Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schulz fordert schnelle europäisch­e Antworten

Im Streit um die Flüchtling­spolitik mahnt der SPD-Kanzlerkan­didat eine gemeinsame Afrika-Strategie an

- Von Sascha Meyer (dpa) und KNA

BERLIN - SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz hat in der Debatte über die Flüchtling­spolitik schnelle europäisch­e Antworten verlangt. In der „Bild am Sonntag“warnte Schulz vor einem erneuten Flüchtling­szuzug wie 2015. Der SPD-Chef forderte zudem eine europäisch­e Afrika-Strategie: „Mehr Fairness im Handel, mehr und effiziente­re Entwicklun­gshilfe, ein Stopp der Waffenverk­äufe in Krisenregi­onen“, sagte er der Zeitung. „Ohne eine wirtschaft­liche Perspektiv­e für Afrika wird es kein Ende des Flüchtling­sdramas geben.“

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat zu Realismus und einem langen Atem bei der Integratio­n der Flüchtling­e in Deutschlan­d aufgerufen. „Wir müssen vor allen Dingen den Menschen sagen, dass das eine Riesenaufg­abe ist, die uns möglicherw­eise Jahrzehnte beanspruch­en wird“, sagte das Staatsober­haupt im ZDF-Sommerinte­rview.

Migranten würden Hilfen angeboten, um in der deutschen Gesellscha­ft tatsächlic­h anzukommen. Damit verbunden sei aber auch die Erwartung: „Respektier­t unsere Tradition und respektier­t vor allen Dingen die Regeln, die in diesem Lande gelten.“Steinmeier warb um Verständni­s für unterschie­dliche Sichtweise­n bei dem Thema. „Nicht das eine oder das andere ist alleine moralisch richtig.“Dabei sollte eine Polarisier­ung vermieden werden, dass die einen sagen, die Integratio­n sei kein Problem – und andere nur über Probleme redeten. Steinmeier bezog sich auch direkt auf seinen Vorgänger Joachim Gauck, der im Herbst 2015 gesagt hatte: „Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkei­ten sind endlich.“

Die Grünen-Spitzenkan­didatin Katrin Göring-Eckardt rief die Bundesregi­erung auf, „endlich eine langfristi­ge Flüchtling­spolitik“voranzutre­iben. „Menschen auf der Flucht sollen über feste Kontingent­e in den Mitgliedst­aaten der Europäisch­en Union und in Deutschlan­d Asyl beantragen können“, erklärte sie. Außerdem müsse es auf europäisch­er Ebene eine dauerhafte Lösung für die Umverteilu­ng von Flüchtling­en geben.

Probleme beim EU-Marineeins­atz

„Es ist allerhöchs­te Zeit zum Handeln“, mahnte Göring-Eckardt. „Hunderte von Menschen sterben bei der Flucht über das Mittelmeer; die Situation in Italien spitzt sich zu.“

Im Vorgehen gegen illegale Migration stößt der EU-Marineeins­atz zur Ausbildung von libyschen Küstenschu­tzkräften laut „Welt“auf Probleme. Kurz vor Beginn des neuen Ausbildung­slehrgangs, der auf dem Festland in Italien und Spanien durchgefüh­rt werden solle, hätten sich erst 75 Kandidaten für eine Ausbildung als Küstenschü­tzer gemeldet, heißt es.

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FOTO: DPA SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz.

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