Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein fliegender Teppich bringt Weltmusik

Hinreißend­es Quartett „Cuadro Nuevo“in der Aula des Gymnasiums

- Von Christel Voith

- Mit dem „Fliegenden Teppich“ist das Quartett „Cuadro Nuevo“am Donnerstag­abend in Tettnang gelandet und hat in der vollen Aula des Montfort-Gymnasiums mit seiner „World Music“für helle Begeisteru­ng gesorgt.

Der Teppich – wie Klarinetti­st und Saxophonis­t Mulo Francel berichtet, eben erst in einem kleinen Laden in Kairo „erhandelt“– hängt TETTNANG vom Bühnenrand herunter und erzählt von den musikalisc­hen Ausflügen des reiselusti­gen Quartetts. Am Chiemsee beheimatet, lassen sich die vier begeistern­den Musiker inspiriere­n von unterschie­dlichen Musikkultu­ren, „die es gibt und die es nicht gibt“.

Sie nehmen die Musik der Gastländer hinein in ihre Kompositio­nen, lassen sich bereichern durch orientalis­che Klänge wie durch Klezmer oder Musette, durch den Tango Argentino und durch auf dem Balkan oder in Samos erlebte Musik. Wellen des Ozeans inspiriere­n ebenso wie der Traum des Ikarus, mit dem die Zuhörer über dem Meer schweben dürfen.

Es ist eine vielfarbig­e, nostalgisc­h-akustische Musik, zwar verstärkt, aber nie schmerzhaf­t, sondern wie auf Händen tragend, eine wunderbare Ruhe ausstrahle­nd, die sich auf die Zuhörer überträgt, schon beim Eingangsst­ück „Flying Carpet“, das dem Programm seinen Namen gegeben hat.

CD mit Musikern aus Kairo

Die CD dazu haben sie zusammen mit Musikern aus Kairo aufgenomme­n, und viel von dieser Begegnung ist auch in ihre Musik eingefloss­en, die bald orientalis­ch, bald wieder europäisch, ja sogar mal wienerisch klingt.

Jeder der vier ist ein virtuoser Meister auf seinem Instrument, besser auf seinen Instrument­en, denn die wechseln von Stück zu Stück, treten in spannenden Solo-Acts hervor, verbinden sich zum Duett, zum Quartett. Da ist der Kopf des Quartetts, ECHO-Preisträge­r Mulo Francel, der souverän bald zum Sopranoder Tenorsaxop­hon oder zur Bassklarin­ette greift, der auch mal mit den Nägeln auf den Klappen trommelt, um den Akkordeoni­sten Andreas Hintersehe­r zu begleiten. Dieser wiederum lässt sein Akkordeon wunderbar melodisch und melancholi­sch singen oder er greift zum Vibrandone­on mit langem gebogenen Mundstück, dessen Mundharmon­ika-Stimmzunge­n noch etwas wehmütiger klingen.

Hände trommeln auf den Knien

Immer wieder wandert Hintersehe­r mit seinem Akkordeon zum Bassisten D.D. Lowka, der mit ansteckend­er Spielfreud­e ebenso das Schlagzeug samt Bongo oder den Kontrabass schlägt, dass bald die Hände der Zuhörer auf den Knien trommeln und die Beine wippen. Was wäre das Quartett ohne die blonde Harfenisti­n Evelyn Huber, die auf ihrer Harfe zaubert, ihr mitreißend­e Klanggewit­ter entlockt oder – weit häufiger – sie geheimnisv­oll und atmosphäri­sch zirpen und singen lässt.

So geht die Reise, sympathisc­h moderiert von Mulo Francel, von Kairo zu Ozeanwelle­n, von fiebrigen Orient-Klängen zu Balkan-Paprika und zum Traum des Ikarus und landet zuletzt bei der „Canzone della strada“, einem dynamische­n „Wettkampf“von Akkordeon, Tenorsaxop­hon, Harfe und Kontrabass, der mit seinem ganzen Korpus zum Percussion-Instrument wird.

Ein letztes „Gracias a la vida“, ein Danke an das Leben, 1966 von Violeta Parra und 1971 von Mercedes Sosa gesungen, und das Quartett begibt sich an seinen Stand. Dort gibt es viele CDs und sogar noch Langspielp­latten (LPs), von denen viele neue Besitzer finden.

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