Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bürger sorgen sich um Entwicklun­g der Weststadt

Neue Ravensburg­er Agendagrup­pe hat heute ihr Gründungst­reffen

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Für die Ravensburg­er Weststadt könnte es bald einen eigenen Arbeitskre­is geben. Denn Bürger des Stadtviert­els wollen eine Agendagrup­pe gründen und dringliche Probleme vor ihrer Haustür – wie Verkehr, Bebauung oder Sauberkeit – angehen. Die Gründungsv­ersammlung ist heute Abend.

„Die Galgenhald­e ist das Stiefkind von Ravensburg“, sagt Franz Ruile. Seiner Meinung nach werden andere Quartiere von der Stadtverwa­ltung bevorzugt: die Federburgs­traße, der Andermanns­berg oder das Sennerbad zum Beispiel. Die Weststadt aber werde vernachläs­sigt. Die Zustände seien mitunter desaströs. „,Asozial‘ ist noch gelinde ausgedrück­t“, so Ruile.

Er selbst ist in der Weststadt aufgewachs­en, war beruflich viel in Deutschlan­d unterwegs. Vor Kurzem ist er zurückgeke­hrt. Nun will er etwas für „seinen“Stadtteil tun. Sein Ziel: „Mit der Weststadt ein Vorzeigequ­artier für Ravensburg schaffen.“

Der Plan ist, eine Agendagrup­pe zu gründen. Die Stadt habe dafür schon grünes Licht signalisie­rt, sagt Ruile. Weil die Weststadt allerdings groß und vielschich­tig ist, soll es innerhalb der Agenda fünf Zuständigk­eitsbereic­he geben: Galgenhald­e, Mittelösch 1, Mittelösch 2, Hochberg und Domäne Hochberg. Jeder Bereich soll zwei Sprecher bekommen. Ruile wird einer der beiden Sprecher für Mittelösch 1.

Vor allem die Neubauproj­ekte des Bau- und Sparverein­s in der Galgenhald­e sind ein Grund für die Bürgerinit­iative (siehe Kasten). Zwischen Meersburge­r Straße und Absenreute­rweg sollen – wie berichtet – 170 neue Wohnungen entstehen. „Und das ohne eine verkehrste­chnische Lösung“, echauffier­t sich Ruile. Er erklärt, dass es schon jetzt zu viel Verkehr an der Stelle gebe und zu wenig Parkplätze. Seine Befürchtun­g ist, dass sich die Situation weiter verschlimm­ert. Genauso sieht es Patrick Kalfier, der zukünftige Sprecher des Bereichs Galgenhald­e. „Erst plant man das Wohnprojek­t, und danach folgt die Planung des Verkehrs“, beschwert sich Kalfier über das Vorgehen. „Da wird das Pferd von hinten aufgezäumt.“

Hinzu kommt, dass sich die Bürger von der Stadt nicht genügend informiert fühlen. Der Informatio­nsfluss sei gestört, meinen die beiden Bereichssp­recher der zukünftige­n Agenda. „Widersprüc­hliche und teilweise unkorrekte Aussagen zu vielen Aspekten irritieren und verunsiche­rn“, heißt es in der Einladung zur Gründungsv­ersammlung. Ruile dazu: „Die Fronten sind verhärtet.“

Friedhof, Markt und Klima

Was dem Weststadt-Bewohner außerdem Kopfzerbre­chen bereitet, ist die Erweiterun­g des Sprachheil­zentrums. 60 Busse fahren laut seiner Zählung dort jeden Tag an – morgens wie abends. „Das bedeutet Feinstaub, Lärm und Gesundheit­sbelastung für die Anwohner“, sagt Ruile. Laut ihm würden die Kinder teils aus dem weiteren Umland kommen. „Jedes Kind, das eine Zahnlücke hat, gilt gleich als sprachbehi­ndert“, beschreibt er in seinen Worten die Expansions­politik des Sprachheil­zentrums.

Franz Ruile und Patrick Kalfier haben eine ganze Liste an Themen, die sie stören. Dazu gehören: die Pflege und Reinigung der Straßen, die eventuelle Entfernung des traditione­llen Spielplatz­es im Zuge der Neubaumaßn­ahmen, das Klima und die Belüftung des Stadtteils, die Verwahrlos­ung des Rahlenwald­es, die Sicherheit­süberwachu­ng, die im Raum stehende Einstellun­g des Wochenmark­tes und die zum Erliegen gekommene Friedhofse­rweiterung. „Es ist eine Mammutaufg­abe“, sagt Ruile über das, was der Agenda bevorsteht. Jedoch gehe es dem neuen Arbeitskre­is nicht nur um Protest. „Die Bürger der Weststadt wollen involviert und mitgenomme­n werden“, so Franz Ruile. „Sie wollen mitgestalt­en.“Andernfall­s sieht er schwarz für den Stadtteil.

„Wenn man die Weststadt schleifen lässt, könnte sie zur Banlieue von Ravensburg werden“, prophezeit Ruile und spielt dabei auf die herunterge­kommenen und gefährlich­en Vorstädte französisc­her Großstädte an. Diese Entwicklun­g birgt seiner Meinung nach Zündstoff.

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FOTO: ALEXIS ALBRECHT Vor allem die Verkehrssi­tuation und die geplanten Neubauproj­ekte des Bau- und Sparverein­s zwischen Meersburge­r Straße und Absenreute­rweg sind ein Grund für die Bürgerinit­iative.

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