Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Heynen glaubt an die Deutschen
Der Ex-Bundestrainer genießt bei der WM-Qualifikation mit Belgien Heimrecht
- Vital Heynen, Ex-Bundestrainer und inzwischen Coach der belgischen Volleyball-Nationalmannschaft, blickt mit gemischten Gefühlen der Qualifikationsrunde für die WM in Bulgarien und Italien 2018 entgegen. Obwohl das Turnier von Mittwoch bis Sonntag im belgischen Kortrijk über die Bühne geht, sieht er Deutschland in der Favoritenrolle.
Heynen ist im Hauptberuf Trainer des VfB Friedrichshafen und eigentlich ein Optimist. Mit der Mitfavoritenrolle hat er seine Probleme. Das Turnier im eigenen Land scheint ihm nicht ganz zu behagen, er dämpft die Euphorie. Ein lustiger Kerl ist er geblieben, das zeigte sich beim 3:2 gegen Kanada, als er über fast zwei Stunden verkabelt war, sodass die Zuschauer jedes Wort von ihm mithören konnten. „Ein paar Spieler fanden es nicht lustig, denn die habe ich zusammengefaltet und einer der Schiedsrichter hat mich zur Weißglut getrieben, aber sonst war alles okay“. Und die Verkabelung sollte nicht einmalig bleiben. „Ich habe kein Problem, das zu wiederholen.“
Sportlich gesehen muss er hart arbeiten, weil nicht alles so reibungslos klappt. Vielleicht liegt es auch am Programm. Belgien hat im Mai/Juni in 28 Tagen 14 Spiele bestritten und die Endrunde der Weltliga knapp verpasst. Danach hatten die Spieler nur wenige Tage Pause. „Die müssen sich erholen, mein Gesicht für ein paar Tage vergessen“, sagt Heynen. Am 4. Juli übernahm er das Team wieder für die Feinplanung.
Für Heynen sind die Deutschen im letzten WM-Qualifikationsturnier, in dem der letzte WM-Platz ausgespielt wird, klarer Favorit. „Die sind uns fünf Schritte voraus“, sagt er. „Ich würde es an seiner Stelle auch so sagen“, sagt dazu Thilo von Hagen, Pressesprecher des deutschen Verbandes. Belgien besiegte zuletzt Serbien (3:0), die USA (3:1), Argentinien (3:1) und Italien (3:1).
In Kortrijk qualifiziert sich nur der Erste für die WM, weil Europa in Bulgarien und Italien bereits zwei Fixstarter hat. Den letzten Platz dürften Belgien, Deutschland, Spanien und Estland unter sich ausmachen. Belgien und Deutschland treffen am Samstag ab 20.10 Uhr aufeinander. „Wir haben den Vorteil, dass ich die Deutschen kenne, weil ich sie lange trainiert habe. Der Nachteil ist, dass sie mich auch ganz gut kennen. Es wird spannend“, sagt Heynen. Und es dürfte ein Duell der verschiedenen Systeme werden. Während Heynen großen Wert darauf legt, Bälle im Spiel zu halten (Block, Abwehr), will Bundestrainer Andrea Giani, dass seine Spieler Risiko gehen. Also keine langen Ballwechsel.
Für die Deutschen setzte es derweil einen Tiefschlag: Anführer Georg Grozer, beim ersten Turnier in Frankreich noch dabei, wird in Belgien fehlen. Der 32-jährige Diagonalangreifer verzichtet aus familiären Gründen, zudem werden Libero Markus Steuerwald und Mittelblocker Philipp Collin fehlen.
Wie man siegt, machten am Wochenende die deutschen Volleyballerinnen beim Grand Prix vor. Beim zweiten Vorrundenturnier in Almaty/Kasachstan gewann das Team von Bundestrainer Felix Koslowski 3:0 (25:16, 25:16, 25:23) gegen Kolumbien – der fünfte Sieg im sechsten Spiel, die Finalrunde ist damit nah.