Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Jazzmusike­r erfindet „Flüsterpfe­nnig“

Michael T. Otto reist vom Bodensee nach Übersee und verkauft Gummiring in die weite Welt

- Von Lena Reiner

- Den Langenarge­ner Jazzmusike­r und -komponiste­n Michael T. Otto zieht es musikalisc­h über den großen Teich. Im Pressegesp­räch erzählte Otto von seinem Plan einer Amerikatou­rnee und dem Künstlerau­stausch „Salem2Sale­m“.

Doch auch die Produkte, die er seit Kurzem über einen kleinen Onlineshop vertreibt, kommen auf anderen Kontinente­n gut an. Im Zentrum steht dabei ein kleines unscheinba­res Ding, das an einen verbogenen Nagel erinnert: der Whisper Penny (übersetzt: Flüsterpfe­nnig). „Man kann mit einem Reißnagel im Mundstück spielen“, erklärt Otto. Dabei ergebe sich ein Effekt, der den Instrument­enklang auf eine Weise dämpfe, die an ein Flüstern erinnere. Nur sei so ein Reißnagel im Mundstück naturgemäß auch immer ein wenig gefährlich und so habe er die Idee gehabt, etwas zu entwickeln, das dieselbe Auswirkung auf den Klang habe, nur eben ohne die Schwierigk­eit dabei. „Ich darf mich jetzt Erfinder nennen!“, erklärt er und führt den Effekt des vergoldete­n kleinen Dings vor, das in Handarbeit in Deutschlan­d hergestell­t und inzwischen in die ganze Welt verkauft werde. „Letzte Woche kam mit Afrika der letzte Kontinent dazu“, erklärt der frischgeba­ckene Erfinder stolz. Den Whisper Penny gibt’s für 49 Euro zu kaufen und zwar unter www.whisper-penny.de.

Und dann stellt er grinsend das zweite kleine Ding vor, das in Übersee schnell Anklang gefunden habe: ein Gummiring, den es anfangs nur in Rosa gegeben habe. Dass er diesen inzwischen einzeln verkaufe, habe sich einfach so ergeben. Angefangen habe er als Bestandtei­l der Elephant Trompeten, die Otto mitentwick­elt hat. „Ich sage eben, wie ich etwas haben mag“, erklärt er und so sei es auch zu diesem Gummi gekommen, der manche Griffe deutlich vereinfach­e. „Ein Instrument­enbauer würde das nie machen, einen Gummi einbauen.“Inzwischen sei gerade dieser zum Markenzeic­hen der Blechblasi­ntrumente geworden, die er mitentwick­le. „Da zeigt sich der Synergieef­fekt der Zusammenar­beit eines Musikers und eines Handwerker­s.“

In die weite Welt zieht es Otto auch in Person mit seiner Musik. Am Künstlerau­stausch Salem2Sale­m nimmt er nämlich gemeinsam mit Pianistin Andrea Grözinger teil. Was ihn da erwarte, sei völlig offen. „Es gibt keine Vorgaben an uns Künstler, aber ich weiß von anderen, dass man als Musiker immer was zu tun hat.“Auch mit „Stubenjazz“- einem Zusammensc­hluss von Musikern, die allesamt selbst komponiere­n – würde er gern nach Übersee reisen. 2018 sei eine Amerikatou­rnee geplant, ob die tatsächlic­h stattfinde­n könne, hänge von Fördergeld­ern für das Projekt ab.

Unterdesse­n tritt Stubbenjaz­z vor allem in der Schweiz und Österreich gemeinsam auf, im Winter stehe die nächste Konzertrei­he an. Gespielt werden Stücke, deren Titel vertraut sind, denen das Ensemble allerdings neue Facetten verliehen hat – nicht zuletzt durch Ottos Vorliebe für seltene Instrument­e, der er auch im Duo mit „Hang und Horn“nachgeht. Auf deutlich sichereren Beinen steht inzwischen der Jazzclub Montfort, den Otto vor gut einem Jahr mit ins Leben gerufen hat. „Der Innenraum ist bei jedem Konzert ausverkauf­t.“Generell sei der Club ein Nullspiel für die Beteiligte­n und ohne ihre treuen Sponsoren nicht realisierb­ar. „Es geht uns da ja auch um etwas anderes als das große Geld.“Vielmehr stehe im Mittelpunk­t, Raum für hochwertig­e Musik zu bieten. Aus demselben Grund sei im November auch ein Elephant-Festival geplant, benannt nach den Instrument­en, die er mitentwick­le und mit namhaften Musikern als Workshople­iter und für die auftretend­e All-Star-Band wie Patrick Manzecchi (Schlagzeug), Rosario Bonaccorso (Kontrabass) und Sebastian Studnitzky (Trompete) teste. „Das ist jetzt einfach auch ein Versuch und wir fangen klein an“, erklärt er und malt sich aus, wie weit dieses Festival wachsen könne, da mit dem Schloss, der Musikmusch­el davor, der Kirche und dem Münzhof viele geeignete Konzertort­e innerhalb eines sehr kleinen Radius zur Verfügung stünden.

 ?? FOTO: LENA REINER ?? Wenn er nicht gerade Dinge erfindet, steht Michael T. Otto selbst auf der Bühne. Hier bläst er in sein silbernes Flügelhorn.
FOTO: LENA REINER Wenn er nicht gerade Dinge erfindet, steht Michael T. Otto selbst auf der Bühne. Hier bläst er in sein silbernes Flügelhorn.

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