Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein fliegender Teppich bringt Weltmusik
Hinreißendes Quartett „Cuadro Nuevo“in der Aula des Gymnasiums
- Mit dem „Fliegenden Teppich“ist das Quartett „Cuadro Nuevo“am Donnerstagabend in Tettnang gelandet und hat in der vollen Aula des Montfort-Gymnasiums mit seiner „World Music“für helle Begeisterung gesorgt.
Der Teppich – wie Klarinettist und Saxophonist Mulo Francel berichtet, eben erst in einem kleinen Laden in Kairo „erhandelt“– hängt TETTNANG vom Bühnenrand herunter und erzählt von den musikalischen Ausflügen des reiselustigen Quartetts. Am Chiemsee beheimatet, lassen sich die vier begeisternden Musiker inspirieren von unterschiedlichen Musikkulturen, „die es gibt und die es nicht gibt“.
Sie nehmen die Musik der Gastländer hinein in ihre Kompositionen, lassen sich bereichern durch orientalische Klänge wie durch Klezmer oder Musette, durch den Tango Argentino und durch auf dem Balkan oder in Samos erlebte Musik. Wellen des Ozeans inspirieren ebenso wie der Traum des Ikarus, mit dem die Zuhörer über dem Meer schweben dürfen.
Es ist eine vielfarbige, nostalgisch-akustische Musik, zwar verstärkt, aber nie schmerzhaft, sondern wie auf Händen tragend, eine wunderbare Ruhe ausstrahlend, die sich auf die Zuhörer überträgt, schon beim Eingangsstück „Flying Carpet“, das dem Programm seinen Namen gegeben hat.
CD mit Musikern aus Kairo
Die CD dazu haben sie zusammen mit Musikern aus Kairo aufgenommen, und viel von dieser Begegnung ist auch in ihre Musik eingeflossen, die bald orientalisch, bald wieder europäisch, ja sogar mal wienerisch klingt.
Jeder der vier ist ein virtuoser Meister auf seinem Instrument, besser auf seinen Instrumenten, denn die wechseln von Stück zu Stück, treten in spannenden Solo-Acts hervor, verbinden sich zum Duett, zum Quartett. Da ist der Kopf des Quartetts, ECHO-Preisträger Mulo Francel, der souverän bald zum Sopranoder Tenorsaxophon oder zur Bassklarinette greift, der auch mal mit den Nägeln auf den Klappen trommelt, um den Akkordeonisten Andreas Hinterseher zu begleiten. Dieser wiederum lässt sein Akkordeon wunderbar melodisch und melancholisch singen oder er greift zum Vibrandoneon mit langem gebogenen Mundstück, dessen Mundharmonika-Stimmzungen noch etwas wehmütiger klingen.
Hände trommeln auf den Knien
Immer wieder wandert Hinterseher mit seinem Akkordeon zum Bassisten D.D. Lowka, der mit ansteckender Spielfreude ebenso das Schlagzeug samt Bongo oder den Kontrabass schlägt, dass bald die Hände der Zuhörer auf den Knien trommeln und die Beine wippen. Was wäre das Quartett ohne die blonde Harfenistin Evelyn Huber, die auf ihrer Harfe zaubert, ihr mitreißende Klanggewitter entlockt oder – weit häufiger – sie geheimnisvoll und atmosphärisch zirpen und singen lässt.
So geht die Reise, sympathisch moderiert von Mulo Francel, von Kairo zu Ozeanwellen, von fiebrigen Orient-Klängen zu Balkan-Paprika und zum Traum des Ikarus und landet zuletzt bei der „Canzone della strada“, einem dynamischen „Wettkampf“von Akkordeon, Tenorsaxophon, Harfe und Kontrabass, der mit seinem ganzen Korpus zum Percussion-Instrument wird.
Ein letztes „Gracias a la vida“, ein Danke an das Leben, 1966 von Violeta Parra und 1971 von Mercedes Sosa gesungen, und das Quartett begibt sich an seinen Stand. Dort gibt es viele CDs und sogar noch Langspielplatten (LPs), von denen viele neue Besitzer finden.