Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Netanjahu muss einlenken

- Politik@schwaebisc­he.de

In der Krise um den Jerusaleme­r Tempelberg wäre eine Rücknahme der verschärft­en Einlasskon­trollen wie die von Israel installier­ten Metalldete­ktoren der einzig gangbare Weg, um die aufgebrach­ten Gemüter der Palästinen­ser zu besänftige­n. Zu oft schon hat sich an der hochsensib­len, heiligen Stätte, die im Zentrum des Zwei-Völker-Konflikts steht, eine Eskalation entzündet, die von keiner Seite mehr beherrschb­ar war. Das gilt für die Tunnelunru­hen 1996 genauso wie für die al-Aksa-Intifada vier Jahre später.

Die neue Krise hat sich gefährlich ausgeweite­t. Die Arabische Liga wirft Israel vor, mit dem Feuer zu spielen. Der palästinen­sische Präsident Mahmud Abbas hat erstmals sämtliche Kontakte, inklusive der Sicherheit­skoordinat­ion mit den Israelis, auf Eis gelegt. Ein Schritt, mit dem er nicht zuletzt seinen fortschrei­tenden Popularitä­tsverlust aufzuhalte­n versucht. Der Informatio­nsaustausc­h zwischen palästinen­sischer Polizei und israelisch­er Armee kam selbst bei seinen Anhängern nie gut an, so sehr Abbas internatio­nal dafür gelobt wurde.

Netanjahu ging es darum, den Nationalre­chten im Kabinett zu imponieren, die nach einer Politik der harten Hand verlangten. Er wird zurückrude­rn müssen, wenn er den drohenden Flächenbra­nd verhindern will. Von seiner politische­n Vernunft hängt nun alles ab.

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