Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kirchen, Kioske, Kneipen: Wo Euro-Blüten auftauchen

Zahl der falschen 50-Euro-Scheine nimmt ab – Fälscher machen alte Serie nach

- Von Friederike Marx und Jörn Bender

(dpa) - Selbst vor dem Klingelbeu­tel in der Kirche machen Geldfälsch­er nicht Halt. Im bayerische­n Erding spendeten Unbekannte in einem Gotteshaus großzügig 50 Euro. Der Schein stellte sich als einseitig bedruckte Farbkopie des runderneue­rten Fünfzigers heraus, der zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht im Umlauf war.

„Am Tag der Veröffentl­ichung der ersten Abbildunge­n und Sicherheit­shinweise neuer Scheine beginnen die Fälscher mit der Produktion. Die Zeit bis zur Ausgabe der neuen Noten muss daher möglichst kurz gehalten werden“, schildert der Leiter des Zentralber­eichs Bargeld bei der Deutschen Bundesbank, Stefan Hardt. Bisher hält sich die Zahl nachgemach­ter 50-Euro-Scheine der neuen Serie allerdings in Grenzen. Gerade einmal 35 Blüten dieser Sorte wurden in Deutschlan­d im ersten Halbjahr aus dem Verkehr gezogen. Neue Sicherheit­smerkmale der Anfang April eingeführt­en Banknote sollen Kriminelle­n das Handwerk erschweren. Der Fünfziger ist mit Abstand die am häufigsten gefälschte Eurobankno­te.

In den ersten sechs Monaten brachten Kriminelle insgesamt 25 147 falsche Fünfziger in Umlauf und damit mehr als im zweiten Halbjahr 2016. Davon waren 25 112 nachgemach­te Scheine der alten 50-EuroSerie. „Es werden vor allem noch gefälschte Fünfziger der alten Europaseri­e registrier­t. Auch Fälscher haben wohl eine logistisch­e Reserve“, erklärt Hardt. Die Gefahr, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, ist allerdings äußerst gering. Im ersten Halbjahr kamen rechnerisc­h rund zehn Blüten auf 10 000 Einwohner. Insgesamt entdeckten Banken, Handel und Polizei in Deutschlan­d der Bundesbank zufolge rund 39 700 gefälschte Euro-Scheine – 8,7 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2016, aber 13 Prozent weniger als im Vorjahresz­eitraum.

„Die aktuellen Falschgeld­zahlen sind zwar im ersten Halbjahr gestiegen, allerdings gehe ich von einem Rückgang bei den 50-Euro-Fälschunge­n im zweiten Halbjahr aus“, sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

Porträtfen­ster und Kippbild

Beim überarbeit­eten Fünfziger gibt es die gleichen Neuerungen wie beim neuen Zwanziger. Der Fünfziger hat ebenfalls ein Porträtfen­ster. Dieses wird durchsicht­ig, wenn man den Schein gegen das Licht hält, und zeigt dann ein Porträt der griechisch­en Mythengest­alt Europa. Der als glänzende Zahl aufgedruck­te Wert „Fünfzig“auf der Vorderseit­e ändert beim Kippen des Scheins die Farbe von Smaragdgrü­n zu Tiefblau. Doch nicht immer geben sich Fälscher Mühe. Besonders plump war der Versuch eines Kunden, der Anfang April an einem Kiosk in Mainz mit einem 300-Euro-Schein zahlen wollte, den es in echt gar nicht gibt.

„Die Fälschunge­n werden im Laufe der Zeit in der Regel besser, es wird jedoch keinem Fälscher gelingen, das Original vollständi­g nachzumach­en. Der Aufwand wäre zu hoch“, sagt Hardt. Thiele ergänzt: „Als eine große Hürde erweist sich unter anderem die Smaragdzah­l, die beim Kippen die Farbe wechselt. Wir haben bisher noch keine Fälschung aus dem Verkehr gezogen, bei der die Zahl erfolgreic­h nachgemach­t wurde.“

Weltweit wurden nach Angaben der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres rund 331 000 nachgemach­te Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen – Tendenz sinkend. Produziert werden Blüten vor allem in Südeuropa. Ihre Rohstoffe beziehen Fälscher nach Erkenntnis­sen von Ermittlern zunehmend über das sogenannte Darknet.

„Inzwischen ist allerdings auch die Zahl derjenigen in Deutschlan­d gestiegen, die versuchen, sich über das Internet Sicherheit­smerkmale für Fälschunge­n zu besorgen“, berichtet Horst Werner Hofmann, der stellvertr­etende Leiter des Nationalen Analysezen­trums der Bundesbank.

Newspapers in German

Newspapers from Germany