aber ohne Fahrverbote verabschiedet werden. Dazu bleibe die Enwicklung der Innenstadt ein entscheidendes Thema, um die Kundenfrequenz für Handel und Gastronomie zu steigern. Und schließlich müsse ein digitaler Kümmerer Ravensburg fit für die Zukunft machen. Dies hatten zuletzt auch die Fraktionen der Grünen und der „Bürger für Ravensburg“gefordert.
Die Zusage des Oberbürgermeisters folgte: „Das ist ein großes Thema. Die Stadt tut schon viel. Am Breitbandausbau und der vernetzten City sind wir dran, aber das Tempo ist enorm.“Er werde daher dem Gemeinderat vorschlagen, dass Baubürgermeister Dirk Bastin künftig auch Bürgermeister für die Digitalisierung sein soll – mit einem Fachmann an seiner Seite. „Wenn es der Stadt gut geht, geht es den Unternehmen gut. Umgekehrt gilt das auch“, sagte Rapp und griff einige der von Florian Burk angsprochenen Themen auf. Die Stadt müsse Gewerbeflächen vorrätig haben, mit diesen Flächen aber auch sorgsam umgehen. „Wachstum findet statt, ob wir wollen oder nicht. Wir müssen diesen Prozess gestalten. Der Oberbürgermeister wiederholte in diesem Zusammenhang seine Vision von der Rückkehr zum alten Ideal einer europäischen Stadt, wo Wohnen und Arbeiten miteinander verknüpft sind. 30 000 Berufseinpendler aus einem Umkreis von 60 Kilometern, wie sie Ravensburg derzeit werktags habe, seien ein ökonomischer und ökologischer Wahnsinn.
Wifo-Geschäftsführer Eugen Müller präsentierte eine umfangreiche Liste der Marketingaktivitäten. Weil diese auch viel Geld kosten, erhöht das Wifo die Mitgliedsbeiträge. Gegenstimmen dazu gab es nicht.
Einen Hauch von Hollywood zaubert jedes Jahr Vorstandsmitglied Renate Richter bei der feierlichen Verleihung des „Standortoskars“auf die Bühne. Mit dem Preis würdigt das Wifo Unternehmen, die sich in besonderem Maße für die Stadt einsetzen. Die Entscheidung sei diesmal leicht gefallen, weil sie überfällig gewesen sei, sagte Renate Richter: Der Sieger Schwäbisch Media stehe für „Ravensburg first“, eine besondere Heimatverbundenheit, Erfolg und soziales Engagement. 400 Arbeitsplätze „am Puls der Zeit“habe Schwäbisch Media in der Karlstraße geschaffen und mit dem Medienhaus ein architektonisches Ausrufezeichen gesetzt. Geschäftsführer Kurt Sabathil gab den Dank zurück: „Ravensburg ist eine wunderbare Stadt. Wir freuen uns, ein Teil ihrer Zukunft sein zu können.“