Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kinder finden Hilfe in ihrer Trauer
Im Herbst bietet der Kinderhospizdienst „Amalie“neue Gruppe an
BODENSEEKREIS (sz) - Zehn Monate lang haben sich sechs Kinder und Jugendliche in einer speziell eingerichteten Trauergruppe getroffen. Gemeinsam lernten sie, mit dem Verlust eines geliebten und nahestehenden Menschen umzugehen. Im Herbst bietet der Kinderhospizdienst „Amalie“gemeinsam mit der SonjaReischmann-Stiftung im Landkreis Ravensburg und im Bodenseekreis eine neue Kindertrauergruppe an.
Auf einem grünen Tuch, in der Mitte eines Stuhlkreises, stehen Kerzen. Sie sind verziert mit Schmetterlingen, bunten Perlen oder Sternen. Jede Kerze erinnert an einen verstorbenen Menschen. Bei jedem der zehn Gruppentreffen hat das Licht der Kerze geleuchtet.
Wenn ein nahestehender Mensch stirbt, ist das für Kinder besonders schlimm, denn sie erleben den Tod anders als Erwachsene. Fast ein Jahr lang haben sich die sechs Kinder einmal pro Monat für zwei Stunden im Mehrgenerationenhaus am Gänsbühl getroffen. Ihnen gemeinsam ist der Verlust eines geliebten und nahestehenden Menschen. Im Kreise anderer Kinder, die sich in der gleichen Situation befinden, konnten sie über ihre Trauer sprechen. „Für die meisten Kinder ist die wichtigste Erfahrung, dass nicht nur ihnen so etwas passiert und dass sie in ihrer Situation nicht alleine sind“, erzählt Ingrid Rauch. Sie leitet die Kindertrauergruppe ehrenamtlich und wird von Michael Roth unterstützt. Mit kreativen Arbeiten bekommen die Kinder die Möglichkeit zu trauern, finden einen Weg, mit ihrer Trauer umzugehen. „Wir haben Briefe an die Verstorbenen geschrieben“, erzählt der elfjährige Tim, der um seinen Vater trauert. „Wir haben alle Ängste aufgeschrieben und dann haben wir sie verbrannt.“Das hat Tim gutgetan und seine Mutter bemerkt, wie wichtig die Entscheidung war, Tim in die Kindertrauergruppe gehen zu lassen. „Die Flasche mit der Asche des Briefes hat in seinem Zimmer einen besonderen Platz. Daran merke ich, wie wichtig diese Arbeit für ihn ist“, erzählt Mutter Michaela. „Ich weiß selber kaum, wohin mit meiner Trauer, wir brauchten Außenstehende, die neutral damit umgehen.“